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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada
Autoren: Lauren Weisberger
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war.
    »Hi, Em, wie geht’s?«, trällerte ich und massierte meinen blo ßen Fuß, sorgsam darauf bedacht, ihn nicht in Berührung mit dem versifften Boden des Taxis kommen zu lassen.
    Auf solch munteres Gezwitscher war sie offenbar nicht gefasst. »Andrea?«
    »Ja, ich bin’s, am Apparat. Was gibt’s? Ich hab’s ziemlich eilig, also...« Sollte ich sie unverblümt fragen, ob sie anrief, um mir zu kündigen? Ach, dieses eine Mal konnte ich ihr Zeit zum Luftholen lassen. Derweil wappnete ich mich für die Gardinenpredigt, die unweigerlich auf mein Haupt niedergehen würde – wie konntest du sie und mich und Runway und die ganze Welt der Mode bloß so enttäuschen und blamieren, bla, bla, bla, aber es kam nichts dergleichen.
    »Ja, ach so, natürlich. Ich habe also gerade mit Miranda gesprochen …« Sie ließ den Satz verklingen, als hoffte sie, ich würde ihn fortsetzen und ihr erklären, dass das Ganze ein großer Irrtum war und ich in den seither verstrichenen vier Minuten alles wieder ausgebügelt hatte.
    »Und hast gehört, was passiert ist, nehme ich an?«

    »Äh, ja. Andy, was ist denn bloß los?«
    »Das sollte ich vielleicht dich fragen, hm?«
    Schweigen.
    »Hör zu, Em, ich werde das Gefühl nicht los, dass du meine Entlassungspapiere vor dir liegen hast. Ist schon okay – ich weiß, dass die Entscheidung nicht auf deinem Mist gewachsen ist. Also sie hat dir gesagt, dass du mich abservieren sollst?« Obwohl ich mich so leicht fühlte wie seit Monaten nicht mehr, hielt ich unwillkürlich den Atem an; vielleicht schlug das Schicksal ja doch Kapriolen, und Miranda hatte meine rüde Abfuhr nicht als unverschämt, sondern als höchst eindrucksvoll empfunden.
    »Ja. Ich soll dir mitteilen, dass du fristlos gekündigt bist und dein Zimmer im Ritz räumen sollst, bevor sie von der Modenschau zurück ist.« Sie sprach leise, mit einem Anflug von Bedauern in der Stimme. Vielleicht sah sie innerlich schon all die Stunden, Tage und Wochen vor sich, die es sie kosten würde, wieder eine Nachfolgerin zu finden und anzulernen, aber irgendwie klang es, als steckte noch mehr dahinter.
    »Ich werde dir fehlen, stimmt’s, Em? Komm, spuck’s schon aus. Ich sag’s auch keinem weiter. Wenn’s nach mir geht, hat das Gespräch nie stattgefunden. Du lässt mich nicht gerne ziehen, was?«
    Wunder über Wunder: Sie lachte. »Was hast du zu ihr gesagt? Von ihr war immer nur zu hören, du hättest dich sehr derb und undamenhaft benommen. Genaueres konnte ich nicht aus ihr herauskitzeln.«
    »Ach, wahrscheinlich weil ich ihr gesagt habe, dass sie mich am Arsch lecken kann.«
    »Ist nicht wahr!«
    »Was meinst du, warum du mich feuern sollst? Glaube mir, es ist wahr.«
    »O mein Gott.«
    »Tja, ich müsste lügen, wenn ich nicht zugäbe, dass es der großartigste Moment in meinem ganzen kläglichen bisherigen
Leben war. Aber jetzt stehe ich natürlich blöd da: von der mächtigsten Frau im Verlagsgeschäft vor die Tür gesetzt. Mein so gut wie ausgereiztes Kreditkonto wieder aufzufüllen, kann ich mir wohl erst mal abschminken, und mit neuen Jobs in der Magazinbranche sieht es auch düster aus. Vielleicht sollte ich mich im feindlichen Lager bewerben? Die würden mich doch mit Kusshand nehmen?«
    »Logo. Schick Anna Wintour deine Unterlagen – sie und Miranda konnten sich noch nie besonders riechen.«
    »Mhm. Ich denke drüber nach. Du, Emily, wir sind uns deswegen aber nicht böse, oder?« Natürlich war uns beiden klar, dass wir außer Miranda Priestly nichts, aber auch rein gar nichts gemeinsam hatten, doch ich wollte die Gunst der Stunde nutzen.
    »Nein, wo denkst du hin«, sagte sie gekünstelt – wohl wissend, dass ich von nun an in ihren Kreisen nicht einmal mehr mit spitzen Fingern angefasst werden würde. Ab heute musste Emily so tun, als wäre ich Luft für sie, aber damit konnte ich leben. Vielleicht würden wir in zehn Jahren, wenn sie bei der Modenschau von Michael Kors in der ersten Reihe saß, während ich immer noch bei Filene’s einkaufen und im Benihana essen ging, über die ganze Sache herzlich lachen. Vielleicht aber auch nicht.
    »Ich würde ja gern weiter mit dir schwatzen, aber im Moment sitze ich ziemlich in der Scheiße. Ich muss mir überlegen, wie ich am schnellsten nach Hause komme. Meinst du, ich kann das Ticket für den Rückflug noch benutzen? Sie kann mich doch nicht gut feuern und im Ausland auf dem Trockenen sitzen lassen?«
    »Verständlich wäre es durchaus, Andrea.« Aha! Eine letzte
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