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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada
Autoren: Lauren Weisberger
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Spitze. Tröstlich zu wissen, dass letztlich doch alles beim Alten blieb. »Schließlich hast ja eigentlich du sie sitzen lassen – hast sie durch dein Benehmen gezwungen, dich zu feuern. Aber so rachsüchtig wird sie schon nicht sein. Stell uns einfach die Umbuchungsgebühr
in Rechnung, ich deichsle das dann irgendwie.«
    »Danke, Em. Das ist echt nett von dir. Und dir auch viel Glück. Du wirst bestimmt mal eine super Moderedakteurin.«
    »Wirklich? Glaubst du?«, fragte sie eifrig. Mir war zwar schleierhaft, wieso sie irgendwas auf die Meinung der größten Modeniete aller Zeiten gab, aber sie klang ganz aus dem Häuschen.
    »Auf jeden Fall. Da beißt die Maus keinen Faden ab.«
    Kaum war ich mit Emily fertig, rief Christian an – und wusste natürlich schon Bescheid. Unglaublich. Ließ sich von mir aber mit Wonne die pikanten Einzelheiten schildern und deckte mich mit Versprechungen und Angeboten ein – eine Kombination, bei der mir wieder übel wurde. Ich ließ ihn so cool wie möglich abfahren und versprach lediglich, mich zu melden, wenn mir danach war.
    Monsieur Renaud und sein Gefolge wussten offenbar, o Wunder, noch nichts von meinem unrühmlichen Abgang. Jedenfalls überschlugen sie sich fast vor Beflissenheit, als ihnen zu Ohren kam, dass ich wegen eines Notfalls in der Familie unverzüglich die Heimreise antreten musste. Die blitzfix vom Hotel zusammengetrommelte Kleinarmee brauchte genau eine halbe Stunde, um mir einen Platz im nächsten Flieger nach New York zu sichern, meinen Krempel zusammenzupacken und mich auf den Rücksitz einer mit allen feuchtfröhlichen Freuden des Lebens ausgestatteten Limousine Richtung Charles de Gaulle zu verfrachten. Der Fahrer schien durchaus zu einem Schwätzchen aufgelegt, aber meine Antworten fielen eher einsilbig aus: Ich wollte die verbleibenden Minuten meines Daseins als miesest bezahlte, aber höchst privilegierte Assistentin der freien Welt ganz und gar auskosten. Ein letzter, langer, genüsslicher Schluck von diesem köstlich trockenen Gesöff aus einer eleganten Champagnerflöte. Ich hatte 11 Monate und 44 Wochen – umgerechnet gut 3000 Arbeitsstunden – gebraucht, um endgültig
zu dem Schluss zu kommen, dass aus mir im Leben kein Spiegelbild von Miranda Priestly werden würde.
    Hinter dem Zoll fand ich diesmal keinen Fahrer in Livree mit hochgehaltenem Schild vor, sondern meine Eltern, die bei meinem Anblick strahlten wie zwei Honigkuchenpferde. Wir fielen uns in die Arme, und sobald sie sich von dem Schock über mein Outfit erholt hatten (hautenge, völlig verwaschene D&G-Jeans, Pumps mit Pfennigabsätzen und eine total durchsichtige Bluse – hey, das stand so unter der Kategorie »Verschiedenes«, Unterpunkt »Transport vom und zum Flughafen« und war bei weitem das Passendste, was die Belegschaft von Runway mir für eine Flugreise mitgegeben hatte), rückten sie mit der frohen Botschaft heraus: Lily war wach und bei vollem Bewusstsein. Wir fuhren auf direktem Weg ins Krankenhaus, und kaum war ich zur Tür herein, durfte ich mich von meiner frisch aus dem Koma erwachten Freundin wegen meines Aufzugs schwach anreden lassen.
    Nach ihrer Entlassung musste sie sich natürlich noch mit den Gerichten herumschlagen: Immerhin war sie volltrunken und mit überhöhter Geschwindigkeit entgegen der Einbahnstraße gefahren. Doch da die übrigen Beteiligten mit leichten Blessuren davongekommen waren, hatte der Richter ein Höchstmaß an Milde walten lassen und ihr lediglich einen Termin bei der Suchtberatung zur Auflage gemacht sowie sie zu ungefähr 30 Jahren gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Der Eintrag wegen des Trunkenheitsdelikts allerdings würde ihr bleiben. Wir redeten nicht viel darüber – sie gab immer noch nicht gern zu, dass sie ein Alkoholproblem hatte -, aber als ich sie von der ersten Gruppensitzung im East Village wieder abholte, meinte sie immerhin, es sei ganz cool gewesen, nicht zu viel Gefühlsduselei, aber natürlich irgendwie doch »total nervig«. Ich quittierte Letzteres mit Emilys tödlichem Spezialblick, worauf sie einräumte, es seien ein paar ganz süße Typen dabei, und es könne ja nicht schaden, wenn sie zur Abwechslung mal einen netten
Abend lang nüchtern bliebe. Na bitte. Meine Eltern hatten sie überredet, zum Dekan ihrer Fakultät von Columbia zu gehen und Klartext zu reden. Zunächst graute es ihr natürlich davor, aber letztlich erwies es sich als guter Schritt: Er beurlaubte sie für den Rest des Semesters, ohne dass sie
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