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Der Teratologe (German Edition)

Der Teratologe (German Edition)

Titel: Der Teratologe (German Edition)
Autoren: Wrath James White , Edward Lee
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Bryant. »Und wen interessiert’s?«
    »Stimmt … Jesus.« Westmore schaute verträumt drein. »Und ich bin der Glückspilz, der das erste Foto von ihm machen darf. Warum gerade ich?«
    »Vielleicht ist es dein Karma«, ätzte Bryant. »Sonst weiß ich übrigens nur noch eins: Wir bleiben jetzt so lange hier sitzen, bis seine Leute eintrudeln und uns abholen.«
    Westmore schaute auf seine K-Mart-Uhr. »Ich kann nicht zu lange warten. Ich möchte das schnell hinter mich bringen. Mein Flug geht gegen 23 Uhr und ich möchte mein Hinterteil samt seinem miesen Karma pünktlich um 19:05 Uhr wieder auf diesen Barhocker schieben.«
    »Warum ausgerechnet um 19 Uhr fünf? «, wunderte sich Bryant.
    »Die Yankees spielen heute Abend gegen Boston. Komm schon, Mann, mach einfach mit. Die Yankees, die Yankees .«
    »Ja, aber sieh mal, was da gerade läuft.«
    In dem Fernseher in der Ecke verlas eine Nachrichtensprecherin die aktuelle Topmeldung: »… fanden sämtliche Mitglieder der Kirchengemeinde von St. Simon’s die Aufnahmen von Vater Thomas Corelli in ihrem Briefkasten vor. Corelli genoss hohes Ansehen unter den Gläubigen der größten katholischen Kongregation in Texas, als er zu Beginn des letzten Monats überraschend um seine Freistellung bat. Laut Polizei zeigen die Fotos Pater Corelli in verschiedenen kompromittierenden Situationen bei sexuellen Handlungen. Ein Sprecher verweigerte ebenso wie die Diözese jeglichen weiteren Kommentar …«
    »Sieht aus, als würden es die hohlen Kats mit Fassung tragen«, schmunzelte Westmore.
    Bryant ergänzte: »Nicht nur die Katholiken. Letzte Woche habe ich einen Bericht über Sexvideos gesehen, die einem lokalen Fernsehsender in Tennessee zugespielt wurden. Sie zeigten einen Kerl, wie er es einem Collie von hinten besorgt. Es handelte sich um einen hochrangigen Priester der örtlichen Baptistengemeinde.«
    Westmore staunte ihn mit offenem Mund an. »Du verarschst mich doch.«
    »Nein, guckst du etwa keine Nachrichten? Es sind mehrere solcher Skandale in den letzten Monaten publik geworden. Ein weiterer in South Carolina, irgendein Protestant. AVI-Clips, die über Nacht im Internet auftauchten. In allen Fällen das gleiche Muster: Die Betroffenen waren entweder gerade im Urlaub oder hatten sich kurz vorher freistellen lassen. Die organisierte Religion in diesem Land geht rasant vor die Hunde.«
    Es ist eine abgefuckte Welt!, dachte Westmore.
    In den Nachrichten war gerade zu hören, dass die US Air Force versehentlich eine 8000-Kilogramm-Bombe, eine sogenannte Daisy Cutter, über einem Lebensmittellager der Vereinten Nationen in Afghanistan abgeworfen hatte.
    Ja. Wirklich verdammt abgefuckt …
    »Mr. Bryant, Mr. Westmore.« Die Stimme war klar prononciert und erklang gänzlich unvorbereitet in ihrem Rücken. »Ich hoffe, Sie mussten nicht zu lange warten?«
    Die beiden drehten sich um. Westmore erhob sich.
    »Ich bin Philip Michaels, Mr. Farringtons persönlicher Assistent.« Er war schlank, trug sein dunkles Haar kurz und hob sich in seinem elegant geschnittenen dunklen Anzug aus der Masse hervor. »Wenn Sie so freundlich wären, mir zu folgen. Ich werde die Herren zum Anwesen fahren.«
    Westmore tastete nach seiner Kameratasche und hatte die Bar schon fast verlassen, als die Barfrau ihn erinnerte: »Nicht so schnell, alter Mann, ich bekomme noch elf Dollar für die Drinks.«
    Pah! Küss mich wenigstens zuerst, Schätzchen! Und erinnere mich beim nächsten Mal vor der Bestellung dran, dass es viel zu teuer ist, in Flughafen-Bars zu saufen … Westmore zahlte hastig, gab ihr einen Dollar Trinkgeld und wandte sich endgültig zum Gehen, als sie meinte: »Vergiss deine Quittung nicht. Für die Steuer. Keine Geschenke für Uncle Sam, sage ich immer.«
    Ist ja schon gut. Er nahm den Beleg aus ihrer Hand entgegen und trottete aus der Bar. Als er das Blatt gerade in die Tasche stopfen wollte, fiel ihm auf, dass die Barfrau ihre Telefonnummer auf die Rückseite gekritzelt hatte. Tja, was sagt man dazu?
    Vielleicht befand sich sein Karma ja doch auf dem Weg der Besserung.
    Er schloss zu Bryant und Michaels auf, als sie die Tür bei der Gepäckausgabe erreichten. Der Autor und der Assistent übten sich in Smalltalk. Westmore konnte nicht hören, worüber sie redeten, aber ihm schoss ein spontaner Gedanke durch den Kopf: Vielleicht stammt Farrington aus England. Sein Assistent, Michaels, sprach mit deutlich britischem Akzent. Er lehnte sich näher heran, um der Unterhaltung zu
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