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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub)
Autoren: Emma Temple
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hatte Brandon gemurmelt: »Warum sollten wir dann nicht gleich versuchen, eine kleine Ava entstehen zu lassen?«
    Und Sina hatte ihn tief in sich aufgenommen und sein Lächeln erwidert. »Ich könnte mir keinen besseren Zeitpunkt denken, als ausgerechnet am Vorabend von Ruihas Abschied eine starke, schöne Urenkelin zu zeugen!« Als sie das sagte, kam es ihr wie ein Versprechen vor. Ein großes, heiliges Versprechen.
    Als sie später in der Nacht noch einmal aufwachte, erinnerte sie sich plötzlich an den verschütteten Eingang der Mine, die seit so vielen Jahren die Erinnerung an das schreckliche Unglück in sich barg. Und mit einem Mal wusste sie auch, was sie unbedingt machen musste: In Matakite einen Gedenkstein errichten. Eine steinerne Erinnerung an die Männer, die an diesem Tag ihr Leben lassen mussten, weil ein anderer Mann den großen Traum vom großen Reichtum verfolgte. Sina lächelte, als sie wieder einschlief. Morgen nach der Beerdigung würde sie sich einen Steinmetz suchen, der ihren Wunsch nach einem Ort des Gedenkens umsetzen würde.
    In dieser Nacht quälten sie keine Träume von einem bösen Haka-Tänzer mehr. Sie schlief tief und sicher in Brandons Armen. Die Geister der Vergangenheit hatten endlich Ruhe gefunden.
    Sina ließ erneut ihren Blick über die Trauergäste wandern, während die letzten Takte des Hakas verklangen. Ganz hinten stand ein hoch gewachsener, älterer Mann. Seine gepflegten Haare fielen ihm in weichen Locken bis auf die Schultern, seine Augen lagen hinter den Gläsern einer Sonnenbrille verborgen. Sie schätzte ihn auf Anfang oder Mitte sechzig. Seine gebräunten Hände lagen locker ineinander verschränkt.
    Sina runzelte die Stirn. Sie konnte sich nicht vorstellen, was dieser distinguierte Mann mit Ruiha zu tun haben sollte. Er sah gebildet und wohlhabend aus, nach einer der reichen Familien Neuseelands.
    Er schien ihren Blick zu spüren und wandte ihr sein Gesicht zu. Einen Moment lang schien er zu erstarren. Dann griff er langsam an seine dunkle Sonnenbrille und zog sie sich vom Gesicht.
    Sina erstarrte.
    Er hatte grünblaue Augen.
    Wie Ava.
    Wie sie selbst.



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