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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
Autoren: Bettina Münster
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wird er kein zweites Mal machen, dafür hast du gesorgt. “ Beinahe w ütend wendete sie sich ab und fuhr sich erneut mit der Zunge über die Fänge, deren Spitzen bereits wieder aus dem Zahnfleisch lugten. Sie konnte sich ihre eigene Wut nicht erklären. Müsste sie sich nicht geschmeichelt fühlen, dass Roy sie verteidigen wollte? Hatte er das gemeint, als er sagte, dass junge Vampire sich schlecht beherrschen konnten? Sie verstand sich ja selbst nicht mehr!
    Evelyn lächelte sie freundlich an. „Keine Sorge. Mit etwas Training fahren sie nicht sofort aus. Das lernst du alles noch.“
    Emily hatte plötzlich genug davon, als Attraktion angegafft zu werden. Sie war in dieser Nacht gestorben und als Vampir ins Leben zurückgekommen. Sie hatte das Todesurteil für die Familie Watson unterschrieben und wahrscheinlich ihre Eltern, die im Jenseits sehnsüchtig auf sie warteten, bitterlich enttäuscht. Nun versuchte sie verzweifelt, mit ihrem veränderten Körper , dem damit verbundenen Gefühlschaos und ihren neuen Möglichkeiten umzugehen und wurde dabei wie eine Zirkusattraktion angestarrt. Außerdem schien Roy sie nun automatisch als sein Eigentum zu betrachten. Oder war das normal in einer guten Partnerschaft? Es reichte. Sie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte schnurstracks Richtung Treppe.
    „Wo willst du denn hin?“ Roy holte sie mühelos ein.
    „In mein Zimmer. Da bin ich keine Attraktion wie aus dem Zirkus. Lasst mich einfach alle in Ruhe!“
    Verwirrt nahm sie zur Kenntnis, dass das katzenhafte Knurren aus ihrer eigenen Kehle kam, ebenso wie das Fauchen zwischen voll ausgefahrenen  Zähnen. Sie wusste, dass in diesem Augenblick ihre Augen glutrot leuchteten.
    Roy grinste, anstatt auf sie zu hören. „ D u bist noch schöner, wenn du wütend bist.“
    „Ja ja, die ungestüme Jugend…“ Evelyn gackerte leise, blieb aber lieber am Fuß der Treppe stehen , weil sie Emilys noch unberechenbares Temperament fürchtete.
    Ohne auf die dummen Sprüche einzugehen, rannte Emily die Treppe hoch, einem Moment der Einsamkeit entgegen.

20
    Die junge Frau saß auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster, in die tiefe Dunkelheit. Als es leise an der Tür klopfte, ignorierte sie es. Doch Roys Stimme, die wenig später in ihren Kopf drang, konnte sie nicht ignorieren.
    ‚Emily, rede mit mir. Lass mich rein.‘
    Mit einem mentalen Befehl öffnete sie die Tür. Und erschrak zutiefst, als die Tür tat, was sie ihr befohlen hatte.
    Fassungslos starrte sie zuerst auf die Tür, dann auf Roy. „Oh man, wie hab ich…“
    Roy lächelte. „Ich würde sagen, eine deiner übersinnlichen Fähigkeiten haben wir gerade entdeckt. Ich bin sehr gespannt, welche du noch hast. Wahrscheinlich wirst du eine ausgeprägte Telepathin werden, nach dem zu urteilen, was du schon als Mensch drauf hattest.“
    Emily wandte sich wieder ab und senkte traurig den Blick. Roy fragte gar nicht erst, sondern setzte sich unaufgefordert neben ihr auf die Bettkante.
    „Was ist los mit dir? Eben hast du dich noch über dein neues Ich gefreut, und jetzt bläst du Trübsal?“
    Emily zuckte nur mit den Schultern. „Du hast doch gesagt, Jungvampire wären launisch.“
    Sie wandte sich zu ihm um und sah ihm direkt in die unergründliche Tiefe seiner Augen.
    „Roy, was habe ich alles aufgegeben? Dort im Wald schien es mir das Richtige zu sein , jedenfalls soweit ich Zeit hatte, darüber nachzudenken . Aber… ich hatte ein schönes Leben in New York. Es war vielleicht nicht das Erfüllteste, aber es war schön. Ich weiß nicht, was ich…“
    Roy nahm sanft ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken.
    „Was genau vermisst du denn?“
    „Zu sagen, dass ich das Sonnenlicht bereits vermisse, wäre maßlos übertrieben, weil ich noch keinen Sonnenaufgang verpasst habe. Aber… ich vermisse meine Wohnung, meine Freunde. Ich vermisse es, meine gewohnte Umgebung um mich zu haben. Auch meine Schüler fehlen mir. Und ich… ich möchte wieder schreiben. Ich habe so viel erlebt in den letzten Wochen, habe so viele Eindrücke im Kopf, dass ich gleich mehrere Bücher daraus machen könnte. Ich will zurück in meine Wohnung, mich an meinen Schreibtisch setzen und loslegen.“
    Der Vampir nickte verständnisvoll. „Emily, das hat nichts mit deinem neuen Dasein zu tun.“
    Sie sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?“
    „Du hast einfach nur Heimweh, Süße. Das, was du gerade aufgezählt hast, hat nichts damit zu tun, dass du jetzt eine
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