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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache
Autoren: Jaclyn Moriarty
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EINE LÜGE! ICH VERARSCHE EUCH!
    Welches Sternzeichen haben Sie? Finden Sie, dass es Ihrer Persönlichkeit entspricht?
    Ich finde, man müsste ein paar neue Sternzeichen erfinden. Von den bisherigen passt keins zu mir. Ich habe mir eins ausgedacht, das »Britney« heißt. Eine Britney ist eine unbekümmerte Person, die später einmal Krankenschwester oder Meteorologin werden will. Britneys haben Fingernägel, die leicht brechen, und brauchen daher viel Kalzium.
    Erzählen Sie uns etwas Überraschendes von sich. Rauchen Sie? Oder trainieren Sie vielleicht Schwertkampf?
    Kaum zu glauben, dass Ihr von meinem Schwertkampftraining wisst. Wer hat Euch davon erzählt? Wisst Ihr auch, dass ich jeden Nachmittag ein paar Stunden lang Drachen töte? Allerdings rauche ich nicht. Früher schon, aber letztes Jahr habe ich aufgehört, weil Emily mich dazu gezwungen hat. Was tut man nicht alles für seine Freundinnen! Eigentlich wollte ich ja Kettenraucherin werden, weil mir das Wort so gut gefällt: »Kette«. Das Wort mag ich übrigens immer noch. Wie in Papierkette, Kettenbrief, Sträflingsketten und Kettenhemd. Beim Schwertkampf trage ich immer ein Kettenhemd.
    Em hat mich nach einer Antiraucherkampagne an unserer Schule dazu
gezwungen, das Rauchen aufzugeben. Sie zeigten uns diese Werbung,
in der sich ein Mädchen eine Zigarette in den Mund steckt, ohne zu
merken, dass es sich bei der Zigarette eigentlich um einen Metallhaken handelt. Dabei müsste man das doch spüren. Jedenfalls bohrte
sich der Haken durch die Lippe des Mädchens. Versteht Ihr? Die Zigarette als sprichwörtlicher Haken!
Super, was?
Hinterher konnte Em mich nicht mehr mit Zigarette im Mund sehen,
ohne sofort an den Haken in meiner Lippe denken zu müssen. Sie fällt
aber auch jedes Mal auf diese psychologischen Tricks herein.
Und jetzt erzählt mir mal was über Euch.
    Schreiben Sie einen Gedanken für den Tag auf.
    Mein Gedanke für heute ist, dass dieses Heft totale Zeitverschwendung ist und ich in einer Million Jahre keine Schriftstellerin werde.
    Zeit für einen weiteren Memo Quickie! Erzählen Sie uns das Erste, was Ihnen einfällt.
    Ich erinnere mich daran, wie Cassie über den Pausenhof der Grundschule auf uns zugerannt kommt, ihr Springseil in der Hand. Weil sie Geburtstag hat, durfte sie gerade die Pausenglocke läuten. Em und ich haben unsere Brote schon halb aufgegessen, bis Cassie endlich fertig geläutet hat und zu uns rüberläuft. Ihr Glockengebimmel klang fürchterlich. Em und ich sind super darin, die Glocke an unseren Geburtstagen zu läuten. Bei uns macht sie immer kling-klang, kling-klang, wie es sich für eine Messingglocke gehört. Bei Cass klang es mehr nach schepper, schepper. Krach. Wahrscheinlich hat sie einfach nur an ihr gerüttelt. Cass kommt zu uns und sagt: »Die Glocke klang doof, was?« Und Em sagt: »Mmmnja«, und ich sage: »Kann sein, kann auch nicht sein«, und Em sagt: »Keine Sorge, das liegt nur daran, dass du nicht so gerne im Mittelpunkt stehst«, und Cass steht ganz still vor uns, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen, und wickelt sich das Springseil ums Handgelenk.
    Welchen Klang hören Sie gerne? Erzählen Sie uns davon!
    Da ist manchmal so ein Geräusch in meinem Kopf, wie Elektrizität oder quakende Frösche. Einmal fuhr ich nach der Schule mit dem Bus nach Hause und vor uns überquerte eine Entenfamilie die Straße. Ich saß im Sitz direkt neben dem Fahrer. Damals war ich etwa acht Jahre alt und in den Busfahrer verliebt. Er war doppelt so dick wie der Bus und hieß Barney. »He, Kleine«, sagte Barney immer. »Heute geht was, stimmt’s?« Ich tat immer so, als wüsste ich, was er damit meinte. »Klar«, sagte ich immer. »Heute geht echt was.« Ich saß also da und hüpfte neben Barney über die Schlaglöcher und wartete darauf, das irgendwas ging. An den Kreuzungen beugte sich Barney mit seinem fetten Bauch über das Steuerrad, um besser zu sehen. Oder er konzentrierte sich darauf, die Insekten von der Scheibe zu entfernen, indem er mit Wischwasser und Scheibenwischern nach ihnen zielte. An jenem Tag fuhr ich wie immer mit dem Bus nach Hause und da sah ich eine Entenmutter und ihre fünf kleinen Entenbabys. Sie standen am Straßenrand. Ich saß da, starrte durch das staubige Fenster und vergaß, Barney auf sie hinzuweisen. Ich sah sie, sagte aber keinen Ton. Genau in dem Moment, als Barney kopfschüttelnd in den Rückspiegel starrte und einige lärmende Schüler beobachtete, beschloss die
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