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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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Spur von ihm finden. Und soweit ich mitbekommen habe, wurde dieses Schlachthaus vor ein paar Tagen zerstört. Daher beschränken sich meine Aussagen auf Vermutungen und Gerüchte.«
    Mattie wurde wütend. »A lso, Herr Fassbinder oder wer auch immer Sie in Wirklichkeit sind, ich war im Keller dieses Schlachthauses, kurz bevor es in die Luft flog, daher beschränkt sich das, was ich weiß, nicht auf Vermutungen oder Gerüchte. Ich habe die Leichen der gefolterten Mütter gesehen, die den Ratten zum Fraß vorgeworfen wurden, während ihre Kinder zusehen mussten. Ich habe die Knochen mit eigenen Augen gesehen.«
    Fassbinder wurde aschfahl im Gesicht. »I ch… ich hatte keine Ahnung, dass sich diese Dinge dort ereignet haben, wirklich nicht. Das schwöre ich bei allem, was mir lieb ist.«
    »A ber mein Vater wusste davon?«, bohrte Dietrich nach. »E r hatte das mit dem Schlachthaus herausgefunden– und hat sich eines Abends betrunken und dir erzählt, er könne sich an diesen abscheulichen Verbrechen nicht beteiligen und wolle mit demjenigen, der diese Folterungen und Morde in Auftrag gegeben hat, nichts zu tun haben. Stimmt das?«
    Fassbinders Kopf zuckte nach hinten, als würde er von einem schweren Gewicht gezogen, bevor er angestrengt seufzte, kaum merklich nickte und sich räusperte.

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    »E r, dein Vater, hatte genauso wie ich Gerüchte gehört über die geheimen Krematorien, die wir betrieben und in die die Leichen der Verschwundenen gebracht wurden«, begann Fassbinder. »D ein Vater führte eine persönliche Ermittlung durch. Was er herausfand, entsprach zum Teil der Wahrheit, zum Teil waren es weitere Gerüchte. Aber es reichte, um Conrad Frommer einen Schock zu versetzen, und Conrad Frommer ließ sich nur schwer schockieren.«
    »E r hat Ihnen keine konkreten Beweise geliefert?«, fragte Mattie.
    Fassbinder sah sie wie ein naives Kind an und lachte. »K onkrete Beweise? Frau Engel, im Ministerium für Staatssicherheit war nichts konkret. Dort bestand alles nur aus Illusion, Rauch und Spiegeln, Gerüchten und Anschuldigungen, offenen Lügen und raffiniert ausgeklügelten Halbwahrheiten. Niemand wusste das besser als Conrad.«
    »W arum?«, fragte Dietrich. »W as genau hat mein Vater bei der Stasi gemacht?«
    Fassbinders Augenbrauen hoben sich. »H at er dir das nie erzählt?«
    »N ein«, antwortete Dietrich.
    Das überraschte den Alten noch mehr. »D u hast wirklich keine Ahnung?«
    »N ein.«
    Wieder lachte Fassbinder, diesmal aber wegen des Geheimnisses, das Dietrichs Vater um sich gemacht hatte, was ihn sehr verwunderte. Er beugte sich verschwörerisch vor. »D ein Vater war ein guter Polizist, Hans, ein hervorragender Ermittler wie du«, erzählte er so leise, dass Mattie Mühe hatte, ihn zu verstehen. »E r war so gut, dass er auserwählt wurde, um für Richard Goter geheime Ermittlungen durchzuführen. Er gehörte zu den Männern, die für Goter den Dreck wegputzten.«
    »G oter?«, rief Dietrich. »D u meinst Richard Goter, den Leiter der Stasi?«
    »I ch habe doch gesagt, dein Vater hatte Talent«, erwiderte Fassbinder, als wäre Dietrich ein Trottel. »C onrad hat in direktem Auftrag wesentliche Aufgaben für Goter erledigt.«
    »A ber was ist mit dem Schlachthaus? Und Falk?«, fragte Mattie, obwohl sie diese Informationen schockierend und gleichzeitig faszinierend fand. »E rzählen Sie uns, was Sie von Herrn Frommer erfahren haben.«
    Der Alte machte ein verbittertes Gesicht. »E r sagte, er habe irgendwie entdeckt, dass das Schlachthaus in Ahrensfelde als Goters persönliche Folterkammer benutzt wurde. Dort seien Leute hingebracht worden, auf deren Geheimnisse es die Stasi abgesehen hatte.«
    »U nd Falk war der Folterknecht?«
    »U nd der Vollstrecker, wie mir jetzt klar wird«, antwortete Fassbinder.
    In der nächsten halben Stunde erzählte ihnen Fassbinder alles, was er wusste– Tatsachen, Gerüchte und Vermutungen.
    Conrad Frommer hatte Falks Vornamen nie erwähnt, oder zumindest erinnerte sich Fassbinder nicht. Falks Vater leitete das staatliche Schlachthaus in den Sechziger- und Siebzigerjahren. Als Junge half Falk im Schlachthaus mit, und angeblich stand er seiner Mutter sehr nahe.
    Als er zehn Jahre alt war, wurde seine Mutter– Maskenbildnerin bei der Deutschen Staatsoper– verhaftet, wegen Hochverrats angeklagt und nach Hohenschönhausen gebracht. Sie hatte anderen Ostdeutschen geholfen, mit der U-Bahn in den Westen zu fliehen.
    Der Sohn war äußerst schlau, in der Schule
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