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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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die zweitstärkste Macht auf Erden.«
    Präsident Malrout bekommt ein Stück Toast in den falschen Hals und hustet.
    »Und warum sollen wir in den Ameisenhaufen keine französischen Konsulate eröffnen, wenn Sie schon dabei sind!« Der Minister lächelte nicht.
    »Ja, daran habe ich bereits gedacht.«
    »Unglaublich, Sie sind unglaublich!« rief der Präsident aus und rang die Hände.
    »Vergessen Sie, daß es um Ameisen geht. Stellen Sie sich vor, es wären Außerirdische. Es sind keine Außerirdischen, sondern Innerirdische. Ihr einziger Fehler besteht darin, daß sie winzig klein sind und unseren Planeten seit jeher besetzen.
    Darum bemerkten wir nicht mehr, daß sie etwas Wunderbares an sich haben.«
    Der Präsident sah ihm unverwandt in die Augen.
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Nr. 103 offiziell treffen«, erwiderte Hisaud ohne Zaudern.
    »Wer ist das?«
    »Eine Ameise, die uns gut kennt und uns gegebenenfalls als Vermittler dienen könnte. Sie laden sie in den Elysée-Palast ein, zum Beispiel zu einem zwanglosen Frühstück – sie ißt höchstens einen Tropfen Honig. Es spielt keine große Rolle, was Sie zu ihr sagen. Was zählt, ist, daß sich unser Staatsoberhaupt mit ihr unterhält. Madame Ramirez wird Ihnen den Pheromonübersetzer zur Verfügung stellen. Technische Probleme haben Sie dann keine.«
    Der Präsident geht im Zimmer auf und ab, blickt lange auf den Garten hinaus. Er scheint das Für und Wider abzuwägen.
    »Nein. Klipp und klar nein! Ich lasse mir lieber die Gelegenheit entgehen, meiner Epoche den Stempel aufzudrücken, als mich der Lächerlichkeit preiszugeben. Ein Präsident, der mit einer Ameise spricht … Was wir da für ein Gelächter ernten würden!«
    »Aber …«
    »Schluß damit. Mit Ihren Ameisengeschichten haben Sie meine Geduld lange genug mißbraucht. Die Antwort lautet nein, endgültig nein. Auf Wiedersehen, Hisaud!«
     

219. EPILOG
    Die Sonne steht im Zenit. Über dem Wald von Fontainebleau liegt eine große Helligkeit. Fremdartige Spinnennetze verwandeln sich in Deckchen aus Licht. Es ist warm.
    Unter den Zweigen wackeln kleine unbedeutende Wesen.
    Der Horizont ist karmesinrot. Die Farne schlafen ein. Das Licht erschlägt alles und alle. Die starke, reine Strahlung trocknet die Szenerie aus, wo sich eines unter vielen Abenteuern abgespielt hat.
    Und weit über den Sternen, in den Tiefen des Firmaments, dreht sich langsam die Galaxie, gleichgültig gegenüber dem, was in ihrem Planetenstaub passiert.
    Doch für ein kleines Ameisendorf auf der Erde ist es das letzte Wiedergeburtsfest der Saison. Einundachtzig Prinzessinnen aus Bel-o-kan schwingen sich zur Rettung der Dynastie auf.
    Zwei Menschen, die dort vorbeigehen, sehen sie.
    »Schau mal, Mama, die ganzen Fliegen!«
    »Das sind keine Fliegen. Das sind Ameisenköniginnen. Denk mal an den Dokumentarfilm, den du im Fernsehen gesehen hast. Das ist ihr Hochzeitsflug. Sie lassen im Flug die Männchen zu sich kommen. Und dann fliegen vielleicht einige von ihnen weit weg, um neue Reiche zu gründen.«
    Die Prinzessinnen fliegen hoch in den Himmel hinauf. Hoch und immer höher, um den Meisen zu entgehen. Die Männchen holen sie ein. Gemeinsam steigen sie weiter und weiter. Die Helligkeit verschluckt sie, und nach und nach gehen sie in den glühenden Strahlen des Sonnengestirns auf. Wärme, Helligkeit, Licht. Alles wird weiß, blendend weiß.
     
    WEISS.
     

     

GLOSSAR
     
    ABSOLUTE KOMMUNIKATION (AK): Vollständiger Austausch von Gedanken durch Antennenkontakt.

    ALTER: Im Schnitt lebt eine geschlechtslose rote Ameise drei Jahre.

    AMEISENSÄURE: Strahlenwaffe der roten Ameisen. Die größte Ätzwirkung wird derzeit bei einer Säurekonzentration von sechzig Prozent erreicht.

    ANTENNENSEGMENT: Eine Antenne hat elf Segmente, jedes für eine andere Art von Information.

    BANDWÜRMER: Parasiten, die die Ameisen blaß und schwach machen.

    BEL-O-KAN: Hauptstadt der roten Föderation.

    BELO-KIU-KIUNI: Mutter der Königin Chli-pu-ni. Erste Königin, die Gespräche mit den Fingern geführt hat.

    BIENEN: Fliegende Nachbarinnen. Die Bienen verständigen sich durch den Schwänzeltanz in der Luft oder auf Wachs.

    CHEMISCHE BIBLIOTHEK: Neue Erfindung. Aufbewahrungsort für Gedächtnispheromone.

    DOKTOR LIVINGSTONE: Bezeichnung der Finger für ihre Sende-/Empfangssonde.

    DUFOURDRÜSE: Drüse zum Ziehen einer Pheromonfährte.

    FERNSEHEN: Menschliches Kommunikationsmittel.

    FEUER: Der Gebrauch von Feuer ist durch eine
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