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Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte

Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte

Titel: Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte
Autoren: Karin Müller
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Erstaunlicherweise wunderte sich niemand über das seltsame Gespann. Aber es war auch so gut wie niemand zu Fuß unterwegs, denn es war Sonntagmorgen und der Himmel sah auch an diesem Tag bedrohlich nach Regen aus.

    „Oh, ich hab Seitenstiche“, stöhnte Kathi nach einer Weile und hielt schnaufend an. „Können wir bitte langsamer laufen?“
    „Ich auch“, gab Mats zu und blieb ebenfalls stehen.
    Schnaubend kehrte Neila zu den beiden zurück. „Schon gut“, sagte sie. „Aufsitzen. Ich habe gesehen, wie man Zweibeiner trägt.“
    „Ich möchte lieber nicht“, behauptete Kathi. Erstaunt sah Mats seine Schwester an. „Du lässt dir die Chance entgehen, ein Ufo zu reiten? Ich meine … du ?“
    „Ich steig doch nicht auf ein wildfremdes Pony ohne Zaumzeug, das offenkundig gar nicht eingeritten ist“, zischte sie. „Und außerdem … wie sollen wir denn da lenken und bremsen?“
    „Das habe ich gehört“, antwortete Neila gelassen. „Du musst nicht lenken. Ich kann denken.“
    „Los, komm schon, Memme“, drängelte Mats und hüpfte unbeholfen an dem glitzernden Pony hoch. Doch beim zweiten Anlauf gelang es ihm, aufzuspringen.
    „Du kannst doch gar nicht reiten“, wandte Kathi hilflos ein. Aber da hatten sich die beiden bereits in Bewegung gesetzt. Also rannte sie notgedrungen hinterher und zog sich an Mats’ Arm hinter ihm auf den Ponyrücken.
    „Boah, wir reiten ein außerirdisches Pony!“, kreischte Mats aufgekratzt. „Kannst du auch fliegen, Neila?“
    „Ach, halt die Klappe!“ bat Kathi und flehte innerlich, dass das Ufo-Pony nicht darauf eingehen würde.
    Doch es kam viel schlimmer. Ein gewaltiger Sog zwang sie, die Augen zu schließen. In ihrem Bauch zog sich alles zusammen, und sie hatte das beklemmende Gefühl, als würde ihr Frühstück an die Magenwände gepresst. Kathi bekam kaum Luft, und als sie wieder atmen konnte, waren sie mitten auf dem Hof des Reitvereins angekommen.
    „Boah!“, hustete Mats. „Was war das denn? Hast du uns hergebeamt?“
    Kathi sprang ab. „Mir ist schlecht.“
    „Lichtgeschwindigkeit“, erklärte Neila knapp. „Das geht einfach in der Erdatmosphäre.“ Sie sah sich um, und ihr Blick war reichlich missbilligend. „Und hier leben … Pferde?“, fragte sie ungläubig.
    Kathi folgte dem Blick über den ordentlich gefegten gepflasterten Hof. Eine ältere Frau putzte ihren Wallach, der mit durchhängendem Strick an einem Querbalken am Waschplatz angebunden war. Auf dem Sandpaddock dösten zwei Ponys. Auf dem Reitplatz longierte eine Frühaufsteherin, und ein dunkelbraunes Pferd mit schwarzer Wuschelmähne wieherte ihnen über die Halbtür seiner Box entgegen.
    Neila schüttelte entsetzt die Mähne und tauchte mit einem roten Leuchten aus ihren Augen die ganze Anlage in gleißendes Licht. In der nächsten Sekunde lösten sich Anbindestrick und Longe, öffneten sich die Halbtür und alle anderen Boxentüren und das Paddockgatter sprang auf.
    Kurz darauf rannten alle Pferde und Ponys in einem heillosen Durcheinander auf dem Hof herum, Mats und Kathi aneinandergeklammert mittendrin. Einige traten nach einander. Andere rutschten in wilder Panik auf dem regennassen Pflaster fast aus. Die ältere Frau hatte Zuflucht an der Wand gesucht. Und schließlich galoppierte die wilde Meute in Richtung Innenstadt davon.
    „Was tust du denn, Neila?!“, schrie Kathi gegen den Lärm der vielen Hufe an. „Sie werden sich verletzen!“
    „Man darf keine intelligenten Wesen einsperren. Sie müssen sich frei bewegen dürfen, laufen und miteinander in Gemeinschaft sein“, schnarrte Neilas übersteuerte Antwort empört aus dem MP3-Player. „Wie ist es euch gelungen, sie zu unterwerfen? Was habt ihr ihnen angetan?“
    Sie wandte sich an den halb blinden Kasimir, ein steinaltes Shetlandpony, das als einziges zurückgeblieben war und zufrieden die Rosenknospen im Blumenbeet zermalmte. „Warum bist du nicht mit ihnen geflohen?“
    Kathi und Mats waren kaum überrascht, als aus dem MP3-Player plötzlich eine zweite Stimme schnarrte. „Was soll ich in der Stadt, ich bin zu alt für den Blödsinn. Hier ist es warm, ich kriege frisches Heu und Stroh, die Kinder verwöhnen mich und die Rosen schmecken ausgezeichnet. Probier mal!“

    „Nein danke“, schnarrte Neila und biss stattdessen ein Stück aus dem Rasenkantstein der Beet-Umrandung. „Ich glaube, du bist kein besonders intelligenter Vertreter unserer Art.“
    „Die einen sagen so, die anderen sagen so“, erklärte das
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