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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Autoren: John Katzenbach
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Genugtuung, als er verhaftet wurde. Außerdem mal was anderes. Natürlich steht da draußen ein Sexualmord auch nicht auf der Tagesordnung.«
    »Wie hab ich mir den Ort vorzustellen?«, fragte Cowart.
    »So wie zu erwarten, Großstadtpflanze. Das, was die Zeitungen und die Handelskammer gerne als Neuen Süden bezeichnen, das heißt eine Mischung aus ein paar neuen und ein paar alten Ideen. Andererseits auch gar nicht mal so schlecht. Da fließt ein Haufen Fördergelder hin.«
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.«
    »Fahren Sie rauf und bilden Sie sich selbst ein Urteil«, sagte der Anwalt. »Aber lassen Sie sich nicht täuschen: Nur weil jemand so spricht wie ich und ein bisschen gemütlich klingt, so wie eine Figur von William Faulkner oder Flannery O’Connor, sollten Sie ihn nicht für unterbelichtet halten. Ist er nämlich nicht.«
    »Werd’s mir merken.«
    Der Anwalt lachte. »Ich wette, Sie haben nicht damit gerechnet, dass ich diese Autoren lese.«
    »War mir zumindest nicht in den Sinn gekommen.«
    »Wird es aber noch, bevor Sie mit Robert Earl fertig sind. Und versuchen Sie, sich noch was anderes zu merken. Die Leute da können mit dem, was Robert Earl passiert ist, gut leben. Rechnen Sie also nicht damit, dass Sie sich da oben viele Freunde machen. Ich meine Quellen oder unterrichtete Kreise, wie Ihre Zunft das nennt.«
    »Da ist noch etwas, das mir zu schaffen macht«, sagte Cowart. »Er behauptet, den Namen des wahren Mörders zu kennen.«
    »Also, da muss ich passen. Kann schon sein. Liegt sogar nahe. Wie gesagt, die Welt ist klein in Pachoula. Eines weiß ich allerdings sicher …« Der Anwalt legte unvermittelt den witzelnden Tonfall ab. So geradeheraus, dass es Cowart verblüffte, fügte er hinzu: »Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass dieser Mann in einem unfairen Prozess verurteilt wurde, und ich beabsichtige, ihn aus dem Todestrakt zu bekommen, ob er es nun gewesen ist oder nicht. Wenn nicht dieses Jahr vor diesem Gericht, dann in einem anderen Jahr vor einem anderen Gericht. Ich kenne diese Burschen, diese rassistischen Hinterwäldler von Florida, mein Leben lang, und ich hab nicht vor, bei diesem Fall zu verlieren. Und mir ist egal, ob er es gewesen ist oder nicht.«
    »Und wenn nicht …«
    »Nun, irgendjemand hat dieses kleine Mädchen ermordet. Schätze mal, irgendjemand wird dafür bezahlen.«
    »Ich habe eine Menge Fragen«, sagte Cowart.
    »Nicht verwunderlich. Der Fall wirft eine Menge Fragen auf. Gibt leider ab und zu solche Fälle. Der Prozess soll Klärung bringen, aber in Wirklichkeit macht er alles nur noch komplizierter. Genau das scheint hier dem alten Robert Earl passiert zu sein.«
    »Sie meinen also, ich sollte mir die Sache mal ansehen?«
    »Unbedingt«, sagte der Anwalt. Cowart spürte sein Lächeln am anderen Ende der Leitung. »Ich weiß nicht, was Sie – mal abgesehen von einer Menge dümmlicher Vorurteile – vorfinden werden. Vielleicht können Sie ja dabei helfen, einen unschuldigen Mann auf freien Fuß zu setzen.«
    »Dann sind Sie von seiner Unschuld überzeugt?«
    »Hab ich das gesagt? Werd mich hüten. Ich hab nur gesagt, dass ihn ein Gericht freisprechen müsste. Das ist ein Riesenunterschied.«

2
    Ein Mann im Todestrakt
    C owart parkte den Mietwagen auf der Zufahrtsstraße zum Staatsgefängnis und musterte den klobigen, dunklen Gebäudekomplex, in dem die Mehrheit der Hochsicherheitsgefangenen von Florida einsaß. Streng genommen gab es zwei Gefängnisse, durch ein kleines Flüsschen getrennt, die Jugendstrafanstalt hüben und das Gefängnis Raiford drüben. In der Ferne sah er Rinder auf den grünen Weiden und kleine Staubwolken, die in den Himmel stiegen, wo Sträflinge in Arbeitskolonnen auf den Feldern arbeiteten. An den Ecken des Gefängnisgeländes ragten Wachttürme auf, und Cowart glaubte in den Händen der Posten Waffen im Sonnenlicht aufblitzen zu sehen. Er wusste nicht, in welchem Gebäude sich der Todestrakt mit der Hinrichtungskammer befand, nur, dass er als ein gesonderter Trakt vom Hauptgebäude abzweigte. Er blickte auf die beiden parallel verlaufenden, vier Meter hohen Zäune mit Stacheldrahtspiralen darüber, die in der Morgensonne glitzerten. Cowart stieg aus und blieb unschlüssig neben dem Wagen stehen. Einige Pinien ragten mit ihren kerzengeraden Stämmen direkt an der Straße auf, als deuteten sie vorwurfsvoll in den kristallblauen Himmel. Eine kühle Brise raschelte in den Bäumen und strich Cowart in der zunehmenden
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