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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte
Autoren: Alexander Kent
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Heimkehr.«
    Rook wollte zu Keverne und den anderen treten, doch Bolitho sagte scharf: »Sie werden so freundlich sein und nicht darüber sprechen, bis ich Erlaubnis gebe!«
    Rook blieb stehen.
    Der Admiral hörte mit gesenktem Kopf schweigend zu, bis Bolitho mit seinem Bericht fertig war. Dann sagte er: »Wenn die Franzosen jetzt einen Großangriff unternehmen, ist England erledigt.« Er hob die Hände und ließ sie dann resigniert fallen. »Wo ist Konteradmiral Broughton? Kommt er nun doch nicht?«
    Bolitho hielt das Kuvert hoch und sagte beschwichtigend: »Vielleicht steht hier drin, was wir tun sollen, Sir.«
    The Nore ist eine Schiffsreede in der Themse-Mündung vor Sheerness. Von diesem Liegeplatz hat die dort stationierte Flotte ihre Bezeichnung.
    Widerstrebende Gefühle zerwühlten das gefurchte Gesicht des Admirals. Der Gedanke, seine Flagge endgültig streichen zu müssen, war ihm scheußlich, aber er hatte die Tatsache akzeptiert. Das war wie seine Krankheit – nicht zu ändern. Doch jetzt, da die Möglichkeit weiterzumachen auftauchte, wurde er vermutlich von gegensätzlichen Empfindungen hin und her gerissen.
    »Geleiten Sie unseren Besucher nach achtern«, sagte er und versuchte, die Schultern entschlossen zu straffen. »Und dann geben Sie der Mannschaft etwas zu tun. Es wäre unklug, sie merken zu lassen, daß ihre Führung ratlos ist.«
    Mühsam schritt er, von seinem Sekretär gefolgt, in den Schatten der Kampanje.
    Als Bolitho wieder zu ihm in die große Kajüte trat, saß der Admiral am Schreibtisch, als hätte er immer dort gesessen.
    »Die Depesche ist von Sir Lucius Broughton«, sagte er und winkte Bolitho, Platz zu nehmen. »Die
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bleibt in Falmouth und wird sein Flaggschiff, doch zur Zeit ist er in London. Anscheinend wird dort ein neues Geschwader zusammengestellt, aber zu welchem Zweck, das sagt er nicht.« Der Admiral mußte sehr müde sein. »Sie sollen dafür sorgen, daß unsere Leute keinen Kontakt mit dem Land haben; die Verwundeten und Kranken, die an Land geschickt werden, kommen nicht wieder an Bord.« Ärgerlich verzog er den Mund.
    »Zweifellos hat man Angst, sie könnten die Leute an Bord anstecken.« Bolitho war stehengeblieben und versuchte sich klarzumachen, was diese Worte bedeuten konnten.
    Mit der gleichen ausdruckslosen Stimme fuhr der Admiral fort: »Sie werden Ihren Offizieren natürlich mitteilen, was Sie für richtig halten; aber unter keinen Umständen darf die Mannschaft etwas über die Nore-Unruhen erfahren. Es ist schlimmer, als ich gefürchtet habe.« Mit einem Blick auf Bolithos grimmiges Gesicht fügte er noch hinzu: »Captain Rook wird Sie bei der Neuausrüstung des Schiffes unterstützen; er hat Anweisung, alle Lebensmittel, neue Spieren, neues Tauwerk und so weiter unverzüglich an Bord zu bringen.«
    Nachdenklich erwiderte Bolitho: »Sir Lucius Broughton – ich weiß wenig von ihm. Schwierig, seine Wünsche vorauszusehen.«
    Der Admiral lächelte flüchtig. »Seine Flagge wehte auf einem der Schiffe, die in Spithead gemeutert haben. Ich kann mir vorstellen, sein Hauptanliegen ist, daß ihm so etwas nicht noch einmal passiert.«
    Er tastete nach seinem Taschentuch und hielt sich an der Tischkante. »Ich muß ein Weilchen ruhen und nachdenken. Es wäre besser, wenn Sie statt meiner an Land gingen. Vielleicht sehen Sie, daß es gar nicht so gefährlich ist, wie wir denken. Aber an Ihrer Stelle würde ich zuallererst Hauptmann Giffard informieren, damit die Seesoldaten bereit sind, falls es Ärger gibt.«
    Er blickte Bolitho bedeutsam in die Augen, wandte sich dann ab und sprach weiter: »Ich habe gesehen, wie Ihre Leute zu Ihnen aufblicken, Bolitho. Matrosen sind einfache Menschen und erwarten zum Lohn für ihr schweres Leben auf See nicht viel mehr als Gerechtigkeit. Aber –«, und das Wort hing in der Luft –, »sie sind auch nur Menschen. Und unsere erste Pflicht ist es, sie wieder unter Kontrolle zu bekommen, koste es, was es wolle.«
    Bolitho nahm seinen Hut. »Ich weiß, Sir.«
    Die zusammengepferchte Welt jenseits dieser paneelverkleideten Schottenwand! Auf See, in der Schlacht, kämpften und starben sie, ohne auch nur eine Frage zu stellen. Die ständigen Anforderungen der harten Disziplin und die Gefahr ließen wenig Raum. Aber wenn der Funke einmal die latente Kraft in diesen Männern zündete, dann konnte alles mögliche passieren; dann hatte es keinen Zweck zu sagen, man hätte nichts gewußt oder wäre ihnen zu fern gewesen.
    Als er
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