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Der Splitter Im Auge Gottes

Titel: Der Splitter Im Auge Gottes
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
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Folgen solche Kriege mit sich brachten: darum waren die Militärakademien auch alle auf der Erde und nicht auf dem Zentralplaneten.
    Als das Boot in die Nähe der Stadt kam, entdeckte er die ersten Spuren von Kampfhandlungen. Ein Gürtel verbrannten Landes, zertrümmerte Außenfestungen, gesprungene Betonbänder des Transportnetzes — dann die fast unversehrte Stadt, ein vollkommener Kreis, geschützt vom Langston-Feld. Die Stadt hatte nur geringfügige Schäden davongetragen; war erst einmal das Schutzfeld ausgeschaltet, war jeder weitere Widerstand sinnlos. Nur Fanatiker kämpften gegen die Kaiserlichen Flotteninfanteristen.
    Sie überflogen die Ruine eines hohen Gebäudes, das unter einem abstürzenden Landungsboot in Trümmer zerborsten war. Wahrscheinlichhatte jemand auf die Landetruppen geschossen, und der Pilot hatte nicht umsonst sterben wollen ...
    Sie kreisten über der Stadt, um ihre Geschwindigkeit so weit zu drosseln, daß sie nicht beim Anflug zum Landedock sämtliche Fenster der Umgebung zerbrachen. Die Gebäude waren alt, die meisten mochten aus der Zeit der Kohlenwasserstoff-Technologie stammen, nahm Rod an. In einigen Zonen standen modernere Bauten. Von der Stadt des Ersten Imperiums war nichts mehr übrig.
    Als sie auf der Landefläche auf dem Dach des Regierungsgebäudes aufsetzten, sah Rod, daß die Geschwindigkeitsverminderung gar nicht nötig gewesen wäre. Die meisten Fenster der Innenstadt waren ohnehin schon zerbrochen. Aufgeregte Menschenmassen wälzten sich durch die Straßen, die einzigen Fahrzeuge, die unterwegs waren, gehörten zu Militärkonvois. Einige Leute standen ratlos da, andere rannten durch Läden und Geschäfte. Kaiserliche Flotteninfanteristen in grauen Mänteln standen hinter dem stromführenden Schutzzaun Wache, der das Regierungsgebäude umgab.
    Kaum war die Raumfähre gelandet, wurde Blaine in den Lift gedrängt und in das Stockwerk des Generalgouverneurs gebracht. Im ganzen Haus war nicht ein weibliches Wesen zu sehen, obwohl es sonst in Amtsräumen des Imperiums von Damen wimmelte; Rod war lange genug im Raum gewesen, daß ihm die Mädchen abgingen. Er nannte dem strammstehenden Infanteristen im Vorzimmer seinen Namen und wartete.
    Er sah der kommenden Unterredung nicht eben freudig entgegen und verbrachte die Wartezeit damit, finster die leeren Wände anzustarren. Alle Gemälde, die Drei-D-Sternkarte mit den kaiserlichen Bannern über den jeweiligen Provinzen, die gesamte übliche Ausstattung der Amtsräume eines Generalgouverneurs auf einem Klasse-Eins-Planeten war verschwunden. Nur häßliche Flecken an den Wänden waren zurückgeblieben. Die Wache winkte ihn ins Büro. Admiral Sir Wladimir Richard George Plechanov, Ritter des Sankt-Michael- und Sankt-Georgs-Ordens, saß hinter dem Schreibtisch des Generalgouverneurs. Von Seiner Exzellenz Mr. Haruna war nichts zu sehen, und Rod glaubte für einen Augenblick, der Admiral sei allein. Dann bemerkte er Kapitän Sziller, seinen unmittelbaren Vorgesetzten und Kommandanten der MacArthur , der am Fenster stand. Sämtliche Scheiben waren ausgeschlagen, und die getäfelten Wände wiesen tiefe Kratzer und Dellen auf. Mobiliar und schmückende Ausstattung waren fort. Selbst das Großsiegel — Krone und Raumschiff, Adler, Sichel und Hammer — war von seinem Platz oberhalb des Duralplast-Schreibtisches verschwunden. Und soweit sich Rod erinnern konnte, hatte er noch nie einen Duralplast-Schreibtisch im Amtsraum eines Generalgouverneurs gesehen.
    »Commander Blaine meldet sich befehlsgemäß zur Stelle, Sir.«
    Plechanov erwiderte geistesabwesend den Salut. Sziller wandte sich nicht vom Fenster ab. Rod stand stramm, während der Admiral ihn mit steinerner Miene musterte. Endlich sagte er: »Guten Morgen, Commander.«
    »Guten Morgen, Sir.«
    »Nun ja. Ich glaube, ich habe Sie nicht mehr gesehen, seit ich das letzte mal Crucis Court besuchte. Wie geht's dem Marquis?«
    »Gut — jedenfalls als ich zuletzt daheim war, Sir.«
    Der Admiral nickte und setzte die kritische Musterung Blaines fort. Er hat sich überhaupt nicht geändert, dachte Rod. Ein unerhört tüchtiger Mann, der eine Neigung zur Korpulenz durch Gymnastik bei hoher Schwere bekämpfte. Die Flotte setzte Plechanov ein, wenn harte Gefechte erwartet wurden. Er war keiner, der einem unzuverlässigen Offizier mit Nachsicht begegnete; in den Mannschaftsräumen ging sogar das Gerücht um, daß er dem Kronprinzen — und jetzigen Kaiser — eine Abreibung mit einem
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