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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman
Autoren: Roman Kessing
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Von seinem verborgenen Platz aus hatte der Fugger-Agent einen guten Blick auf die bunte Gesellschaft, die sich soeben Plätze an der Tafel suchte.
    Er erkannte Martin Fugger, der also tatsächlich selbst gekommen war, um sich in seiner vermeintlichen Bedeutung zu sonnen. Hauptfaktor Kasper Peutinger merkte man schon beim Zusehen an, dass es ihm gar nicht passte, hinter dem Regierer hier nur die zweite Geige zu spielen. Ansonsten waren die persönlichen Schreiber der beiden hohen Herren anwesend; auch Escobar und die streng dreinblickenden spanischen Sekretäre betraten bereits den Rittersaal. Fehlte nur noch der König. Aber der würde sich gewiss noch Zeit lassen, bis er sich die Ehre gab, wie es sich für eine wahre Majestät geziemte.
    Amman Sachs sah, dass Martin Fugger den Hauptfaktor zu sich winkte, worauf beide Männer sich vor das prasselnde Feuer des Kamins stellten, wohl um ein paar vertrauliche Worte zu wechseln. Der Fugger-Agent trat in seinem Versteck ganz hinter die große Luftklappe, sodass man ihn vom Saal aus nicht mehr sehen konnte und lauschte,ob er etwas vom Gespräch der beiden aufschnappen konnte. Doch außer dem hörbar aufgeräumten Tonfall des Fugger-Erben konnte er nichts verstehen.
    Sachs wandte sich um, ging den geheimen Gang ein Stück zurück und stieg dann die schmale Treppe weiter hinauf ins obere Geschoss. Auch hier gab es die sinnreiche Apparatur, die den Verfall der Burg weitgehend unbeschadet überstanden hatte. Wieder öffnete er die Lüftungstür einen Spalt, um ins Innere des Raumes dahinter zu spähen: das Hauptwohnzimmer, das derzeit der spanische König bewohnte.
    Philipp stand an seinem Schreibpult, das er nach Hohensax hatte mitbringen lassen. Er unterschrieb augenscheinlich Depeschen, die ihm von seinem Sekretär zugereicht wurden. Die Tür des Zimmers öffnete sich, und ein Kammerherr trat ein.
    »Majestät, die Fugger sind jetzt im Rittersaal«, hörte Amman Sachs ihn laut und deutlich sagen.
    »Lasst diese widerlichen Geier noch eine Weile schmoren. Schaff Er mir stattdessen diesen Sachs herbei. Wir haben noch eine Frage mit ihm zu klären.«
    Amman Sachs in seinem Versteck sah zu, dass er die geheimen Treppen hinunterkam und in seiner Kammer neben der Küche verschwand. Dort zog er sich in aller Eile um, als es auch schon an seiner Tür klopfte. Wie erwartet war es der Kammerherr, den er oben beim König gesehen hatte.
    Als König Philipp in Begleitung seines Sekretärs und seines Kammerherrn den großen Rittersaal der Burg Hohensax betrat, verstummte die bereits munter spielende Musik; sofort erhoben sich alle Anwesenden von ihren Plätzen und verbeugten sich tief. Die Damen, die auf den Bänken entlang der Wände saßen, vollführten einen Knicks, als der Monarch an ihnen vorbei zu dem für ihn reservierten Platz am Kopfende der Tafel vor dem großen Kamin schritt.
    Der König sagte leise etwas zu seinem Kammerherrn, und der gab den Spielleuten ein Zeichen, dass sie weiter musizieren sollten. Sofort setzte der Klang von Flöte und Laute, Schalmei und Schlagwerk wieder ein, wobei die Musikanten leise genug spielten, dass Unterhaltungen der Gäste nach wie vor möglich waren.
    Das Essen war bereits vor der Ankunft des Königs aufgetragen worden, und so bedienten sich die Höflinge an den zahlreichen Leckereien, wobei auch die Frauen ohne Scheu immer wieder aufstanden, um sich mit bloßen Händen von der Tafel zu versorgen. Philipp selbst ließ sich nur einen Laib Brot reichen, von dem er immer wieder kleine Stücke abbrach und in den Mund steckte. Und während die übrigen Gäste sich an dem reichlich aufgetragenen gewürzten Wein und warmen Bier schadlos hielten, brachte ein unauffälliger Mundschenk dem König einen Krug mit warmem, gesüßtem Kräutersud, von dem er immer wieder in kleinen Schlucken trank.
    Besprochen wurden Belanglosigkeiten – welche Strapazen das Reisen im Gebirge bereitete, welche Feldfrucht in diesem Jahr gut gedieh, welche Tuchmuster man aus Italien erwartete. Der König indes sprach kein Wort, und keiner der Anwesenden wagte die Rede direkt an ihn zu richten. Vielmehr hoffte jeder Sprecher, einen so geistreichen Beitrag zur Konversation geleistet zu haben, dass er damit König Philipp zu einer gut gemeinten Anmerkung verleitete. Doch der Monarch sah mit ausdruckslosem, geradezu steinernem Gesicht dem Treiben im Saal zu und enthielt sich jedes Kommentars.
    So schritt der Abend voran, wobei die übrigen Gäste sich von der Sprödigkeit des
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