Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
würde es gut bei ihm haben.
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, sagte er bedrückt.
    Ich beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Herr Killinger«, sagte ich und sah ihm in die Pupille, »was ist Ihre Absicht? Sehen Sie, es ist sonst niemand da, der für Rosalind verantwortlich ist. Aber ich fühle mich noch für sie verantwortlich. Nehmen Sie an, ich sei ihr Vater. Oder ihr Bruder. Vergessen Sie einmal, daß ich ihr Mann war. Was ist Ihre Absicht? Lieben Sie Rosalind? Möchten Sie sie heiraten?«
    »Aber ja. Natürlich. Sie ist genau die richtige Frau für mich. Hübsch und charmant und sehr gewandt, sie kann großartig repräsentieren, man kann sich überall mit ihr sehen lassen. Und sie ist so unterhaltend. Ich brauche eine Frau, wissen Sie. Seit ich geschieden bin, habe ich mich auf vielerlei Weise beholfen. Schön, der Haushalt läuft einigermaßen, aber doch nicht so, wie eine Frau es macht. Und persönlich … na ja, gut, es gibt Mädchen und Frauen, man kann immer finden, was man braucht, aber schließlich, man wird auch älter, man will seine Ordnung haben. Ich habe gar keine Zeit für Freundinnen.«
    »Sie wollen also Rosalind nach wie vor heiraten?«
    »Selbstverständlich. Ich wollte immer. Sie will ja nicht.«
    »Und was ist mit Fräulein Behrends?«
    Er lachte ein wenig unsicher. »Lieber Himmel, das in Lugano war so eine kleine Abschiedssentimentalität. Wissen Sie, ich kenne Fräulein Behrends, seit sie als ganz junges Mädchen zu mir in die Firma kam. Sie war sehr anstellig, sehr tüchtig. Na ja, und sie ist auch ein hübsches Mädchen. Ich nahm sie dann zu mir ins Vorzimmer, und sie hat sich prima eingearbeitet. Eine tüchtige Sekretärin. Und das andere ergab sich dann so mit der Zeit. Gott, man ist ja auch ein Mensch, nicht?«
    Ich nickte und wartete, was noch kam.
    »Ja, eine sehr tüchtige Mitarbeiterin. Sie wird mir fehlen.«
    »Ach? Sie geht weg?«
    »Ja. Sie verläßt meine Firma ultimo September. Sie heiratet.«
    »Ach?«
    »Ja. Sie ist verlobt mit einem sehr netten jungen Mann. Der Junge hat studiert, jetzt ist er fertig, und damals auf der Schweizer Reise sagte ich ihr, ich würde ihr, wenn sie heiratet, eine Wohnung schenken. Eine Art Abschiedsgeschenk, nicht? Sie freute sich sehr darüber und ist mir sehr dankbar. Wir verlebten dann noch ein paar hübsche Tage zusammen. Nicht so, wie Sie vielleicht denken. Meine Gefühle waren ganz … eh … ja, ganz väterlich.«
    »So«, sagte ich, vielleicht in etwas skeptischem Ton.
    »Wirklich. Sie können es mir glauben. Lieber Himmel, sie ist fünfundzwanzig. Ich bin dreiundfünfzig. Ich mache mich doch nicht lächerlich. Rosy ist ja fast schon zu jung für mich.«
    »Gut«, sagte ich. »Und was machen wir nun?«
    »Ja, was machen wir?«
    Wir starrten in unsere leeren Gläser und überlegten.
    »Schließlich«, meinte er dann, »kommt es ja auch auf Sie an. Ich meine, wie Sie zu Rosy stehen.«
    »Mir«, sagte ich pathetisch, »kommt es auf Rosalinds Glück an. Und bei mir war sie nicht glücklich, sonst wäre sie nicht fortgegangen. Und sie ist jetzt auch nicht glücklich.«
    »Ja, dann …«
    »Eben.«
    Herr Killinger bestellte noch zwei Bier und zwei doppelte Steinhäger, und dann meinte er, er hätte eigentlich Appetit auf Schweinswürstl. Ich hatte nichts dagegen. Also bestellte er noch für uns beide Schweinswürstl mit Meerrettich.
    Beim Essen kamen wir noch einmal auf den Niedermeier Franzi und den Krieg zu sprechen.
    Und nach dem Essen einigten wir uns ziemlich schnell darüber, daß Rosalind zu ihm zurückkehren sollte und daß sie möglichst bald heiraten würden.
    Wir stießen darauf an, drückten uns die Hände, und er sprach die Hoffnung aus, daß wir auch fürderhin gute Freunde sein würden und daß ich sie oft besuchen müsse.
    »Ich glaube, das ist auch in Rosys Sinn«, sagte er.
    Ich brachte dann die Sprache kurz auf Lix. Es täte ihm leid, sagte er, daß er damals die Nerven verloren habe. Man sei eben überarbeitet und die Kinder manchmal ein bißchen ungebärdig. Ob sie sich versöhnen lassen würde?
    »Ich hoffe es«, sagte ich. »Sie müssen sie beide versöhnen. Mutter und Tochter. Wie, das ist Ihre Sache.«
    »Sie müssen mir dabei helfen«, sagte er.
    Ich versprach es, und bei einer neuen Lage überlegten wir, wie es geschehen sollte.
    Ich hatte inzwischen schon allerhand Steinhäger intus, das Zählen hatte ich aufgegeben, so kam ich auf die tollkühne Idee, ihm vorzuschlagen: »Wie wäre es, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher