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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren
Autoren: Danella Utta
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einmal …« So ging das eine Weile. Wir unterhielten uns eine halbe Stunde lang großartig. Und dann waren wir mit dem Niedermeier Franzi und dem Krieg erst mal fertig.
    Herr Killinger bestellte noch zwei Bier und noch zwei doppelte Steinhäger, und wir blickten uns an.
    »Tja«, sagte er.
    »Tja«, sagte ich.
    »Ich bin wirklich froh, daß wir uns jetzt mal kennengelernt haben«, fuhr er fort.
    »Hm«, machte ich.
    »Ich weiß ja sehr viel von Ihnen. Rosy spricht in den höchsten Tönen von Ihnen.«
    »So«, sagte ich.
    »Ja. Wissen Sie, ich hatte immer das Gefühl, daß sie sich nicht richtig von Ihnen lösen konnte.«
    »So.«
    »Ja. Sie war immer besorgt, was Sie tun und was Sie treiben und wie es Ihnen geht.«
    »Na ja«, sagte ich.
    »Manchmal hatte ich direkt eine Wut auf Sie.«
    »So.«
    »Ja. Na denn, prost.«
    Wir tranken, zündeten uns Zigaretten an und blickten uns mit wachsender Sympathie gelegentlich ins Gesicht.
    »Wie geht es ihr denn?« fragte er.
    »O danke, soweit ganz gut.«
    »Und sie ist also wieder da draußen bei Ihnen.«
    »Ja.«
    »Muß ja ein herrlicher Besitz sein. Sie schwärmte immer davon.«
    »So.«
    »Ja. Ich stelle es mir auch wunderbar vor, auf dem Lande zu leben. Allein schon die Ruhe.«
    »Ja. Die Ruhe ist wunderbar.«
    »Die brauchen Sie ja auch zu Ihrer Arbeit.«
    »Ja.«
    »Ich könnte sie auch brauchen. Aber ich bin ja so in der Mühle drin. Wenn man nicht da ist, dann klappt alles nicht. Habe ich jetzt wieder gesehen, wie ich in Urlaub war. Dabei bin ich früher zurückgekommen, als beabsichtigt war. Aber es ist immer dasselbe, man muß sich fürchten, ein paar Wochen nicht dazusein. Wahrscheinlich bin ich selber schuld. Wissen Sie, ich bin einer von denen, die am liebsten immer alles selber machen. Alte Schule, habe ich noch von meinem Vater.«
    »Na ja, früher war das so.«
    »Da haben Sie es besser. Ein schöner Beruf, Schriftsteller. Sehr schön.« Ein höflicher Mann, der Killinger.
    »Ja, es geht«, sagte ich. »Ich tue es jedenfalls gern.«
    »Das ist die Hauptsache. Man muß eine Arbeit haben, die einem Spaß macht.«
    »Ja.«
    »Und dann haben Sie auch das prachtvolle Pferd. Rosy erzählte immer davon. Wie ich Sie beneide. Als junger Mensch bin ich auch geritten. Aber heute? Man hat ja keine Zeit. Dabei wäre es so gesund für mich.«
    »Das wäre es bestimmt. Und die Zeit sollten Sie sich eben nehmen.«
    »Ja, das sagen Sie so. Denke ich mir auch manchmal.«
    So ging es weiter. Immerhin erfuhr ich auf diese Weise, daß Rosalind mich, mein Leben, meine Tiere, mein Haus in den allerrosigsten Farben geschildert hatte. Angenehm zu hören. Schließlich gelangten wir endgültig auf das Thema Rosalind. Da hatten wir bereits den dritten Steinhäger intus. Und es zeigte sich, daß Herr Killinger der Meinung war, Rosalind habe nie aufgehört, mich zu lieben, und habe sich immer gewünscht, zu mir zurückzukehren.
    »Tja, es ist nicht zu leugnen, es war schwer für mich. Ich muß Ihnen ehrlich sagen, Herr Schmitt, ich war immer, ja wirklich, also man kann es nicht anders nennen, ich war eifersüchtig auf Sie.«
    »So was«, sagte ich.
    »Ich dachte mir: Nie wird es dir gelingen, diesen Schmitt aus Rosys Herzen zu vertreiben. Na ja, so eine lange Ehe. Und ein Mann, der so gut zu ihr war. Sie verwöhnte und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Im Grunde habe ich es nie ganz verstanden, warum sie überhaupt … ich meine, daß sie sich scheiden ließ. Sie liebte Sie und ließ sich scheiden. Frauen sind schon manchmal schwer zu verstehen.«
    »Ja, das sind sie.«
    »Wirklich. Auf Ihr Wohl!«
    »Danke.« Wir tranken und schwiegen eine Zeitlang nachdenklich vor uns hin.
    »Das war wohl auch der Grund, daß ich … ich meine, eben weil ich mich oft über ihre Anhänglichkeit an Sie ärgerte, das war der Grund, daß ich nicht so energisch ein vergangenes … ich meine, eine frühere Bindung beendete, die eigentlich längst vorüber war. Ich weiß nicht, was sie Ihnen darüber erzählt hat.«
    Ich sagte es ihm.
    »Ganz so war es nicht. Fräulein Behrends begleitete mich damals auf einer Geschäftsreise, und ich wollte dann noch für zwei Tage nach Lugano, ich hatte dort etwas zu erledigen, es wurden dann vier Tage daraus, sie war dabei, na ja, ich hatte dort nun mal das Haus, warum sollte ich nicht dort wohnen?«
    »Natürlich.«
    »Rosy hat das alles furchtbar dramatisiert.«
    »Ja, dazu neigt sie überhaupt.«
    »Eben. Ich gebe zu, ich habe mich auch nicht richtig benommen.
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