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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes
Autoren: Kate Pepper
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ihres Treffens. «Ich soll befördert werden und wäre sehr erleichtert, wenn das vor dem Geburtstermin passieren würde, wissen Sie? Außerdem ist mein Mann bis Semesterende noch sehr beschäftigt.»
    «Wo lehrt er denn?»
    «Am Rochester Institute of Technology … auf dem Campus in Dubai.»
    «Na, das verleiht dem Wort Pendler eine ganz neue Bedeutung.»
    «Wir sehen uns nie. Eigentlich haben wir schon vor Monaten einen Haustausch organisiert und wollten uns nächste Woche in Italien treffen, doch gestern meinte mein Arzt, dass ich nicht fliegen kann.»
    «Während der letzten drei Monate stellen Reisen immer ein gewisses Risiko dar.»
    «Es war dumm von mir, solche Pläne zu schmieden. Jetzt musste ich dem Ehepaar versprechen, jemanden anderen für den Wohnungstausch zu finden, denn die beiden haben schon ihre Flüge gebucht. Was für ein Theater.»
    «Klingt kompliziert.»
    «Wenn die Ehepartner auf verschiedenen Kontinenten wohnen, ist alles ein Riesenaufwand, aber nach meiner Beförderung kann mein Mann nach New York ziehen und hier in aller Ruhe nach einer passenden Stelle suchen. So ist jedenfalls der Plan.»
    «Was ist sein Forschungsgebiet?»
    «Chemische Verfahrenstechnik. Wir haben uns während der Promotion kennengelernt, aber für mich war das nicht das Richtige. Ich bin mittlerweile seit fünf Jahren bei Kroll und finde es super. Ich …» Sie muss noch mal aufstoßen und errötet.
    Da sie für Macs Geschmack genug über ihr Privatleben geplaudert haben, erhebt er sich, woraufhin sie Anstalten macht, ebenfalls aufzustehen.
    «Behalten Sie doch Platz», meint er. «Und toi, toi, toi. Ich melde mich in den nächsten Tagen bei Ihnen.»
    Kaum hat er den Fahrstuhl verlassen und die Lobby betreten, hat ihm Lacie Chen schon eine Mail aufs Handy geschickt. Er kann sich gut vorstellen, wie sie auf Stöckelschuhen im Büro auf und ab geht und die Nachricht eintippt, und fragt sich, was denn so wichtig ist.
    In der Betreffzeile steht:
Waren Sie schon mal in Italien?
    Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mac
, steht in ihrer Nachricht.
Ich hoffe wirklich sehr, dass Sie den Auftrag annehmen. Kaum waren Sie weg, hatte ich eine Eingebung. Wenn Sie nach London fahren, hätten Sie vielleicht Lust, Urlaub auf Sardinien zu machen? Immerhin ist der Wohnungstausch ja schon in die Wege geleitet, und der Organisationsaufwand hält sich in Grenzen. Das Haus verfügt über drei Schlafzimmer, und es steht sogar ein Wagen zur Verfügung. Sie könnten Ihre Familie mitnehmen. Bei Interesse – hier ist der Link.
    Mit wildfremden Menschen die Wohnung tauschen? Selbst wenn er die Zeit hätte, um in Urlaub zu fahren, würde er sich auf so was niemals einlassen und Karin bestimmt auch nicht. Dass Lacie Chen jemandem, den sie eben erst getroffen hat, einen derartigen Vorschlag unterbreitet, findet er ganz schön dreist. Andererseits schätzt er ihre Offenheit, und sie ist in einer alles andere als einfachen Situation.
    Kurzentschlossen öffnet er den Link. Auf dem Display erscheint ein Paar, das vor einem weiß verputzten Haus mit vergitterten Fenstern in der Sonne steht, an denen sich rote Blumen hochranken. Der dünne, große Mann hat einen schwarzen Bleistift hinter das rechte Ohr geklemmt, die kleine, füllige Frau mit braunem Teint grinst bis über beide Ohren. Unter dem Foto steht:
Hallo, wir sind Mario und Maria Rossi. Mario ist Comiczeichner und Maria Hausfrau. Wir hoffen, dass Sie in unserem Haus auf Sardinien einen schönen Sommer verleben!
Die Rossis machen einen glücklichen Eindruck. Ehe er die Seite schließt, muss Mac sich eingestehen, dass das Haus verführerisch aussieht.
    London, vielleicht mit Karin – falls er den Job übernimmt.

Kapitel 4
    Mittwoch, 4. Juli
    D ie Kinder, der laufende Fernseher, die durch die Fenster fallende Nachmittagssonne, das leise Surren der Klimaanlage – wieso empfinde ich all das als eine große Belastung?
    Mucksmäuschenstill sitzen Dathi, Ben und Fremont auf der Couch und schauen sich zum x-ten Mal wie gebannt
The Invisibles
an – einen der wenigen Filme, auf die sie sich trotz ihrer Alters- und Interessenunterschiede immer einigen können. Dathi, deren T-Shirt-Träger über die knochigen Schultern gerutscht sind, sitzt links, in der Mitte thront Ben auf einem zusätzlichen Kissen, damit er besser sehen kann, und rechts von ihm hockt Fremont, dessen Afrokrause mir halb den Blick versperrt. Er wartet bei uns, bis Mary ihn später abholt. Auf Bens Schoß steht eine Schüssel mit
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