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Der Sohn des Kometen

Der Sohn des Kometen

Titel: Der Sohn des Kometen
Autoren: Hugh Walker
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Arme und hielt ihn umschlungen. Sie schloss die Augen und murmelte: »Du hast recht, wir haben nicht mehr viel Zeit.« Trotz ihrer geschlossenen Augen fand sie seinen zögernden Mund mit ihren hungrigen Lippen und seufzte erleichtert, als er sich entspannte und ihre Zärtlichkeiten erwiderte.
    Ihre Küsse wurden jäh unterbrochen, als in der Nähe der Klippen der erste Yarl erwachte und sich aufrichtete, als wolle er springen. Gebäude krachten, und Schmerzens- und Entsetzensschreie schallten schrill durch die Morgendämmerung.
    Als die beiden erschrocken voneinander abließen, sahen sie am fernen Ende der Stadt Türme und Häuser schwanken und einstürzen.
    Ringsum wurde die Stadt lebendig. Gesichter erschienen in den dunklen Öffnungen der Häuser.
    Mythor kletterte hastig die Strickleiter hoch.
    »Warte auf mich. bitte!«
    Er griff nach ihrer Hand und zog sie hoch. Er spürte, dass sie zitterte. Er fröstelte. Die junge Frau klammerte sich an seinen Arm, und er war dankbar für die Wärme ihres Körpers. Er lauschte den berstenden Geräuschen und den Schreien.
    »Ist es das, was du erwartet hast?« fragte Taka.
    Er hob stumm die Schultern und ließ sie wieder sinken.
    Von ihrem tiefen Standpunkt aus konnten sie nicht viel erkennen. Doch der Tumult schien sich zu entfernen.
    Dann erschütterte ein schier nicht enden wollendes Brüllen die Dämmerung, das die Yarls ringsum aus ihrer Leblosigkeit weckte. Ihre mächtigen Schädel schoben sich aus den Panzern. »Die Yarls!« entfuhr es der jungen Frau.
    »Wir müssen hinunter!« rief Mythor. »Wenn sie zu laufen beginnen, ist es zu spät! Du weißt, was zu tun ist, Taka«, sagte er eindringlich. »Wir haben es heute Nacht besprochen. Zwischen den Felsen liegt die einzige Sicherheit.«
    Ein schrilles Wiehern von Pferden ließ ihn innehalten. Es kam aus der Richtung der tainnianischen Reiter. »Auch vor ihnen. Für eine Weile wenigstens.«
    »Und dann?«
    »Dann werden wir kämpfen und es ihnen nicht zu leicht machen. Beeil dich, Taka!«
    »Und du?«
    Erneutes Krachen kam von den Klippen her. Ein weiterer Teil der Stadt setzte sich schwankend in Bewegung, begleitet von panischen Schreien.
    »Sie stürzen ins Meer!« schrie jemand von einem Turm.
    »Großer Quyl, sie stürzen ins Meer! Wir sind alle verloren!«
    Mythor blickte in Takas bleiches Gesicht. »Meine Eltern. Ich will versuchen, sie in Sicherheit zu bringen.«
    Taka nickte. »Ich komme mit dir, Myth.«
    Er schüttelte hastig den Kopf. »Nein! Sie können jeden Augenblick losstürmen.« Er deutete auf die Yarls.
    Als gelte es, die Wahrheit der Worte zu beweisen, brüllte eines der Tiere am jenseitigen Rand der Herde und schob sich mit einem gewaltigen Ruck vorwärts. Die Häuser auf seinem Rücken wurden aus ihren Verankerungen gerissen und fielen in sich zusammen. Schreie verhallten und verstummten, während sich die Ruinen mit zunehmender Geschwindigkeit vorwärts schoben und mit donnernden Geräuschen verschwanden.
    »Weshalb tun sie das?« fragte Taka tonlos.
    Mythor starrte auf den emporgereckten Schädel des Yarls, auf dem sie standen. »Es ist, als warteten sie nur auf ein Zeichen.«
    In der Mitte Churkuuhls neigten sich die Türme. Überall schienen die Yarls in Bewegung zu kommen, rammten solche, die noch ruhig standen. Die Geräusche dieser gewaltigen Zerstörung und des Sterbens waren unbeschreiblich.
    »Aus den Häusern! Verlasst die Yarls!« Mythor sah ein, wie nutzlos sein Rufen war. Niemand vermochte ihn zu hören. So rüttelte er an Türen, die verschlossen waren. Aber selbst in Häusern, in die er eindringen, konnte, hörte niemand auf ihn. Er ahnte, dass es fast unmöglich sein würde, die Herde zu durchqueren und durch die Trümmer zum Haus Curos', seines Vaters, zu gelangen. Aber er war entschlossen, es zu versuchen. Wie die meisten Marn würden sie ihr Haus nicht verlassen. Sie hatten es ihm gesagt: Sollte es Quyls Wille sein, dass sie hier starben, dann wollten sie es innerhalb der Wände tun, wo sie immer Schutz gefunden hatten.
    Aber Quyls Wille war etwas, mit dem sich Mythor nie abgefunden hatte.
    Als er die Nutzlosigkeit seiner Versuche einsah, die Menschen von den Yarls zu treiben, arbeitete er sich zielstrebig zur Mitte der Herde vor. Manchmal standen die Yarls so dicht, dass er von Panzer zu Panzer springen konnte, doch meist müsste er den mühseligen Weg die Strickleitern hinab und wieder hinauf nehmen. Die Erde bebte unter den donnernden Beinen und scharrenden Panzern der
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