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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition)
Autoren: Fran Ray
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allein entscheiden«, wendet Ochs ein, aber er kennt schon die Antwort, die sein Bruder auch gleich ausspricht: »Du wirst dafür sorgen, dass sie den Posten bekommt.«
    »Das ist nicht so einfach …«
    »Ich habe auch nicht behauptet, dass es einfach ist, Carl!«, braust sein Bruder auf. »Und wir versprechen ihr außerdem, darauf zu verzichten, die Fotos von ihrem Sohn – und einen entsprechenden enthüllenden Bericht, der ihn als Drogendealer enttarnt – zu veröffentlichen.«
    Das klingt vernünftig, findet Ochs.
    »Du kannst von Glück sagen, dass Muller so karrieregeil ist, sonst wärst du diesmal endgültig geliefert gewesen. Es gibt nur noch ein Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Andersson. Sie weiß zu viel. Und sie weiß, dass sie Kondracki nicht umgebracht hat.«
    »Hm …« Ochs hat gewusst, dass die Sache einen Haken hat.
    »Wir könnten ihr Geld …«
    »Unsinn!«, unterbricht Frank ihn. »Sie ist auf Rache aus.«
    »Was dann?«
    »Sie muss eliminiert werden.«
    »Frank …« Ochs runzelt die Stirn. »Gibt es keine andere Lösung?«
    »Was willst du – wiedergewählt werden oder ins Gefängnis gehen?« Frank steht auf.
    »Es muss noch eine andere Lösung geben …«
    Frank sieht ihn an, lange und eindringlich, und Ochs begreift auf einmal, dass Frank der Stärkere ist, dass er schon immer der Stärkere gewesen ist, auch wenn es anders ausgesehen hat …
    »Ich denke, ich sollte Muller unser Angebot unterbreiten«, sagt Frank gelassen und wendet sich um zur Tür. »Außerdem werde ich Heather vorschlagen, vorläufig in mein Apartment zu ziehen. Es steht zurzeit sowieso leer. Und ich nehme an, du legst keinen gesteigerten Wert auf ihre Anwesenheit in deinem Haus.« Dann geht er hinaus.
    Sein Bruder ist ihm geblieben, sein Bruder, der ihn versteht und der zu ihm hält, egal, was passiert. Sein Bruder, der die Sache in die Hand nimmt. Aber trotzdem, das mit dieser Polizistin gefällt ihm nicht, aber hat er eine andere Wahl?
    Als es kurz darauf an der Tür klopft, erwartet er Frank, der etwas vergessen oder sich irgendetwas anders überlegt hat. Aber es ist Nolan Brewer.
    Der wirkt irgendwie verstört, denkt Ochs und schlägt einen sorglosen Ton an: »Nolan?« Irgendetwas stimmt nicht. »Komm rein, setz dich.«
    Brewer bleibt stehen, er zieht ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche seines Sakkos und gibt es Ochs. »Hast du ein Konto auf Antigua?«
    Ochs unterdrückt ein Aufstöhnen. Manchmal kommt alles zusammen … Er faltet das Blatt auseinander. Die schmutzigen Geschäfte von Gouverneur Ochs steht da als Überschrift. Und darunter: Von Phil Springsteen.
    Ochs zieht die Stirn in Falten, widerwillig beginnt er zu lesen.
    Im Norden von Wisconsin, bei Ashland, liegt eine bedeutende Mine zum Abbau von Seltene-Erden-Metallen, die der Polycorp Minerals Inc. gehört. Die Mine umfasst rund 20 ha im Tagebau.
    Nach einem schweren Unfall im Jahr 1999 wurde die Mine stillgelegt, da sich die Umweltauflagen nicht rentabel umsetzen ließen. Damals waren rund eine Milliarde Liter an radioaktiv und chemisch belasteten Abwässern aus undichten Auffangbecken ins Grundwasser gesickert. In den Folgejahren häuften sich die Fälle von Leukämieerkrankungen bei Kindern. Doch Polycorp Minerals und auch die Behörden stritten jeden Zusammenhang ab.
    Gestiegene Weltmarktpreise für Seltene-Erden-Metalle und die Abhängigkeit von China haben eine politische Diskussion über die Wiedereröffnung stillgelegter Minen entfacht. Gouverneur Carl H. Ochs hat sich für die Wiederaufnahme der Bergbauarbeiten starkgemacht und konnte staatliche Subventionen in Milliardenhöhe durchsetzen.
    Das Erz der Mine in Ashland enthält neben Cer und Lanthan vor allem Neodym. Diese Seltene-Erden-Metalle wurden früher unter Verwendung von Ammoniak und Schwefel-, Salpeter- und Salzsäure aufgeschlossen, was zu einem großen Abwasseranfall führte.
    Polycorp hat sich verpflichtet, in Zukunft auf neue chemische Technologien umzustellen und so den Abwasseranfall deutlich zu reduzieren. Die anfallenden Salze sollen dabei durch Chloralkali-Elektrolyse zurückgespalten und teilweise wieder eingesetzt werden. Das aber ist laut Chefingenieur Hal Harpole noch nicht passiert. Es muss also zu gravierenden Fehlern bei der Erteilung einer neuen Schürferlaubnis gekommen sein.
    Nicht nur Polycorp Minerals, sondern auch der amtierende Gouverneur Carl H. Ochs werden sich nun verantworten müssen.
    Ochs gibt Brewer den Ausdruck zurück. »Woher hast du
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