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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
Autoren: Ravensburger
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Nikks Fingern verschwanden und sein langes Haar wies nicht mehr diese ölige Färbung auf. Ölig? Fi runzelte die Stirn. Sie war sich sicher, dass sie noch vor wenigen Augenblicken niemals einen Vergleich wie »ölig« für Nikks traumhaft schönes Haar verwendet hätte. Obwohl, »traumhaft schön« vielleicht etwas zu hoch gegriffen war. Nikk sah zwar auch in seiner elfischen Gestalt blendend aus, doch Fi fühlte sich jetzt von dem Zwang befreit, ihn ständig anstarren zu müssen.
    Beim Traumlicht, sie war doch nicht etwa in den Liebesbann geraten, den man den geheimnisvollen Meeresbewohnern zuschrieb? Von den Fischern Albions hieß es, dass ihnen hin und wieder eine Meernymphe ins Netz ging. Ließen sie ihren liebreizenden Fang nicht unverzüglich wieder frei, liefen sie Gefahr, sich unsterblich in die Nixe zu verlieben. Auf Albion gab es zahlreiche Märchen und Sagen von Männern, die im verzweifelten Bemühen, ihrer Liebsten in die See zu folgen, ein nasses Grab gefunden hatten. Ansonsten lebte das Meervolk abgeschieden von den Festlandbewohnern und es kam nur selten zu Kontakten zwischen ihnen. Fi glaubte sich zwar dunkel erinnern zu können, dass die Meernymphen und Meermänner mit den Elfen verwandt waren, doch sie musste sich eingestehen, dass sie über das Meervolk nicht mehr wusste, als die Menschen vermutlich über das ihre.
    Sie räusperte sich. »Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen. Die Sirene hat offenbar gerade Besuch bekommen und Koggs dürfte seine Leute inzwischen befreit haben.«
    »Koggs? Etwa der Klabauter Koggs Windjammer?« Nikk wandte Fi sein hübsches Gesicht zu, doch diesmal vermied sie es, ihm tief in die Augen zu sehen. »Die Wunder dieses Tages nehmen kein Ende. Aber ohne das Heilmittel kann ich hier nicht weg.« Nikk griff zum Waffengurt und zog sein langes Jagdmesser, dessen Griff aus Perlmutt bestand und die Form eines Delfins hatte. Er watete zurück ins Wasser und glitt hinüber zu dem Tangnetz. Er tauchte ab und Fi konnte unter der Oberfläche den Schatten seines Körpers erkennen. Selbst in seiner elfischen Gestalt bewegte er sich elegant wie ein großer Fisch, während er den Grund absuchte. Fi, die noch immer beeindruckt davon war, wie rasch sich Nikk äußerlich in einen Festlandbewohner verwandelt hatte, fragte sich unwillkürlich, ob sie bereits in der Vergangenheit einer Nixe oder einem Meermann begegnet war, ohne sie oder ihn als solchen erkannt zu haben.
    Nach einigen endlosen Augenblicken tauchte Nikk wieder auf. »Nichts. Es ist fort.« Wütend sah er sich um. Dann griff er nach dem Tangnetz und wickelte es sich mehrmals um die Hüften. »Wenn ich mich recht entsinne, bevorzugen die Festlandbewohner Kleidungsstücke wie diese.«
    »Ja, das tun sie«, antwortete Kriwa amüsiert. Doch die Möwe wurde schnell wieder ernst. »Ich will aber nicht hoffen, dass du es mit der Sirene aufnehmen willst.«
    »Ich kann nicht anders, Majestät. Sie hat mir das Heilmittel abgenommen.« Nikk trat mit bekümmerter Miene aus dem Wasser. »Lingustentang ist überaus selten. Nach Aussage meines Onkels Effreidon wird mein Vater sterben, wenn ich ihm das Algengewächs nicht schnell bringe. Und Effreidon gilt in meinem Volk als der größte Weise.«
    »Wahrscheinlich hast du uns nicht richtig verstanden.« Fi deutete zum Ausgang. »Da draußen lauert noch immer dieses Scheusal auf uns. Und eben scheint ein fremdes Schiff angekommen zu sein. Du willst dich doch nicht mit einer Überzahl anlegen?«
    »Fi, ich befürchte, ich konnte mich nicht richtig verständlich machen: Mein Vater liegt im Sterben! Allein der Lingustentang kann ihn noch retten. Ich erwarte keinesfalls, dass ihr an meiner Seite kämpft. Doch außerhalb des Wassers bin ich alles andere als in meinem Element und selbst deine Sprache verstehe ich nur unzureichend. Wenn ihr mir nur eure Sinne leihen und den Feind mit mir ausspähen könntet, erfahre ich vielleicht, wo der Lingustentang abgeblieben ist. Danach, das verspreche ich beim Dreizack meines Vaters, ziehe ich wieder meiner Wege.« Nikk sah Fi flehend an und sie spürte, wie ihr Widerstand schmolz. Wehe, Nikk griff gerade wieder zu diesem Meervolkzauber.
    »Na gut«, lenkte sie ein. »Wenn da draußen vielleicht ein Schiff aus Albion vor Anker gegangen ist, sollten wir herausfinden, ob es uns ebenfalls gefährlich werden kann.« Sie wandte sich Kriwa zu. »Gib Koggs Bescheid. Nikk und ich werden nachsehen, mit wem sich das Scheusal trifft.«
    »Ich halte das für
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