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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur
Autoren: Astrid Vollenbruch
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er.
    Auf dem Flur trafen sie Melanie. »Was haben deine Eltern gesagt?«, fragte Philipp.
    »Ich darf nicht bleiben«, sagte sie niedergeschlagen. »Schließlich ist morgen Schule, und ich habe nur die Reitklamotten dabei.«
    »Aber du kannst nicht alleine fahren!«, rief Sonja. »Philipp, du bringst sie doch nach Hause, oder?«
    »Ja sicher«, sagte er. »Ich hab’s ja schließlich versprochen.«
    »Macht es dir auch nichts aus?«, fragte Melanie nervös. »Quatsch.« Philipp grinste und verstand sie absichtlich falsch. »Die hundert Meter schaffe ich nun wirklich noch.«
    Dunkel erinnerte sich Melanie, dass sie Philipp früher überhaupt nicht gemocht hatte. Aber nun ertappte sie sich plötzlich bei dem Gedanken, dass der Heimweg auch ohne diese seltsame Bedrohung viel angenehmer sein würde, wenn Philipp mit seinen zerschlissenen Jeans, der hässlichen Lederjacke und seinem schrägen Lächeln neben ihr herschlenderte. Auch wenn sie gerne bei Sonja übernachtet hätte, freute sie sich nun doch ein kleines bisschen, dass ihre Mutter es entschieden verboten hatte.
    Beim Abendessen waren die drei recht schweigsam, aber das fiel niemandem auf, da Paul mit den Eltern um die Zahl seiner Geburtstagsgäste in der nächsten Woche feilschte und jeden Hinweis auf zu wenig Geld oder Platz mit einem Sturm von Widersprüchen und Argumenten beiseitefegte. Als das unvermeidliche, in jedem Jahr erfolgreiche weinerliche »Und ich bekomme auch immer viel weniger zu Weihnachten als alle anderen!« in der Diskussion landete, gaben sich die Eltern geschlagen, und Paul stürzte sich mit Feuereifer auf die Frage der Süßigkeiten, Dekorationen, Spiele und erst ab zwölf freigegebenen Actionfilme. Sonja, Melanie und Philipp machten sich aus dem Staub, sobald es ging.
    »Keinen Zweck, es aufzuschieben«, sagte Philipp mit einem Blick auf seine Uhr. »Pack dein Zeug zusammen, Melanie.«
    »Ihr seid doch vorsichtig?«, sagte Sonja nervös.
    »Ja, Mama.«
    Die beiden Mädchen kicherten, aber ganz überzeugend klang es nicht. Und Sonja wusste auch, dass sie sich sehr albern benahm – aber hatte sie nicht allen Grund dazu? Sie wussten alle drei, dass etwas nicht stimmte, auch wenn sie nicht wussten, was das sein sollte. Undeutlich spürte sie, dass es besser gewesen wäre, wenn Melanie doch bei ihr übernachtet hätte – aber der Gedanke, einer Frau wie Melanies Mutter etwas über Magie und fremde Welten zu erzählen, war absurd.
    Philipp und Melanie verließen die Wohnung. Sonja schloss die Tür hinter ihnen und fühlte sich sofort schutzlos und verlassen. Allerdings hatte sie nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn Paul, der immerhin schon einen Stuhl fünf Meter weit durch die Wohnung getragen hatte, weigerte sich kategorisch, jetzt auch noch beim Abwaschen zu helfen. Und so verbrachte Sonja den restlichen Abend in der Küche, über ihren Hausaufgaben und vor dem Fernseher und wartete darauf, dass Philipp zurückkam. Schließlich wohnte Melanie ja nur zwei Straßen entfernt.
    Aber es wurde neun Uhr, es wurde halb zehn und zehn, und Philipp kam nicht zurück.
    Ende der Leseprobe. Im Bann des Nebels, Band 2, Der ewige Bund
    ISBN 978-3-440-13724-6 / 9,99 €
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