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Der schwarze Schattenjaeger

Der schwarze Schattenjaeger

Titel: Der schwarze Schattenjaeger
Autoren: Laura Sommer
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Sophie und Ellen weisen mir den Weg. Der Schnee auf der Wiese ist so hoch, dass er mir bis zu meiner Hüfte gehen würde, aber ich bleibe auf dem Weg, der vor einigen Tagen freigeräumt wurde und nur ein paar Zentimeter hoch bedeckt ist.
Noch einmal schaue ich zurück zu unserem Haus, aus dessen Schornstein bereits Rauch aufsteigt. Sophie kocht jetzt etwas Leckeres und lässt das Haus mit köstlichem Duft erfüllen. Mein Magen meldet sich zu Wort und so drehe ich mich wieder Richtung Stadt und laufe weiter. Der Wind ist heute gnädig und hält sich zurück, sodass ich noch blinzeln kann, während ich mich Schritt für Schritt weiterkämpfe. Wenn der Weg nicht voller Serpentinen und Unebenheiten wäre, würde ich ja mit dem Schlitten hinabfahren, aber so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu laufen. Obwohl ich es ganz gerne mag, für mich zu sein und meinen Gedanken nachzuhängen.
Ein plötzliches Rascheln erschreckt mich und ich sehe mich hastig um. Nur ein Schatten ist noch zu sehen, der im Wald verschwindet, keine hundert Meter von mir entfernt. Sicher nur ein paar Kaninchen und kein Bär, so flink sind die gar nicht. Zudem halten die Bären Winterschlaf. Wölfe jedoch nicht. Ob sich ein Rudel Wölfe hierher gewagt hat? So nah an Pemberton heran?
Nein, sicher nicht. Eher war es ein Adler, der eine Maus gefangen hat.
Dennoch beschleicht mich Unbehagen, als würden Augen auf mir ruhen, mich beobachten, bei jedem Schritt, den ich tue. Werde ich jetzt paranoid? Ich schlucke und beschließe, schneller zu laufen. Normalerweise trage ich immer ein Messer bei mir, falls etwas auf dem Weg nach Pemberton passiert und tatsächlich mal ein Bär oder ein Wildschwein auf die Idee kommt, mich anzugreifen. Bislang ist das zwar nicht passiert, da die Mountys und die angrenzenden Indianerstämme sich darum kümmern, aber es könnte dennoch jederzeit passieren, dass ich einem Wildtier begegne. Und dann?
Durch die Unruhe an diesem Morgen, durch Ellens plötzliche Anwesenheit, vergaß ich das Messer.
Mein Herz rast wie wild, als ich den Weg entlangrenne und die ersten Häuser von Pemberton immer größer werden. Von hier oben sieht Pemberton sogar recht groß aus, wenn man bedenkt, dass diese Stadt knapp über 2.300 Einwohner hat. Nicht gerade viele, aber wer will hier auch schon wohnen?
Es gibt keinen Zug, nur ein Fernbus fährt drei Mal täglich nach Vancouver, ohne Auto oder ein schnelles Pferd kommt man hier nicht weit. Außer man gehört zu den Touristen, die mit Extrabussen hergebracht werden.
Die Supermärkte werden einmal in der Woche beliefert und ein Theater wird von Zeit zu Zeit zum Kino umfunktioniert.
Hier Internet zu bekommen, ist ein reines Glücksspiel. In Pemberton selbst ist die Verbindung okay, bei mir zuhause jedoch nicht. Wenigstens kann ich im Bookdelicious online gehen und so die Welt außerhalb Pembertons kennenlernen.
Keuchend erreiche ich die ersten Häuser am Stadtrand und drehe mich noch einmal herum. Unser Haus wirkt nur noch wie ein kleiner, schwarzer Punkt inmitten der weißen Landschaft. Der Wald hinter dem Haus erstreckt sich über eine grenzenlose Weite den Berg hinauf und umschließt Pemberton wie einen grünen Zaun, der aktuell mit einer dicken Puderzuckerschicht bestreut ist.
Die Straßenlaternen weisen mir den Weg durch die Straßen. Nur wenige Autos sind unterwegs. Selbst die Touristen, die Pemberton am Leben erhalten, liegen noch in den Federn. Es duftet herrlich nach frisch gebackenen Brötchen, als ich an einer Bäckerei vorbeilaufe, in der sich eine lange Schlange vor der Auslage gebildet hat. Die Uhr, die über den Bistrotischen in der Bäckerei hängt, zeigt mir, dass es bereits 7.08 Uhr ist. Ich verziehe das Gesicht und beschleunige mein Schritttempo, denn ich bin mal wieder zu spät dran.
Vorbei am Supermarkt und der Apotheke, am Hotel entlang auf die andere Straßenseite und schon bin ich da!
Das Bookdelicious . Ich liebe dieses wunderbare Büchercafé, das in der Dunkelheit wie ein Weihnachtsbaum erstrahlt und eine Urgemütlichkeit vermittelt. Einen Platz zum Träumen und Wohlfühlen, ein Ort, an dem man gerne verweilt und sich mit Freunden trifft. Mein wunderbarer Arbeitsplatz!
Kurz kommt eine Erinnerung in mir auf. Ich sehe mich als Kind, wie ich hier meine Mom und meine Tante nach der Schule besucht habe, einen heißen Kakao bekam und meine Hausaufgaben im Café machte. Ich lächle und hasse mich im nächsten Augenblick dafür, dass ich Freude empfinde, während meine
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