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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix
Autoren: Tom Becker
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weiterzugeben, sonst werde ich …«
    »Zorn … Ausflüchte … wüste Drohungen«, fiel ihm de Quincy ins Wort. » Das habe ich alles schon hundertfach gehört. Haben Sie meine Anweisungen befolgt?«
    Shaw nickte.
    »Und was haben Sie herausgefunden?«
    Der Polizist griff in seine Tasche und holte ein Blatt Papier hervor.
    »Nun, ich habe die Starling-Akte durchgesehen und die leuchtend orangefarbenen Haare gefunden – die von der Kopfgeldjägerin, die Jonathan Starling Marianne nannte. Ich habe sie zusammen mit den Haaren, die Sie mir gegeben haben, ins Labor geschickt und dieTechniker angewiesen, bei beiden Proben einen
DNA
-Test durchzuführen.«
    Granville und de Quincy beugten sich näher zu ihm.
    »Und?«, fragte Granville, atemlos vor Anspannung.
    Shaw blickte auf das Blatt Papier.
    »Natürlich sind sich die Leute vom Labor bei diesem Test nie zu hundert Prozent sicher, aber nach der
DNA
-Analyse gehen sie zu neunundneunzig Prozent davon aus, dass diese Personen eng verwandt sind.«
    Granville heulte freudig auf und schlug sich triumphierend mit der Faust in die Hand. De Quincy lächelte selbstgefällig.
    »Fein, fein, fein. Das sind definitiv interessante Neuigkeiten.«
    »Wir sind Ihnen so dankbar für Ihre Hilfe, Oberinspektor«, rief Granville überschwänglich. »Zutiefst dankbar.«
    »Es war mir ein Vergnügen«, entgegnete Shaw sarkastisch. »Und jetzt her mit den Fotos!«
    De Quincy seufzte betrübt. »Ich fürchte, ich kann Sie ihnen jetzt noch nicht geben.«
    »Sie haben es mir zugesichert!«
    »Ich habe Ihnen zugesichert, sie niemandem zu zeigen, wenn Sie tun, was ich von Ihnen verlange, und daran halte ich mich auch. Sie haben uns sehr geholfen. Und sollte ich wieder Hilfe auf dieser Seite von London brauchen, dann weiß ich, an wen ich mich wenden kann.«
    Shaw schrie wütend auf und stürzte sich mit ausgestreckten Armen auf de Quincy, als Granville plötzlicheine alte Steinschloss-Pistole hervorzog und auf ihn richtete.
    »Bedauerlicherweise«, ergriff Granville das Wort, »muss ich Sie auffordern, von meinem Partner zurückzutreten. Sollten Sie ihm noch näher kommen, sehe ich mich leider gezwungen, Sie zu erschießen. Ich weiß, dass Sie etwas andere Waffen gewöhnt sind, aber ich versichere Ihnen, dass diese Pistole echte Kugeln abfeuert. Und ich bin ein guter Schütze.«
    Shaw wich schwer atmend von de Quincy zurück, der ihn höhnisch angrinste.
    »Sie sind ebenso erbärmlich berechenbar wie alle anderen. Und jetzt verschwinden Sie! Lassen Sie sich versichert sein, dass ich mich wieder bei Ihnen melden werde.«
    Granville deutete zur Tür und geleitete Shaw aus der Kajüte in die eisige Nacht hinaus.
    »Edwin!«, rief er dem Steuermann zu, der sich immer noch am Heck der Barkasse verbarg. »Setz den Oberinspektor ab und dann bring uns nach Hause.«
    Die Barkasse änderte umgehend den Kurs und steuerte auf das Ufer zu. Shaw war so verwirrt und orientierungslos, dass er nicht einmal wusste, ob sie auf das Nord- oder das Südufer zufuhren. Als sie an einem kleinen hölzernen Steg landeten, fuchtelte Granville wieder mit seiner Pistole herum.
    »Ich bin mir sicher, dass Sie von hier aus nach Hause finden werden«, sagte er vergnügt. »Leben Sie wohl!«
    Als er zurück an Land war, stiegen Shaw angesichts der überwältigenden Ungerechtigkeit seiner Lage Zornestränen in die Augen.
    Im Schutz der Dunkelheit auf dem Vorschiff beobachteten die beiden Männer, wie er sich auf dem Absatz umdrehte und sich auf den Weg zurück nach London machte.
    »Mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit!«, gluckste Humphrey Granville.
    »Ja«, sinnierte Nicholas de Quincy. »Also gut, Marianne ist eine Ripper. Lass uns die Auktion beginnen.«

1
    Der Blutschwall stürzte ohne Vorwarnung herab und traf Jonathan Starling, bevor er reagieren konnte. Das Letzte, was er zuvor gesehen hatte, war die Spielkarte mit dem boshaften Gesicht des Pikbuben, der ihn vom Tisch angrinste, und dann verschlang ihn der zähflüssige rote Wasserfall. Die Wucht des Aufpralls riss ihn von seinem Stuhl und ließ ihn benommen zu Boden sinken.
    Als er hustend, spuckend und mit brennenden Augen aufsah, starrte ihn ein anderes Gesicht über den Tisch hinweg an. Es war der Kartengeber, eine riesige Bestie mit wilden Augen, aus deren Mund gelbliche Fangzähne hervorragten. Er trug einen schwarzen Anzug und darüber eine blutverschmierte Fleischerschürze. Mit einem Schulterzucken sammelte er gelassen Jonathans restliche Karten ein.
    »Der
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