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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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seinem Mund drangen unartikulierte Töne.
    Rupert ließ das Messer fallen. Dann begann er zu laufen, erst langsam, mühsam, stolpernd, dann schneller und schneller. Ein tiefer Ekel überkam ihn, er musste stehen bleiben, um zu erbrechen. Sein Magen war leer, seit dem Morgen hatte er nichts gegessen, aber noch immer kam Schleim und Galle heraus. Seine Kutte war besudelt mit Blut, doch er fühlte sich innerlich schmutzig, verschmutzt durch dieses Leben. Er rannte, um vor sich selbst davonzulaufen.

Die Kräuterfrau
     
     
     
    Erschöpft lag Rupert über dem sprudelnden Wasser. In seinem Kopf drehte sich alles und sein Magen schmerzte. Er ergab sich der bleiernen Schwere seiner Glieder und starrte auf den glitschigen Boden vor sich. Ohne etwas zu sehen, zu hören oder eine Bewegung zu vernehmen, wusste er, dass er nicht allein war. Seine Augen folgten dem Gefühl und er erblickte eine Frau. Sie stand hoch aufgerichtet zwischen den Bäumen am Ufer und schaute auf ihn herab. Sie schien nicht sonderlich überrascht zu sein, ihn hier liegen zu sehen. Mit flackerndem Blick registrierte er ihre frauliche Figur, die seltsame Kleidung, den breiten Gürtel mit dem spiralförmigen Gürtelschloss, ihre langen, schwarzen, durch einen schmalen Stirnreif gehaltenen Haare. Doch alles wurde in den Hintergrund gedrängt von ihren grünlich schimmernden Augen.
    Mühsam versuchte Rupert sich zu erheben, doch der Versuch erstickte bereits im Keim. Ohne sich zu rühren, beobachtete die Frau ihn. Dann wurde es Nacht um ihn.
     
     
    Wärme und Dunkelheit wogten um ihn herum und Wärme war auch in ihm. Er fühlte sie. Und er fühlte die Nähe eines Menschen. Er hielt die Augen geschlossen, obwohl sich der Nebel in seinem Kopf langsam lichtete. Er wusste, wenn er die Augen öffnete, würde er in die grünen Augen dieser Frau blicken.
    Es irritierte ihn, dass er andere Kleidung trug. Es war ein schlichtes Leinenhemd, aber sauber. Seine Haut war gereinigt und ein wenig geniert überlegte er, ob sie ihn entkleidet und gewaschen hatte. Sie hatte, das spürte er. Seine zerrissene braune Kutte lag auf dem Boden, sie hatte sie achtlos mit dem Fuß beiseite geschoben.
    Sie setzte sich auf den Rand seiner primitiven Liege und stellte die Schale mit dem Tee ab. Seine Augen wanderten ruhelos in der Hütte umher. Überall hingen Bündel von Kräutern von den Dachbalken zum Trocknen herab, in dem windschiefen Regal standen Krüge, Flaschen und Kästchen, die offensichtlich allerlei geheime Kräutermixturen und Medizin enthielten. Rupert schauderte.
    »Bist du eine Hexe?«, fragte er mühsam. Er fühlte sich ihr ausgeliefert.
    »Nein«, sagte sie und lächelte. Sie war schön, oh Gott, sie war wie ein seltsames Trugbild! Gleich würde sie sich in ein krummes, altes Weib verwandeln, mit einer Warze auf der Nase und einem schwarzen Raben auf ihrer Schulter. Doch ihre Nase blieb klein und ein wenig kess, ihre Figur straff und gerade, ihr schwarzes Haar fiel ihr über die Schulter und kringelte sich auf ihrer Brust. Er konnte die Augen nicht von ihr wenden. »Ich bin Rigana, eine Heilerin, eine weise Frau.« Sie blickte ihn jetzt direkt an und zum wiederholten Male bewunderte er die seltsamen grünen Augen.
    Rupert schüttelte verwundert den Kopf. »Sind weise Frauen nicht sehr alt, mit gebleichtem Haar und Falten auf der Haut?«
    Sie brach in ein helles Lachen aus, es klang wie eine Glocke, klar wie Morgenluft und leicht wie die Schwinge eines Vogels. Ihre Zähne waren makellos, sie blitzten, als sie lachte. Sie hatte nichts von dem, was er sich unter einer Kräuterfrau vorstellte, bis auf die vielen Büschel an den Balken.
    »Es gibt so viele Gerüchte über die keltischen Heilerinnen, aber keines davon ist wahr«, sagte sie und ihr Gesicht wurde wieder ernst.
    »Aber es ist schwarze Magie«, verteidigte sich Rupert. Er zog es vor, trotzdem vorsichtig zu sein. Vielleicht war sie dabei, ihn zu verhexen, mit ihrem Tee, ihrem Lächeln, ihrer atemberaubenden Figur. Frauen waren die Sünde selbst mit ihren Verführungskünsten und deshalb Geschöpfe des Teufels.
    »Das sagen diejenigen, die es nicht verstehen«, erwiderte sie ruhig. Es schien ihr nichts auszumachen, dass er ihr misstraute. Im Augenblick blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als sich ihr auszuliefern. Zumindest erschien es ihm weniger schrecklich als im Kloster. Sein Körper war zu schwach, dass er noch einen Schritt gehen konnte, und abgesehen von der unheimlichen Umgebung war es in ihrer
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