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Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor
Autoren: Michael Moorcock
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seine Frau und seine Kinder.
    Er döst.
    Er schläft.
    Er träumt.
     
    *
     
    F : WEN NIMMST DU AUF DEN ARM ?
    A : ICH HABE MICH VERHÖRT
     
    *
     
    Er steht im Kontrollraum und ist sicher, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Er überprüft den Computer, der baren Unsinn von sich gibt. Unsinnige, unverständliche Bemerkungen ausspuckt. Er sucht nach dem Fehler oder einer Möglichkeit, den Computer abzustellen. Aber das ist nicht möglich. Das Leben des Raum schiffes hängt vom Computer ab. Aber hier geht es um sein Le ben, so scheint es Ryan. Er drischt mit einem Stuhl auf den Computer ein.
    ************** DU BRINGST MICH UM ********************  HAHAHA HAHAHAHAHAHAHA ***************************
    sagt der Computer.
    Ryan dreht sich um. Erneut sieht er die Gesichter der Tänzer.
    »Du bist mit ihnen im Bunde«, sagt er zum Computer. »Du bist auf ihrer Seite.«
    ******* ICH BIN AUF JEDERMANNS SEITE *********** ICH BIN ********** EIN WISSENSCHAFTLICHES INSTRUMENT ******* ICH BIN NUR PRAKTISCH ****** sagt der Computer.
    »Du lachst mich aus«, sagt Ryan pathetisch.
    ****** MEINE PFLICHT IST ES MICH UM EUCH ZU KÜMMERN UND ÜBER EURE SICHERHEIT UND GESUNDHEIT ZU WACHEN *******
    »Du zynischer Spötter.«
    Er sieht eine reizende alte Dame, die den Kopf über ihn schüttelt.
    »Ausdrücke!« sagt sie. »Ausdrücke!«
    Es ist seine Mutter. Ihr Mädchenname war Hope Dempsey.
    Er hat das Raumschiff nach ihr genannt.
    »Mutter, sag’ dem Computer, er soll mich in Ruhe lassen«, bettelt er.
    »Ungezogenes Ding«, sagt seine Mutter. »Laß sofort meinen kleinen Jungen in Frieden.«
    Aber der Computer macht sich weiterhin über ihn lustig.
     
    *
     
    Josephine steht über ihn gebeugt, in ihrer Hand eine leere Ampulle Proditol. »Gleich fühlst du dich besser, Liebling«, sagt sie.
    »Mir geht es schon besser«, sagt Ryan und lächelt erleichtert. »Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen, Jo. Wo sind die Jungens?«
    »Sie sind noch nicht ganz wach. Du weißt, es dauert ein Weilchen.« Sie setzt sich auf die Bettkante. »Sie werden gleich hier sein. Du hättest uns früher wecken sollen. Für einen allein war das zuviel – sogar für dich.«
    »Jetzt merke ich das auch«, sagt er.
    Sie lächelt ihr altvertrautes, zärtlich-scheues Lächeln. »Bleib’ ganz ruhig und laß das Proditol seine Wirkung tun.«
    Sie entdeckt eine Ecke des roten Logbuches unter seinem Kopfkissen.
    »Was ist das, Liebling?«
    »Mein Logbuch«, antwortet er. »In Wirklichkeit ein privates Tagebuch.«
    »Wenn es privat ist …«
    »Ich glaube, ich muß es erst noch einmal durchsehen, bevor es ein anderer liest.«
    »Natürlich.«
    »Es hat mich halbwegs bei Verstand gehalten«, erklärt er.
    »Natürlich.«
     
    *
     
    Mit einer Hand als Kopfstütze, liegt Ryan im Bett und schreibt:
    Alexander und Rupert sehen beide gesund und munter aus, auch die anderen wirken gelöst. Es scheint, als hätte die Ruhe und das Loslösen von der Erde allen geholfen. Wir fühlen uns frei. Im ganzen Schiff hört man nun ihr Gelächter und Geplauder. Welch ein Unterschied zu den ersten Tagen in dem Raumschiff, als mich sogar Onkel Sidney um das Kommando zu beneiden schien. Mei ne dunklen Gedanken vergehen wie Schnee an der Frühlingssonne. Meine Leidenschaft für Janet ist vergangen – auch ein Teil mei ner morbiden Stimmungen. James Henry überrascht mich am meisten. Wenn sich die allgemeine Stimmung nicht so zum Besseren verkehrt hätte, würde ich annehmen, er schmiede erneut Pläne, mich loszuwerden, um das Schiff zu übernehmen. John hat recht getan, alle aufzuwecken. Ich war am Ende. Wir werden eine schöne Kolonie auf der neuen Erde gründen. Und dank Gott für das Proditol. Diese Wissenschaftler haben eine verdammt nützliche Erfindung gemacht. Ich habe beschlossen, alle schrecklichen Gedanken an die Vergangenheit aus meinem Kopf zu verbannen. Ich war ein anderer Mensch – vielleicht ein kranker Mensch –, als ich das alles tat. Doch Selbstanklagen nützen jetzt niemandem. Mein Zusammenbruch hängt mit dem Chaos zusammen, das über die Menschheit hereinbrach. Er reflektierte den allgemeinen Zusammenbruch. Seinen Anfang kann ich für mich genau festlegen – es begann, als unsere Luftwaffe (oder das, was einmal unsere Luftwaffe gewesen ist) Napalm und Sprengbomben über London abwarf. Meine Psychosen, so glaube ich, spiegelten die Psychosen meiner Umgebung wider.
    Aber genug davon. Ich habe beschlossen, mit den unnützen Selbstvorwürfen Schluß zu
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