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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe
Autoren: Pat McCraw
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Moment Zeit.«
    »Ja, natürlich. Lass mich nur noch die Tische abwischen. Ich mache schon mal Wasser heiß.« Der Junge eilte in den kleinen Nachbarraum, und Matthias folgte ihm. Versonnen beobachtete er seine flinken Handgriffe. »Du hast dich wirklich gut eingearbeitet.«
    Gabi nickte errötend. »Ja, ich bin dir und deinem Herrn sehr dankbar. Theodor hat seitdem kein Wort mit mir gesprochen und lässt mich in Ruhe. Mehr wollte ich nicht. Ich glaube, alle sind zufrieden damit, wie ich meine Arbeit hier mache. Ich versuche allerdings auch immer, süße Nachspeisen von der Königstafel für die Garden zu bekommen. Wenigstens ein paar Reste.« Er blinzelte. »Das macht mir Freunde. Setz dich doch.« Er deutete auf einen Hocker neben dem Ofen und schüttete kochendes Wasser in eine große, braune Tasse, in die er einige Pfefferminzblätter gestreut hatte.
    »Trink erst einmal. Dann fühlst du dich bestimmt besser.« Seine haselnussbraunen Augen musterten ihn besorgt.
    Ja, Gabriel war sein Freund geworden. Aber er wagte es trotzdem nicht, sich ihm gänzlich anzuvertrauen. Eine Veranlagung wie seine zu gestehen, konnte das Todesurteil bedeuten und Gabi würde ihn damit in der Hand haben.
    »Hattest du Probleme mit Mortiferius?«, fragte Gabi intuitiv.
    Matthias blies auf den dampfenden Tasseninhalt und hielt inne. »Nein, wie kommst du darauf?«
    »Hm, nun ja. Ich dachte nur ...«
    Er nahm einen vorsichtigen Schluck. Der heiße Tee lief angenehm wärmend in seinen Magen. Er setzte die Tasse ab. »Was dachtest du?«
    »Nichts, Matthias, wirklich nichts. Ist es nicht meistens so, dass der Vorgesetzte daran schuld ist, wenn es dem Diener schlecht geht? Obwohl ich natürlich weiß, dass Mortiferius ein gerechter Herr ist. Oder ist er zu streng?«
    »Nein.« Matthias blickte versonnen auf seine Tasse. Nie hatte er Mortiferius als zu autoritär empfunden. Er war sein Vorbild an Disziplin und Selbstbeherrschung. Das, was in der Bibliothek geschehen war, passte wohl nicht in dieses Bild, aber machte seinen Herrn menschlicher, zeigte, dass er nicht so vollkommen war. Und das hatte seine Liebe zu ihm verstärkt, falls das überhaupt noch möglich war.
    »Du verehrst ihn sehr, nicht wahr?« Gabi senkte seine Stimme.
    Matthias hob den Kopf. Er wusste, dass sein Gesicht Bände sprach, aber konnte es nicht verhindern.
    »Verstehe«, flüsterte Gabriel.
    In diesem Moment begriff Matthias, dass Gabi ihn niemals hintergehen und Geheimnisse selbst unter Folter bewahren würde. Er biss die Zähne zusammen und nickte.

    Eine vereiste, neblige Landschaft. Er ritt zwischen den hellen Birkenstämmen, konnte kaum den Weg vor sich erkennen und kniff die Augen zusammen. Der Wallach stakste unbeholfen, wie mit bandagierten Beinen, unbeweglich und steif. Er fühlte sich ebenso starr wie sein Pferd, saß nackt, wie verklebt mit dessen Körper ohne Sattel mit einem harten, schweren Gewicht im Rücken, das ihn nach hinten zu ziehen schien. Er wollte den Kopf drehen, um zu sehen, was ihn beschwerte, war jedoch nicht fähig sich zu bewegen. Kriechend umfassten eiserne, kalte Arme seinen Leib – ein eiskalter Körper presste sich fest an ihn. Vor Schreck stand ihm der Atem still.
    Nein! Er ließ die Zügel los, packte die harten Knochen und zerrte in Panik an ihnen, um sich zu befreien. Krachend und knisternd zersplitterten sie in seinen Händen. Haltlos fiel er vom Pferd, schlug auf und fand sich vor dem Baum wieder, in dem er damals seine Kleidungsstücke verwahrt hatte. Er zitterte vor Kälte. Ich muss die Kleider herausholen, dachte er. Mich anziehen. Ich erfriere sonst. Er wollte in die Höhlung der Eiche greifen, aber ein Röcheln zwang ihn sich umzudrehen. Das Pferd war verschwunden. Das zerbrochene Wesen lag noch am Boden, ein Oberkörper mit abgebrochenen Armen, die grotesk zuckten. Er konnte es nur schemenhaft erkennen. Der Torso hob das eisige Haupt. Bartel. Das Gesicht blutig, mit Raureif bedeckt, den Bart voller Schnee.
    Ich muss fort von hier, dachte er mit Grausen, die Kleider, wo sind sie? Er blickte in die Höhlung wie durch ein Fenster. Da waren keine Jacke oder Hose, sondern eine Frau, die in einer winterlichen Landschaft stand. Ein seltsames Schreien und Winseln begleitete sie. Sie schritt näher. Engellin. Ein müdes, eingefallenes Gesicht, schwarze Ringe unter den Augen, versuchte sie ein Lächeln, was nicht gelang. Er ließ seinen Blick tiefer schweifen, um zu sehen, woher das eigentümliche Wehklagen kam. Engellin war umringt
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