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Der schwarze Freitag (German Edition)

Der schwarze Freitag (German Edition)

Titel: Der schwarze Freitag (German Edition)
Autoren: Gerhard Damm
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einen
Whisky. Ich versuchte, meine Pleite mit der braunen
Flüssigkeit in dem Glas zu verdrängen. Einige Gesichter in
der Bar kamen mir bekannt vor. Am Tresen und an den
Tischen saßen Filmschauspieler und Leute aus dem
Fernsehen. Und alle tranken ‒ waren die auch so schlecht
drauf wie ich?
    A m Nachbartisch sah ich eine schöne Brünette mit langen
Haaren, die ihr bis auf den süßen Hintern reichten, und
einer super Figur. Wenn ich nicht schon fünf Whiskys
getrunken hätte, wäre ich an diesem Abend mutiger
gewesen. Der Frau ging es vermutlich aber auch nicht gut,
sie schüttete Mengen an Sekt in sich hinein. Torkelnd kam
sie dann an meinen Tisch und wollte mit mir gemeinsam
ihren Frust bekämpfen. Sie bestellte für jeden von uns
dreimal das Getränk, das wir gerade im Glas hatten, und
erzählte irgendetwas von einem Auftrag, an dem sie seit
einer Woche nicht weiterkäme. Ich verstand kaum ein
Wort. Sie war so voll, dass sie schon nicht mehr allein
laufen konnte. Also schleppte ich sie zu einem Taxi und
setzte sie hinein. Ich musste diese schöne betrunkene
Frau festhalten, damit sie nicht aus dem Auto kippte. Also
blieb mir nichts anderes übrig, als zu ihr in das Taxi zu
steigen und mitzufahren. Der Fahrer fragte, wohin es
gehen sollte.
„ Zu ihr nach Hause“, sagte ich nur.
     
„ Und wo ist das?“, kam die Frage von dem Taxifahrer
zurück.
    „ Das weiß ich auch nicht, aber ich finde es gleich heraus.“
Meine Hände wühlten in ihrer Handtasche, auf der Suche
nach einem Hinweis auf ihre Adresse.
    A ls Erstes fand ich eine Pistole, dann ihren Lippenstift und
endlich eine Visitenkarte. Ich las die Adresse vor und
steckte die Karte ein. Als der Taxifahrer vor dem kleinen
Haus anhielt, bat ich ihn, zu warten und suchte den
Haustürschlüssel. Der Taxifahrer lächelte. „Mit der können
Sie heute sowieso nichts mehr anfangen.“
I ch schleppte die Frau mehr oder weniger ins Haus, legte
sie aufs Bett und zog die Tür wieder hinter mir zu.
    „ Bitte fahren Sie mich zurück zum Atlantis“, sagte ich und
dachte über die letzte halbe Stunde nach. Wie bescheuert
war es denn von mir, eine fremde Frau in ihre Wohnung
zu bringen und sie dort auf ihr Bett zu legen? Die vier
Whisky, die ich in der Zeit hätte trinken können, wären zum
Verdrängen der misslungenen Präsentation geeigneter
gewesen.
„ Los, hinein in den Fahrstuhl und ab ins Bett“, murmelte
ich nach weiteren zwei Gläsern von diesem traumhaften
Gesöff an der Bar zu mir selbst.
U nd so begann der neue Tag genau wie der vorherige: mit
einem Brummschädel.
    I ch nahm zwei Tabletten und ging frühstücken. Ich hatte
die erste Tasse Kaffee noch nicht ausgetrunken, als diese
Schönheit von Frau mir plötzlich gegenübersaß.
    „ Wer hat mich ins Bett gebracht? Wer bist du? Was
machst du und woher kommst du?“, waren ihre ersten
Sätze.
„ Frühstück gefällig?“, entgegnete ich.
    E rst nach dem zweiten Kaffee setzte mein Hirn wieder voll
ein. „So, du möchtest wissen, wer ich bin? Ich bin der Typ,
den du gestern Abend zugetextet hast. Derjenige, der
Mitleid mit dir hatte, dir ein Taxi gerufen und dich ins Bett
gebracht hat. Dann bin ich wieder gegangen. Was spielt es
für eine Rolle, wer oder was ich bin und woher ich
komme?“
S ie wurde still und murmelte: „Das hat noch keiner für
mich gemacht. Danke!“
    „ Bitte“, erwiderte ich und ging ans Büfett, um mir von
diesem leckeren Rührei nachzuholen. Sie schlürfte noch
immer an ihrem Kaffee. >
„ Wie lange bleibst du in Hamburg?“, fragte sie, als ich
mich wieder gesetzt hatte.
    „ Noch drei Tage, dann fahre ich zurück. Warum?“, wollte
ich wissen. Sie entgegnete, dass sie mich als kleines
Dankeschön gern zum Essen einladen würde.
„ Gerne, morgen Abend hast du dazu noch eine Chance,
denn für heute bin ich schon mit einem Freund
verabredet.“
    E va war still und versuchte, meine Gedanken in meinem
Gesicht abzulesen. Ich hingegen versuchte, meinen
Kopfschmerz mit Kaffee zu bekämpfen.
„ Hast du Lust auf einen Spaziergang an der Alster?“, fragte
sie mich.
    „ Ja, bis heute Abend habe ich noch nicht Festes geplant“,
antwortete ich und so verließen wir zusammen das
Atlantis.
„ Musst du heute nicht arbeiten?“, fragte ich sie ein wenig
erstaunt.
    „ Wieso? Ich arbeite doch gerade“, lachte sie und wählte
den Weg in den kleinen Park. Mir war diese
wunderschöne Frau ein wenig suspekt. Unter Arbeit
verstand ich etwas anderes, als im Park spazieren zu
gehen. Dass Eva
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