Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
mich dahin hat hypnotisieren wollen, zu glauben, daß ich es doch getan hätte. Ich habe versucht, dich zu retten, Joe. Ich bin dir hinterhergelaufen, diesen Grat entlang, der die Schlucht überblickt. Ich hab’ so einen langen Stock gefunden. Ich hab’ ihn dir entgegengehalten.«
    »Ich kann mich an nichts davon erinnern«, sagte Tom.
    »Weil du schon dabei warst, das Bewußtsein zu verlieren«, sagte Carl.
    »Und wie hätte ich dann deinen Stock greifen sollen?« fragte Tom.
    »Als ich gemerkt habe, daß du nicht auf mein Rufen reagierst, habe ich den Stock weggeschmissen. Ich bin zu dir hineingesprungen.«
    »Du willst sagen, du hast dein Leben riskiert, um mich zu retten?« fragte Tom.
    »Ja. Ich bin selbst beinahe ertrunken. Ich bin gegen einen Felsblock geprallt. Ich habe mir drei Rippen gebrochen.«
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte Tom und schüttelte den Kopf.
    Carl trat auf ihn zu und riß sich das Hemd auf. Rechts auf seinem muskulösen Körper schlängelte sich eine Narbe. »Sie haben fünfundzwanzig Stiche gebraucht, um sie zu nähen. Als ich zum Arzt kam, war ich schon fast verblutet. Ich lag eine Woche im Krankenhaus.« Er ließ das Hemd los und berührte Tom am Arm. »Ich habe es versucht, Joe, wirklich. Du bist mir einfach entglitten.«
    All das war offenbar neu für Tom. Oder Joe. Tracie war nicht klar, was sie von ihm halten sollte. Er überlegte einen Moment, bevor er Antwort gab.
    »Ich glaube dir trotzdem nicht«, sagte Tom. »Davey hat von der anderen Seite aus zugeschaut. Er hat gesehen, wie du weggelaufen bist und dich in Sicherheit gebracht hast.«
    »Davey«, sagte Carl sarkastisch. »Wer ist das denn? Was ist er denn? Er ist ein Mörder und ein Lügner, soviel wissen wir. Schau doch bloß, was er mit Rick gemacht hat.«
    »Rick?« fragte Tom in Daveys Richtung.
    »Ihm geht’s gut«, winkte Davey ab. »Wir gehen später zu ihm.«
    »Rick ist tot«, sagte Carl. »Die beiden hier haben ihn umgebracht. Sie haben ihm das Genick gebrochen und ihn dann durch die Tür in die Säure hineingeschubst.«
    »Wir haben ihm das Genick gebrochen?« fragte Davey und warf seiner Schwester einen Blick zu.
    »Fühlst du dich stark?« fragte Cessy ihren Bruder.
    Davey stürzte auf sie zu. »Was hast du getan?«
    Cessy zuckte mit den Schultern. »Was soll ich denn getan haben?«
    »Außerdem hat Davey den Priester hier umgebracht«, sagte Carl. »Siehst du die Leiche? Siehst du das Blut? Er ist durch und durch böse, Joe.«
    Tom war durcheinander.
    »Rick kann nicht tot sein. Das haben wir nicht vereinbart.«
    »Du kannst mit ihm nichts vereinbaren«, sagte Carl. »Er ist ein Hexenmeister. Er kann zaubern. Schau mich an. Ich habe dich das ganze Jahr über in der Schule gesehen, aber ich habe dich nicht erkannt. Du bist für mich ein alter Freund gewesen. Du bist sogar mein bester Freund gewesen. Aber du warst nicht Joe. Ich habe dich gesehen, und ich habe dich doch nicht gesehen. Er war Teil der Wahrheit und verdrehte sie in meinem Kopf. Schau dich an, Joe. Als du noch gelebt hast, konntest du keiner Fliege etwas zuleide tun. Und jetzt sprichst du davon, deinen besten Freund zu opfern. Schau doch, was er mit dir gemacht hat!«
    »Hast du Rick etwas getan?« fragte Tom Davey.
    »Nein!« schnauzte Davey. Er warf Cessy einen stechenden Blick zu.
    »Aber der Priester hier«, sagte Tom. »Wer hat ihn umgebracht?«
    »Ich«, antwortete Davey und wandte sich von Cessy ab. »Er wollte mich töten. Du weißt doch, wie Priester sind. Alles Trunkenbolde.«
    »Wo ist Rick?« beharrte Tom.
    »Im unterirdischen Raum«, sagte Davey. »Wenn wir zurückgehen, siehst du ihn.«
    »Ja, klar siehst du ihn dann«, meinte Carl. »Seine Knochen siehst du. Rate mal, warum er den Mädchen den Mund verbunden hat. Sie wissen, was passiert ist. Frag doch Paula, wenn du mir nicht glaubst. Frag deine Freundin Joe.«
    Tom mußte erneut nachdenken. Es hatte den Anschein, als geschehe dies gegen heftigen Widerstand. Davey hatte seinen hypnotischen Blick auf ihn gerichtet. Trotzdem schaute Tom Davey geradewegs in die Augen, als er sagte: »Ich nehme ihnen das Band vom Mund ab.«
    »Tu das«, sagte Davey. Er schaute auf die Uhr.
    Tom machte sich daran, ihnen das Klebeband von den Lippen und von mehr als nur ein paar Haaren ihres Hinterkopfes abzulösen. Während er damit beschäftigt war, streifte seine Hand Tracies Wange. Ein Schauder lief ihr über den Körper.
    Er war eiskalt.
    »Wo ist Rick?« fragte er. Als er fertig war, trat er einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher