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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom
Autoren: Christopher Pike
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Wir sollten reingehen.«
    »Ja«, sagte er. Keiner machte jedoch Anstalten zu gehen. Carl betrachtete den Himmel, und Tracie starrte Löcher in den Boden. Ein paar Jahre zuvor noch hatten sie stundenlang miteinander reden können, und nie waren ihnen die Themen ausgegangen. »Wie ist es dir ergangen?« fragte er schließlich.
    »Ganz gut. Im Herbst geh’ ich nach Berkeley.«
    »Ich hab’ gehört, du hast ‘n Stipendium gekriegt.«
    »Ja. Den Unterricht krieg’ ich bezahlt, aber ich muß nebenbei noch jobben, um meine Wohnung und so zu finanzieren. Macht mir aber nichts.« Sie wies auf die glühende Sonne. »Hauptsache, raus aus diesem Backofen.«
    »Das kannst du wohl laut sagen. Na wirklich, das ist doch toll. Ich freue mich für dich.«
    »Was hast du denn so gemacht? Ich hab’ schon lange nichts mehr von dir gehört.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich nicht hier bin, bin ich bei der Arbeit.«
    »Welche Tankstelle ist das noch mal?«
    »Trash’s, die an der Canyon Avenue.«
    »Da fahr’ ich ständig dran vorbei.« Sie zögerte. »Vielleicht sollte ich mal anhalten und dich besuchen.«
    »Vergiß es«, meinte er. »Ein Sauladen.«
    »Oh. Na gut.«
    Sie hatte begriffen. Er war nicht einmal mehr daran interessiert, mit ihr befreundet zu sein. Sie mußte jetzt mit ihren Bemühungen aufhören, bevor sie sich total lächerlich machte.
    »Warum ich dich gestern abend angerufen habe«, fing sie an, wohlwissend, daß er den Grund schon kannte. »Ich hab’ mir überlegt, ob du nicht Lust hast, bei der Schnitzeljagd in unserer Gruppe mitzumachen. Das wären Rick, Paula und ich. Und Paula meint, sie hätte dich echt gerne dabei.« Sie lächelte. »Ich glaub’, wir vier zusammen könnten den Hauptgewinn holen.«
    »Was gibt es denn als Hauptgewinn?«
    Sie zwang sich ein Lachen ab. »Da bin ich überfragt.«
    Sie betrachtete Carl näher. Seit letztem Jahr hatte er abgenommen, und er sah müde aus. Sie fragte sich, ob er Joe noch immer vermißte. Dumme Frage, natürlich tat er das. Joe war ein toller Kerl gewesen, unkompliziert wie nur was, und einer, der nie zuerst an sich selbst dachte. Tracie fiel es noch immer schwer, daran zu glauben, daß er nicht mehr da war. Er war ein wichtiger Teil ihres Lebens gewesen. Sie hatte ihn oft bei Paula zu Hause getroffen.
    »Tut mir leid«, sagte Carl. »Toni hat mich gebeten, in seiner Gruppe mitzumachen. Ich hab’ ihm schon zugesagt.«
    »Seid ihr bloß zu zweit? Ihr könntet doch bei uns mitmachen.«
    »Nee. Wir sind schon zu viert.«
    »Oh. Wer denn noch?« Dämliche Frage.
    »Cessy und Davey.«
    Sie lächelte. Wie traurig sie über diese Sache war – und wie wütend auf sich selbst, daß sie sich so viel daraus machte. Sie würde Carl auch zukünftig begegnen. Sie würde ihm wahrscheinlich tagsüber bei der Schnitzeljagd über den Weg laufen. Es blieb noch jede Menge Zeit dafür, irgend etwas mit ihm auszumachen, bevor er für immer verschwand.
    In Cessys Arme.
    »Klingt nach einer vielversprechenden Kombination«, meinte sie. »Ich geh’ dann besser mal rein«, sagte er.
    Sie nickte. »Tschüs dann.«
     
     
    Paula hatte die ganze Zeit über in der Turnhalle gewartet. Tracie erspähte sie und Rick hinten an der Wand auf der Bodentribüne.
    Für Paula war es nur noch eine Woche bis zum Diplom. Trotzdem wagte sie es, jetzt und hier vor dem halben Lehrkörper eine Zigarette zu rauchen.
    Nachdem Paula ihren Freund verloren hatte, war sie ausgeklinkt. Sie hing mit den übelsten Typen der Jacob-High-School herum – zwei Dutzend Jungs und Mädchen, die man hätte Rocker nennen können, wenn sie sich Motorräder und Lederjacken hätten leisten können. Sie tranken eher Bier, als daß sie Gras rauchten, und sie pöbelten in Express keine Passanten an. Andererseits gingen die meisten von ihnen eben noch auf die High-School, und Tracie hielt es nur für eine Frage der Zeit, bis sie alle hinter Gittern landeten. Sie hatte furchtbare Angst daß sie eines Abends einen Anruf von der Polizei bekommen würde, in dem ihr mitgeteilt wurde, daß man für Paula eine Kaution stellen mußte oder, schlimmer noch, daß sie in eine Auseinandersetzung mit Polizeibeamten verwickelt worden war und im Krankenhaus lag.
    Passend zu ihren neuen Freunden hatte sich Paulas äußere Erscheinung verändert. Sie hatte lange, blonde Locken getragen, sich die Haare jetzt aber kurz schneiden lassen. Sie trug entweder klumpenweise lila Lidschatten auf und hängte sich dazu pinkfarbene Bänder mit Tonnen
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