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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub
Autoren: Carter Brown
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begann. Es warf sich in die Rampart Street Parade und machte jede Unterhaltung unmöglich. Ich zündete mir eine
Zigarette an und fragte mich, ob Julie Londons Version von I Surrender Annabelle ermutigen würde, wenn die Nacht da war, in der ich sie glücklich in
meine Wohnung gelotst hatte.
    Meine Traumwelt wurde jäh durch
einen Schrei, dem ein Schuß folgte, zerstört.
    Ein paar Sekunden später
tauchte plötzlich der halbseidene Knabe, der Annabelle zarte Worte der
Verehrung ins perlmuttrosige Ohr gehaucht hatte, vor dem Trio auf.
    Bis auf das Blut, das sein
himmelblaues Hemd verfärbte, sah er noch genauso aus wie vorher. Er blieb einen
Augenblick da stehen und schwankte mit unstetem Blick.
    »Verrückt!« gluckste er.
    Dann stürzte er mit dem Gesicht
nach vorn zu Boden und blieb vor dem Trio regungslos liegen. Von meinem Platz
aus sah er ohne Frage sehr tot aus.
     
     
     

ZWEITES KAPITEL
     
    A ls ich zu der Leiche
vorgedrungen war, hatte sich die Zuhörerschaft des Trios zu fünfzig Prozent
verlaufen. Die restlichen fünfzig Prozent hörte ich die Treppe hinauftrampeln, bevor
ich sie daran hindern konnte.
    Ich kniete neben dem Opfer
nieder und stellte fest, daß er sein letztes bißchen Geist aufgegeben hatte. In
seiner weißen Sportjacke war ein Einschuß sichtbar,
so daß das Geschoß ihm direkt in die Brust gedrungen sein mußte. Ich fragte
mich, wie er es geschafft hatte, überhaupt so lange am Leben zu bleiben, um uns
in den Genuß seines Finales zur Rampart Street Parade zu bringen.
    Das Trio betrachtete mich
schweigend, als ich mich wieder aufrichtete und den Staub von meinen Knien
wischte. Der ungekämmte Kellner kam ein wenig unsicher auf mich zu. »Sind Sie
Arzt?« fragte er zittrig.
    »Nur ’n Kriminaler«, antwortete
ich und zeigte ihm zum Beweis meine Marke.
    »Prima«, rief er. »Wußte nich , was ich tun sollte. Erst ’n Doktor rufen oder die
Polizei. Jetzt bin ich die Sorge los.«
    »Wem gehört das Lokal?« fragte
ich.
    »Mir«, sagte eine heisere
Stimme hinter mir. »Was ist denn hier los?«
    Ich wandte mich um. Hinter mir
stand Midnight O’Hara. Ich holte tief Luft und schloß einen Augenblick die
Augen.
    »Dieses Parfüm«, sagte ich
heiser, »wie heißt es?«
    »Midnight natürlich!« erwiderte
sie schroff. »Ich möchte wissen, was hier los ist.«
    »Mord!« sagte ich. »Es sei
denn, er hat sich erschossen und dann die Pistole verschluckt. Das würde mich
nicht wundern.«
    Sie betrachtete die irdischen
Reste des Süßholzrasplers mit einem Ausdruck von Abscheu. »Wer ist denn das?«
    »Kein Freund von mir«, sagte
ich. Ich sah den Kellner hoffnungsvoll an: »Ihr Bruder?«
    »Habe ihn noch nie hier
gesehen«, sagte er rasch. »Keine Ahnung, wer der Kerl ist.«
    »Und jetzt werden Sie’s wohl
kaum noch erfahren«, sagte ich. »Da kann man Gift darauf nehmen.«
    »Wenn Sie Polizeibeamter sind,
warum unternehmen Sie nicht endlich was?« fragte Midnight O’Hara. »Die Leiche versaut
mir ja das ganze Geschäft.«
    Ich blickte mich um und sah,
daß etwa ein halbes Dutzend Gäste im Keller geblieben waren, die allerdings so
aussahen, als ob sie ohne fremde Hilfe nicht mehr hochkämen. Und sie sahen so
aus, als hofften sie inständig, diese Hilfe möge rasch kommen.
    »Wo ist das Telefon?« fragte
ich.
    »In meinem Büro«, sagte
Midnight. »Ich führe Sie hin.«
    »Sie bleiben hier«, sagte ich
zum Kellner, »und passen auf, daß ihn keiner anfaßt .«
    Er schauderte. »Wer sollte auf
die Idee kommen.«
    Ich folgte Midnight durch die
Tür hinter dem Podium, auf dem noch immer das ins Leere blickende Trio saß und
so aussah, als wollte es Oh Didn’t He Ramble zu Ehren des Mausetoten spielen.
    In Midnights Büro stand in einer Ecke ein Büroschreibtisch mit einem Sessel, in der anderen
ein Toilettentisch. Auf dem Boden lag ein Tigerfellteppich. Die Glasaugen des
Tigers hatten einen Ausdruck von Zufriedenheit, und ich dachte,
verständlicherweise. Die wenigsten Tiger hatten Gelegenheit, in einem als
Garderobe dienenden Büro eines Mädchens herumzuliegen. Bei Tag wie bei Nacht.
    Ich nahm den Hörer ab und
wählte die Nummer der Mordkommission. Hammond hatte Dienst, und ich schilderte
ihm den Vorfall.
    »Ich schicke Sergeant Polnik und die übrigen Jungen gleich rüber«, erklärte Hammond
kurz angebunden. »Wird eine Weile dauern, bis ich selber kommen kann. Habe
gerade neues Material in der Hurst-Sache bekommen. Habe den Ehemann hops
genommen, und es sieht so aus, als würde der Kerl
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