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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Steinfliesen.
    „Sofort einen Arzt!“, rief jemand. „Er lebt noch. Vielleicht ist er noch zu retten.“
    Noch ehe der Arzt erschien, war die Polizei bereits zur Stelle. Man hatte Inspektor Hester und Wachtmeister Swan mitten aus ihrer Feststimmung gerissen und ganz einfach vom Saalbau am Mardon Place hierhergeschleppt. Ein Polizeiarzt war auch dabei. Die drei Männer prallten verstört zurück, als sie Sergeant Waldram erkannten. Ihre Gesichter wurden ernst und düster. Aus verkniffenen Augen starrten sie auf die klaffende Brustwunde.
    „Er war vorhin noch bei uns im Saal“, murmelte Inspektor Hester tonlos. „Möchte nur wissen, warum er früher wegging. Was kann ihn denn bewogen haben, in diese Richtung zu gehen? Er wohnt doch drüben im Westen. Überdies hätte er mit dem Polizeibus fahren können.“
    „Er lebt noch“, sagte Wachtmeister Swan aufgeregt. „Helfen Sie ihm, Doc! Er muß uns sagen, wer ihn auf so gemeine Weise überfiel.“
    Der Polizeiarzt tat sein Bestes, obwohl er fast keine Instrumente bei sich hatte. Mit einer einfachen Pinzette holte er die mörderische Kugel aus dem Schußkanal. Es war eine Patrone vom Kaliber 9 mm. Die Spitze war abgefeilt.
    „Ein Dumdum Geschoß“, murmelte der Doktor entgeistert. „Deshalb also die große Einschußöffnung. Ich hatte gehofft, nie wieder eine solche Wunde sehen zu müssen. Man sagt doch, daß Mack Rupper geflüchtet ist. Wie konnte es dann zu diesem Mordanschlag kommen?“
    „Hm“, murmelte Inspektor Hester in düsterem Brüten. „Mit solch tückisch abgefeilten Patronen mordete Mack Rupper seine Opfer. Er war Spezialist in diesem dreckigen Geschäft. Ein miserabler Schütze, der nie das Herz seines Gegners traf. Aber diese Patronen taten dennoch ihre Arbeit. Sie führten in jedem einzelnen Fall den Tod herbei.“
    „Auch hier ist es nicht anders“, flüsterte der Arzt ratlos.
    „Ich kann ihm nicht mehr helfen. Es geht zu Ende mit ihm. Sehen Sie selbst!“
    Es war so, wie er sagte. Sergeant Waldram lag in den letzten Zügen. Sein Gesicht verfiel von Sekunde zu Sekunde mehr. Bläuliche Todesschatten senkten sich auf die ausgehöhlten Wangen.
    Einmal noch bäumte er sich auf und schrie laut seinen Schmerz in die Nacht hinein. Dann krümmte er sich zusammen wie ein verendetes Tier. Sein Pulsschlag erlosch. Das gemarterte Herz hörte auf zu schlagen.
     
    3
     
    Auf diese Nacht folgte ein grauer Oktobermorgen. Die Sonne war nicht imstande, das düstere Gewölk zu durchdringen. Auf den Straßen schwammen große Wasserlachen. In den Dachrinnen gluk- kerte das abfließende Regenwasser. Dieses monotone Geräusch war es, das Ralph Condray aus dem Schlaf weckte. Zunächst wußte er überhaupt nicht, wo er sich befand. Verständnislos musterte er das breite Sofa, auf dem er lag. Seine Blicke irrten forschend durch das fremde Wohnzimmer.
    „Verdammt!“, murmelte er und griff mit beiden Händen an den dröhnenden Schädel. „Mir tut jedes einzelne Haar weh. Was ist denn nur in dieser Nacht geschehen?“
    Nach zwei, drei Minuten kannte er plötzlich wieder alle Zusammenhänge. Der pochende Schmerz in seinem Kopf wäre noch zu ertragen gewesen. Aber der Verlust, den ihm diese Nacht gebracht hatte, wog viel schwerer. Schlagartig überfiel ihn wieder die bittere Erkenntnis, daß er vor einem Nichts stand. Er hatte alles verloren, was er besaß. Er hatte keinen Beruf, keine Wohnung, keine Freunde, keine Beziehungen. Was sollte aus ihm werden? Wie sollte er jemals wieder festen Fuß in dieser großen Stadt fassen. Er wußte noch nicht einmal, wovon er in den nächsten Tagen leben würde.
    „Guten Morgen“, rief da eine dunkle Stimme mitten in seine bedrückenden Gedanken. „Wie geht es, James? Hast du gut geschlafen?“
    „Ich heiße Ralph Condray, verstanden?“
    „Ja, ja. Ich weiß schon. Leider vergesse ich deinen neuen Namen immer wieder. Der alte war mir viel geläufiger.“
    Maud Ruby setzte ein Tablett auf dem Tisch ab und schenkte aus einer Kanne goldbraunen Tee in eine altertümliche Tasse. Ihre Bewegungen wirkten anmutig und reizvoll. Ihr Gesicht war rassig und apart wie stets, obwohl sie nur wenig geschlafen hatte.
    „Was willst du nun tun?“, fragte sie mit scheuen Blicken. „Wirst du den Einbruch der Polizei melden?“
    „Leider kann ich das nicht tun“, murmelte Ralph Condray verbittert. „Ich habe die Diamanten nicht ganz legal eingeführt. Ich hätte sie verzollen müssen. Aber da man mein Gepäck gar nicht untersuchte, glaubte
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