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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca
Autoren: Ken Follett
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würden schon in Assiut Nachforschungen anstellen, und ihre Kollegen in Kairo würden die Einzelheiten – wie Vandam – heute morgen erfahren. Welchen Grund gab es, den Nachrichtendienst einzuschalten?
    Vandam runzelte die Stirn und dachte nach. Ein Europäer wird in der Wüste aufgelesen. Er behauptet, sein Auto habe eine Panne, nimmt sich ein Zimmer in einem Hotel, verläßt es ein paar Minuten später und fährt mit dem Zug ab. Sein Auto wird nicht gefunden. Die Leiche eines Soldaten wird am selben Abend in dem Hotelzimmer entdeckt.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Vandam rief Assiut an. Die Vermittlung des Armeelagers brauchte eine Weile, um Captain Newman aufzustöbern, aber schließlich wurde er im Magazin angetroffen und ans Telefon geholt.
    »Dieser Messermord sieht fast nach einer aufgeflogenen Tarnung aus«, sagte Vandam.
    »So schien es mir auch, Sir«, antwortete Newman. Seine Stimme klang jung. »Deshalb habe ich den Bericht an den Nachrichtendienst geschickt.«
    »Sehr umsichtig. Sagen Sie, welchen Eindruck hatten Sie von dem Mann?«
    »Er war ein großer Kerl ...«
    »Ich habe Ihre Beschreibung vor mir – einen Meterachtzig, rund 76 Kilo, dunkles Haar, dunkle Augen –, aber das verrät mir nicht, was für ein Mensch er war.«
    »Ich verstehe«, entgegnete Newman. »Nun, um ehrlich zu sein, zuerst hegte ich nicht den geringsten Verdacht gegen ihn. Er sah völlig erschöpft aus, was mit seiner Geschichte zusammenzuhängen schien, daß er auf der Wüstenstraße eine Panne hatte, und er wirkte wie ein rechtschaffener Bürger: ein Weißer, anständig gekleidet, ziemlich redegewandt, mit einem holländischen oder – besser gesagt – Afrikaans-Akzent. Seine Papiere waren perfekt, ich bin immer noch ganz sicher, daß sie echt sind.«
    »Aber ...?«
    »Er erzählte, daß er sich um seine Geschäfte in Oberägypten kümmern wolle.«
    »Recht plausibel.«
    »Ja, aber er schien mir nicht der Typ, der sein Leben für ein paar Geschäfte, kleine Fabriken oder Baumwollfarmen einsetzt. Er war eher ein selbstbewußter Großstädter: Geld, wenn er etwas besaß, hätte er wahrscheinlich bei einem Londoner Makler oder einer Schweizer Bank investiert. Er war einfach kein Krämer ... Es ist sehr vage, Sir, aber verstehen Sie, was ich meine?«
    »Durchaus.« Newman machte einen intelligenten Eindruck. Wieso saß er da draußen in Assiut fest?
    Newman fuhr fort: »Und dann fiel mir ein, daß er sozusagen ganz plötzlich in der Wüste aufgetaucht war und ich eigentlich nicht wußte, woher er gekommen sein konnte ... Deshalb befahl ich dem armen alten Cox, bei ihm zu bleiben, unter dem Vorwand, ihm zu helfen. Ich wollte sichergehen, daß er sich nicht davonmachte, bevor wir seine Geschichte überprüft hatten. Ich hätte den Mann natürlich festnehmen sollen, aber aufrichtig gesagt, Sir, bis dahin hatte ich nichts als einen ganz leichten Verdacht.«
    »Niemand macht Ihnen Vorwürfe, Captain«, sagte Vandam. »Ausgezeichnet, daß Sie sich den Namen und die Adresse aus den Papieren eingeprägt haben. Alex Wolff, Villa les Oliviers, Garden City, stimmt’s?«
    »Jawohl, Sir.«
    »In Ordnung. Bleiben Sie den Dingen an Ihrem Ort auf der Spur.«
    »Jawohl, Sir.«
    Vandam hängte ein. Newmans Verdacht entsprach seinen eigenen Instinkten, was den Mord betraf. Er beschloß, mit seinem direkten Vorgesetzten zu reden. Mit dem Bericht in der Hand verließ er das Büro.
    Der Nachrichtendienst des Generalstabes wurde von einem Brigadegeneral mit dem Titel Director of Military Intelligence geleitet. Der DMI hatte zwei Stellvertreter: den Chef der Operations- und den der Nachrichtendienstabteilung. Die Stellvertreter waren Obersten. Vandams Vorgesetzter, Oberstleutnant Bogge, unterstand der Operationsabteilung. Bogge war für Personalsicherheit verantwortlich und verbrachte den größten Teil seiner Zeit damit, den Zensurapparat zu verwalten. Vandam hatte mit undichten Stellen im Sicherheitssystem zu tun. Er und seine Leute verfügten über mehrere hundert Agenten in Kairo und Alexandria. In den meisten Klubs und Bars gab es einen Kellner, der von ihm bezahlt wurde, er hatte einen Informanten unter dem Hauspersonal der wichtigeren arabischen Politiker, König Faruks Kammerdiener arbeitete für Vandam ebenso wie der wohlhabendste Dieb von Kairo. Er war an denen interessiert, die zuviel redeten, und an denen, die zuhörten. Unter den Zuhörern faßte er vor allem arabische Nationalisten ins Auge. Es schien jedoch möglich, daß der
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