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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca
Autoren: Ken Follett
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indem er allzu bereitwillig Erklärungen abgab. »Mein Name – Wolff – ist niederländisch, und ich wurde nach meiner Geburtsstadt Alex getauft.«
    Newman bewies höfliches Interesse. »Was führt Sie hierher?« Auch darauf war Wolff vorbereitet. »Ich habe geschäftliche Verbindungen in mehreren Städten Oberägyptens.« Er lächelte. »Ich möchte sie überraschend besuchen.«
    Sie erreichten Assiut. Nach ägyptischen Maßstäben war es eine große Stadt, mit Fabriken, Krankenhäusern, einer islamischen Universität, einem berühmten Kloster und rund 60 000 Einwohnern. Wolff wollte gerade darum bitten, am Bahnhof abgesetzt zu werden, als Newman ihn vor diesem Irrtum bewahrte. »Sie brauchen eine Werkstatt«, sagte der Captain. »Wir bringen Sie zu Nasif. Er hat einen Abschleppwagen.« Wolff zwang sich zu einem: »Vielen Dank.« Er schluckte trocken. Immer noch reagierte er nicht rasch genug. Wenn ich mich nur zusammenreißen könnte, sagte er sich, die verdammte Wüste hat meine Reflexe verdorben. Er blickte auf seine Armbanduhr. Die Zeit reichte, um die Komödie bei der Werkstatt mitzuspielen und dentäglichen Zug nach Kairo trotzdem zu erreichen. Was sollte er tun? Er mußte die Werkstatt aufsuchen, da Newman ihn sicher beobachten ließ. Dann würden die Soldaten weiterfahren. Wolff würde sich nach Ersatzteilen oder etwas Ähnlichem erkundigen, um danach zum Bahnhof zu gehen.
    Wenn er Glück hatte, würden Nasif und Newman sich nie über das Thema Alex Wolff unterhalten.
    Der Jeep fuhr durch die geschäftigen, engen Straßen. Die vertrauten Bilder einer ägyptischen Stadt gefielen Wolff: die bunte Baumwollkleidung, die Frauen mit Bündeln auf dem Kopf, die diensteifrigen Polizisten, die gerissenen Burschen mit Sonnenbrillen, die winzigen Läden, deren Inhalt in die ausgefahrenen Straßen überquoll, die zerbeulten Autos und die überladenen Esel. Sie hielten vor einer Reihe niedriger Gebäude aus Lehmziegeln an. Die Straße war von einem uralten Lastwagen und den Resten eines ausgeschlachteten Fiats halb blockiert. Ein kleiner Junge saß auf dem Boden vor dem Eingang und arbeitete mit dem Schraubenschlüssel an einem Zylinderblock.
    »Ich muß Sie leider hier absetzen«, sagte Newman. »Die Pflicht ruft.«
    Wolff schüttelte ihm die Hand. »Sie waren sehr freundlich.«
    »Es ist mir wirklich peinlich, Sie im Stich zu lassen«, fuhr Newman fort. »Sie haben viel durchgemacht.« Er runzelte die Stirn, dann hellte seine Miene sich auf. »Hören Sie, ich lasse Corporal Cox zurück. Er kann sich um Sie kümmern.«
    »Das ist sehr nett, aber nicht ...«
    Newman hörte nicht zu. »Nehmen Sie die Koffer des Mannes, Cox, und passen Sie gut auf. Ich möchte, daß Sie ihm helfen, aber überlassen Sie nichts diesen Arabern. Verstanden?«
    »Ja, Sir!« entgegnete Cox.
    Wolff stöhnte innerlich. Nun würde es weitere Verzögerungen geben; und er mußte den Corporal abschütteln. Captain Newmans Freundlichkeit wurde zu einer Plage – konnte das beabsichtigt sein?
    Cox und Wolff stiegen aus, und der Jeep setzte sich in Bewegung. Wolff betrat Nasifs Werkstatt, während Cox ihm mit den Koffern folgte.
    Nasif war ein lächelnder junger Mann in einer schmutzigen Galabiya. Er arbeitete beim Licht einer Öllampe an einer Autobatterie und sprach sie auf englisch an. »Möchten Sie wunderbares Auto mieten? Mein Bruder hat Bentley.«
    Wolff unterbrach ihn in einem raschen, ägyptischen Arabisch. »Mein Auto ist stehengeblieben. Sie sollen einen Abschleppwagen haben.«
    »Ja. Wir können sofort abfahren. Wo ist das Auto?«
    »Auf der Wüstenstraße, vierzig oder fünfzig Meilen entfernt. Aber wir kommen nicht mit.« Er zog seine Brieftasche hervor und gab Nasif eine englische Pfundnote. »Sie finden mich im Grand Hotel neben dem Bahnhof, wenn Sie zurück sind.«
    Nasif nahm das Geld bereitwillig an. »Sehr gut! Ich fahre gleich los!«
    Wolff nickte kurz und drehte sich um. Während er mit Cox im Gefolge die Werkstatt verließ, dachte er über die Konsequenzen seines kurzen Gesprächs mit Nasif nach. Der Mechaniker würde mit seinem Abschleppwagen in die Wüste fahren und die Straße nach dem Auto absuchen. Schließlich würde er ins Grand Hotel zurückkehren, um seinen Mißerfolg zu melden. Dort würde er erfahren, daß Wolff abgereist war. Wenn er sich dann für den verschwendeten Tag auch nicht zu schlecht bezahlt fühlte, dürfte ihn das wahrscheinlich nicht daran hindern, allen möglichen Leuten die Geschichte des verschwundenen
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