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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca
Autoren: Ken Follett
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geheimnisvolle Mann aus Assiut eine andere Bedrohung darstellte.
    Vandams Kriegskarriere war bis jetzt von einem aufsehenerregenden Erfolg und einem großen Fehlschlaggekennzeichnet. Der Fehlschlag ereignete sich in der Türkei. Raschid Ali war aus dem Irak dorthin geflüchtet. Die Deutschen wollten ihn herausholen und zu Propagandazwecken einsetzen; die Briten wollten ihn von der Offentlichkeit fernhalten, und die Türken, bestrebt, ihre Neutralität zu wahren, wollten niemanden vor den Kopf stoßen. Vandam hatte dafür sorgen sollen, daß Ali in Istanbul blieb, doch der hatte seine Kleidung mit einem deutschen Agenten getauscht und war direkt vor Vandams Nase aus dem Land entkommen. Ein paar Tage später hatte er über die Deutsche Welle Propagandareden an den Nahen Osten gehalten. Vandam konnte seinen Fehler in Kairo zum Teil wiedergutmachen. London hatte damals Grund zu der Annahme, daß dort entscheidende Nachrichten durchsickerten, und nach drei Monaten mühsamer Nachforschungen entdeckte Vandam, daß ein höherer amerikanischer Diplomat über einen unsicheren Code nach Washington berichtete. Man hatte den Code geändert, die undichte Stelle gestopft und Vandam zum Major befördert.
    Wenn er Zivilist oder Soldat in Friedenszeiten gewesen wäre, hätte er auf seinen Triumph stolz sein und sich mit seiner Niederlage abfinden können. Er hätte sich gesagt: »Mal gewinnt man, mal verliert man.« Aber im Krieg kommen Menschen durch den Fehler eines Offiziers um. Bei der Raschid-Ali-Affäre war eine Agentin ermordet worden, was Vandam sich nicht verzeihen konnte.
    Er klopfte an Oberstleutnant Bogges Tür und trat ein. Reggie Bogge war ein kleiner, vierschrötiger Mann in den Fünfzigern mit makelloser Uniform und pomadisiertem, schwarzem Haar. Er räusperte sich nervös, wenn er nicht genau wußte, was er sagen sollte – und das geschah oft. Bogge saß an einem riesigen geschwungenen Schreibtisch, größer als der des DMI, und ging seinen Ablagekasten durch. Er war immer gern bereit zu plaudern und bedeutete Vandam, auf einem Stuhl Platz zu nehmen.Dann nahm er einen hellroten Cricketball und warf ihn von einer Hand zur anderen. »Sie haben gestern gut gespielt.«
    »Sie waren auch nicht schlecht«, antwortete Vandam. Es stimmte: Bogge war der einzige anständige Bowler seiner Mannschaft gewesen, und er hatte mit seinen langsamen Bällen vier Schläger in zweiundvierzig Läufen ausgeschaltet. »Aber gewinnen wir den Krieg?«
    »Leider gibt es noch mehr miese Nachrichten.« Die Lagebesprechung hatte noch nicht stattgefunden, aber Bogge schnappte immer schon vorher das Neueste auf. »Wir erwarteten, daß Rommel direkt von vorn angreifen würde. Hätten uns denken können, daß der Bursche nie offen und ehrlich kämpft. Er hat unsere Südflanke umgangen, das Hauptquartier der Siebten Panzerdivision erobert und General Messervy gefangengenommen.«
    Es war eine deprimierend vertraute Geschichte, und Vandam fühlte sich plötzlich müde. »Was für ein Durcheinander.«
    »Zum Glück konnte er nicht bis zur Küste vordringen, so daß die Divisionen an der Ghasala-Front nicht isoliert sind. Trotzdem ...«
    »Aber wann werden wir ihn bloß aufhalten ?«
    »Er wird nicht viel weiter kommen.« Es war eine idiotische Bemerkung. Bogge wollte sich nicht auf Kritik an Generälen einlassen. »Was haben Sie da?«
    Vandam gab ihm den Bericht. »Ich möchte der Sache nachgehen.«
    Bogge las und blickte auf. Seine Miene war verständnislos. »Was soll das Ganze?«
    »Es sieht nach einer aufgeflogenen Tarnung aus.«
    »Mh?«
    »Es gibt kein Motiv für den Mord, deshalb müssen wir spekulieren«, erklärte Vandam. »Eine Möglichkeit: Der Reisende war jemand anders, als er behauptete. Der Corporal kam dahinter und wurde deshalb umgebracht.«
    »Jemand anders, als er behauptete, Sie meinen, daß er ein Spion war?« Bogge lachte. »Wie soll er wohl nach Assiut gekommen sein, mit dem Fallschirm? Oder ist er zu Fuß gegangen?«
    Das war das Problem, wenn man versuchte, Bogge etwas zu erklären: Er mußte die Idee lächerlich machen, als Entschuldigung dafür, daß er sie nicht selbst gehabt hatte. »Es ist nicht unmöglich, daß ein kleines Flugzeug durchschlüpft, und es ist auch nicht unmöglich, die Wüste zu durchqueren.«
    Bogge ließ den Bericht über die weite Fläche seines Schreibtischs segeln. »Nicht sehr wahrscheinlich. Verschwenden Sie damit keine Zeit.«
    »Jawohl, Sir.« Vandam hob den Bericht vom Boden auf und unterdrückte
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