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DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

Titel: DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)
Autoren: Roy Spring
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verblieben noch ganze vier reizende, süsse, liebenswürdige Mädchen.»
Zuversichtlich beginnt er herumzutelefonieren, allerdings nicht, ohne sich zuvor «mit einigen Seiten erfrischender Lektüre aus Casanovas Memoiren gestärkt zu haben». Nach zwei Misserfolgen und einigen Gläsern Rotwein schwört er sich, am nächsten Fackelzug für das Frauenstimmrecht teilzunehmen, «auf dass die Frauen so weit emanzipiert werden, dass sie sich selbst an Parties mitbringen, und dass die viertausendjährige Asymmetrie der männlichen Überforderung endlich ein Ende nähme!»

Es fiel Schawinski nie leicht, die passende Partnerin für den jeweiligen Lebensabschnitt zu finden. In der Radio-Gründerzeit war es Ina, mit der er durch dick und dünn ging. «Sie war die ideale Gefährtin in dieser Zeit des permanenten Alarms», sagt er, «sie war meine Komplizin in einer knallharten Kampagne.»
Die Beziehung war zumindest so lange unproblematisch, als sich die Lebensumstände nicht änderten. Doch bald entpuppte sich Radio 24 als wahre Goldgrube. Schawinskis Kalkül präsentierte sich denkbar einfach: Die Betriebskosten – Löhne für 14 Mitarbeiter sowie Abschreibungen – betrugen monatlich 250’000 Franken, mit täglich 20 Minuten verkaufter Werbung war Schawinski bereits im Plus. Als Ende des Monats plötzlich zwischen fünfzig- und hunderttausend Franken übrigblieben, habe Schawinski realisiert: «Entweder stehe ich bei der nächsten Senderschliessung vor einer Riesenpleite, oder ich bin ziemlich schnell Millionär!»
Im Gegensatz zu Ina, die nichts gegen ein Leben im Wohlstand einzuwenden hatte, tat sich Schawinski schwer mit dieser Perspektive. «Nach wie vor weigerte ich mich, den Lebensstandard den neuen finanziellen Möglichkeiten anzupassen», notierte er in einem unveröffentlichten Buchmanuskript. «Der Konsumterror würde mich auch jetzt nicht fressen, schwor ich mir. Da ich seit langem gewusst hatte, dass das Streben nach persönlichem Luxus korrumpiert, würde ich mich durch die Umstände nicht in diese Falle locken lassen.»
Trotzdem zogen sie auf Inas Drängen aus ihrer Zweizimmer-Stadtwohnung in eine Einfamilienhaussiedlung im aargauischen Oberwil mit gemeinschaflichem Hallenbad und Sauna. Das bedeutete für Schawinski ein «unbeschreiblicher Luxus», und «mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend» habe er den Mietvertrag über monatlich 3000 Franken unterschrieben. Die Skepsis schien ihm recht zu geben: Kurz darauf erfolgte die erste Schliessung von Radio 24.
Doch nach kurzem Unterbruch kam die Geldmaschine auf dem Pizzo Groppera wieder zum Laufen. In April 1981 überstürzten sich die familiären Termine: Mitte Monat liess sich Ina scheiden; am 24. April vermählte sie sich mit Roger in Oberwil («Die Trauung um 17.45 Uhr dauerte nicht lange», berichtete das Aargauer Volksblatt, denn «nach aargauischem Gesetz darf nur bis um 18 Uhr geheiratet werden»); und bereits am 28. April kam Kevin zur Welt.
Ausgerechnet an diesem Tag sollte der Trendsetter Award des amerikanischen Billboard-Magazins, der weltweit grössten Musikzeitschrift, an Roger Schawinski verliehen werden («For courageously introducing commercial radio into Switzerland against all odds»). Trotz Kaiserschnitt schaffte es der frischgebackene Papa nicht mehr rechtzeitig zur Siegerehrung nach Berlin.

Nach letzten Wirren auf dem Pizzo Groppera (einmal machte sogar das Gerücht die Runde, Schawinski wolle den Sender an den libyschen Diktator Moamar El Ghadafi verkaufen, um sich vor dem Konkurs zu retten) war ihm die Anerkennung als unerschrockem Radiopionier gewiss. Als nach 2592 Stunden Funkstille am 4. Mai 1982 die dritte und letzte amtliche Schliessung aufgehoben wurde, rasierte sich Schawinski den Bart – und mutierte vom Piraten zum properen Familienvater und Geschäftsmann.
Bereits kündigte der Bundesrat die neue liberale Rundfunkverordnung (RVO), und sogar Fernsehunterhalter Kurt Felix spielte jetzt mit dem Gedanken, in St. Gallen ein werbefinanziertes Lokalradio Gallus zu gründen («Es würde sich um bürgernahe, fröhliche und unterhaltsame Radioprogramme handeln, die den direkten Kontakt mit den Hörern suchen und absolut unpolitisch sind», verriet er der Bündner Zeitung).
Kein Wunder, hielt Schawinski die Zeit für reif, das lukrative Radiogeschäft alleine weiterzuziehen. Also verabredete er sich mit Financier Bernd Grohe zum Mittagessen im japanischen Restaurant Sala of Tokyo in Zürich. Beim Hantieren mit den
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