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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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zuvor,
kerngesund im Bauch und im Hälschen - hupp! –
un’ der besteste Sänger, der größte Tenor
im wehschneißen... schneeweißen Pelzchen.«

    Moritz, der eben noch sterbenskrank gewesen war und der kaum noch einen Ton hatte hervorbringen können, fühlte plötzlich, wie seine kümmerliche, dicke kleine Gestalt sich straffte, wuchs und die Größe eines bildschönen, muskulösen Katers annahm. Sein Fell war nicht mehr lächerlich gefleckt, sondern blütenweiß und seidig schimmernd, und sein Schnurrbart hätte einem Tiger alle Ehre gemacht.
    Er räusperte sich und sagte mit einer Stimme, die plötzlich so voll und wohltönend klang, daß er selbst sofort ganz bezaubert von ihr war: »Jakob, mein lieber Freund - wie findest du mich?«
    Der Rabe zwinkerte ihm mit einem Auge zu und schnarrte: »Große Klasse, Moritz, direkt fürschtlich. Haargenau, wie du es immer gern gehabt hättest.«
    »Weißt du, Jakob«, meinte der Kater und strich sich den Schnurrbart, »von jetzt an solltest du mich vielleicht doch lieber wieder Maurizio di Mauro nennen. Das paßt doch eigendich besser zu mir, glaubst du nicht auch? Hör’ doch nur mal!«
    Er holte Luft und begann schmelzend zu miauen: »O sole mio ...«
    »Pst!« machte Jakob und winkte ab. »Vorsicht!«

Aber Zauberer und Hexe hörten zum Glück nichts, denn zwischen ihnen war ein wüster Krach ausgebrochen. Jeder beschuldigte den anderen lallend und lautstark, etwas falsch gemacht zu haben.
    »Ein Fachmann willsu sein?« schrie Tyrannja. »Daß ich nicht lache, ha ha. Du bis’ ganz einfach ein - hicks! - ein lächerförmiger Nichtskönner.«
    »Was erlaubsu dir!« brüllte Irrwitzer zurück. »Ausgerechnet du wills meine Befus ... Rebufs ... Berufsehre antasten, du alte Dilettante du.«
    »Komm, Käterchen«, flüsterte Jakob, »ich glaub’, es ist besser, wir verdünnisieren uns hier. Die werden gleich kapieren, was los is’, dann nimmt’s doch noch ein böses Ende für uns.«
    »Ich möchte aber zu gern sehen, wie es ausgeht«, raunte der Kater.
    »Mehr Grips als früher«, antwortete der Rabe, »hast du leider nicht mitgekriegt. Naja, wozu braucht den auch ein Sänger? Komm jetzt, und zwar schnell, sag’ ich dir!«
    Und während Zauberer und Hexe noch stritten, stahlen sich beide unbemerkt durch das zerbrochene Fenster hinaus.
    Vom Wunschpunsch war jetzt nur noch ein kleiner Rest übrig. Tante und Neffe waren, wie man so sagt, bereits voll wie die Strandhaubitzen. Und wie es in einem solchen Promille-Zustand bei Leuten mit bösartigem Charakter zu gehen pflegt, redeten sie sich immer mehr in sinnlose Wut hinein.
    An die Tiere dachten sie nicht mehr, und so bemerkten sie glücklicherweise auch nicht deren Verschwinden. Auf die Idee, daß irgend etwas die Umkehrwirkung des Zaubertranks aufgehoben haben könnte, kamen sie noch immer nicht. Statt dessen faßten beide in ihrem hemmungslosen Zorn den Entschluß, es dem anderen endgültig zu besorgen - und zwar mit der Kraft des Punsches selbst. Beide beabsichtigten, einander das Schlimmste und Böseste anzuhängen, was möglich war; uralt und abgrundhäßlich und todkrank wollten sie sich gegenseitig zaubern. Darum stürzten sie nun noch einmal beide gleichzeitig ein volles Glas hinunter und schrieen wie aus einem Mund:

    »Pusch aller Pinsche, erpüll meine Finsche:
    Dir wünsch’ ich jetzt Schönheit und ehewige Juhugend,
    Gesundheit an - hicks! - Leib und Gemüte
    un’ jegliche Sorte von Weisheit un’ Tugend
    un’ vor allem - hupp! - ein Herz voller Güte.«

    Und da saßen sie zu ihrer beiderseitigen vollkommenen Verblüffung plötzlich voreinander - schön und jung wie Prinz und Prinzessin aus dem Märchen.

    Tyrannja betastete sprachlos ihre gertenschlanke Figur (nur das schwefelgelbe Abendkleid hing jetzt natürlich viel zu weit um sie herum), und Irrwitzer strich sich über den Kopf und rief: »Ei potz, was sproßt denn da auf meinem Köpflein? - Hicks ! - Holla, welch herrliche Lo .. Lo.. Lockenpracht! Man reiche mir einen Kiegel und einen Spamm... wollte sagen, einen Spagel und einen Kimm ... ich meine, einen Spiegel und einen Kamm ... auf daß ich diese Fülle bändige.«
    Tatsächlich war sein vorher kahler Schädel unversehens mit einer wilden schwarzen Mähne bedeckt. Der Tante indessen wallte langes, goldblondes Haar über die Schultern wie der Lorelei, und während sie mit den Fingern ihr vordem so faltenreiches Gesicht berührte, rief sie: »Meine - hicks! - Haut ist ja glatt wie ein
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