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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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schrecklichen Kampf zu bestehen - einen Kampf gegen feindliche Mächte, die uns vernichten wollten. Und wißt ihr auch, warum?«
    »Nein, warum?« sagte Jakob.
    »Wir haben euch doch eine große und wunderbare Überraschung versprochen, nicht wahr? Und was wir versprechen, das halten wir auch. Könnt ihr erraten, worin sie besteht?«
    »Nein, worin?« fragte Jakob, und Moritz murmelte es mit.
    »So höret denn, meine lieben kleinen Freunde, und freuet euch«, sprach Irrwitzer. »Meine gute Tante und ich haben unermüdlich und unter großen persönlichen Opfern« - dabei warf er Tyrannja einen scharfen Blick zu - »unter großen persönlichen Opfern für das Wohl der ganzen Welt gearbeitet. Die Macht des Geldes« - dabei wies er auf die Hexe - »und die Macht des Wissens« - dabei legte er die Hand auf die eigene Brust und senkte demütig die Augen - »werden sich nun vereinigen, um Glück und Segen über alle leidende Kreatur und über die Menschheit zu bringen.«
    Er machte eine kleine Pause und fuhr sich theatralisch mit der Hand über die Augen, ehe er fortfuhr:
    »Aber gute Vorsätze rufen alsbald die Mächte des Bösen auf den Plan. Sie sind über uns hergefallen und haben alles darangesetzt, unser edles Vorhaben zu verhindern - das Ergebnis seht ihr vor euch. Aber da wir zwei ein Herz und eine Seele waren, konnten sie uns nicht bezwingen. Wir haben sie in die Flucht geschlagen. Und dort seht ihr unser gemeinsames Werk: Jenes wunderbare Getränk, das die göttliche Zaubermacht besitzt, alle Wünsche zu erfüllen. Selbstverständlich kann so große Macht nur Persönlichkeiten in die Hand gegeben werden, die hoch erhaben darüber sind, jemals auch nur im geringsten einen egoistischen Gebrauch von ihr zu machen, Persönlichkeiten wie Tante Tyti und ich...«
    Das war offenbar sogar für ihn selbst zu viel. Er mußte sich die Hand vor den Mund halten, um zu verbergen, daß ihn ein boshaftes Kichern schüttelte.
    Tyrannja nickte ihm zu und nahm rasch das Wort: »Das hast du wirklich sehr schön gesagt, mein lieber Junge. Ich bin gerührt. Der große Augenblick ist gekommen.«
    Dann bückte sie sich zu den Tieren herunter, tätschelte sie und sagte mit bedeutungsvoller Betonung: »Und ihr, meine lieben Kleinen, seid auserwählt, Zeugen dieses fabelhaften Ereignisses zu sein. Das ist eine große Ehre für euch. Da seid ihr wohl glücklich, nicht wahr?«
    »Aber wie!« krächzte Jakob grimmig. »Ich danke bestens.«

    Moritz wollte ebenfalls etwas sagen, bekam aber statt dessen einen neuen Hustenanfall.

    Zauberer und Hexe suchten unter dem herumliegenden Geschirr zwei Trinkgläser, die noch ganz waren, fanden auch einen Schöpflöffel, zogen Stühle heran und setzten sich zu beiden Seiten des Punschbehälters.
    Sie füllten ihre Gläser mit dem opalisierenden Gebräu und tranken sie auf einen Zug aus, ohne abzusetzen. Als sie fertig waren, schnappten sie beide nach Luft, denn der Punsch war tatsächlich alkohöllisch stark. Aus Irrwitzers Ohren stiegen Rauchkringel, und Tyrannjas spärliche Haarsträhnen rollten sich zu Korkenzieherlöckchen zusammen.
    »Aaah!« machte er und wischte sich den Mund ab. »Das tut gut.«
    »Jaaa«, sagte sie, »das belebt ordentlich.«
    Und dann begannen sie, ihre Wünsche vom Stapel zu lassen. Natürlich mußte das in Reimen geschehen, damit es wirksam war.
    Der Zauberer war schneller mit seinem ersten Spruch fertig:

»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Zehntausend sterbende Bäume im Wald
soll’n wieder treiben,
und die noch gesund sind, jung oder alt,
sollen’s auch bleiben.«

    Und nun hatte auch die Hexe ihren Spruch fertig:

»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Die Aktien der Firma Kahlschlag & Co.
machen nie mehr Gewinn.
Sie taugen nur noch als Papier für das Klo,
da gehören sie hin.«

    Und dann schenkten sie sich beide ein neues Glas ein und stürzten es hastig auf einen Zug hinunter, denn viel Zeit blieb ihnen nicht mehr, sie mußten ja bis Mitternacht alles ausgetrunken haben.

    Wieder war Irrwitzer schneller mit seinem Spruch fertig:

»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Die Elbe, die Weser, die Donau, der Rhein
und alle Gewässer
soll’n sauber und fischreich wie früher sein,
oder noch besser.«

    Und gleich danach rief Tyrannja:

»Punsch aller Pünsche, erfüll’ meine Wünsche:
Wer brunnenvergiftet, um Dreck zu verkaufen
zum eigenen Nutz,
soll nie wieder Wein und Champagner saufen,
nur den eigenen Schmutz.«

    Von neuem
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