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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller
Autoren: Arno Strobel
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Fehleinschätzung verleitet hatte, es mit einer zarten, ängstlichen Frau zu tun zu haben. Auch Menkhoff hatte sich bei ihrem ersten Zusammentreffen einige Monate zuvor von den langen blonden Haaren und dem zart wirkenden Gesicht mit den blauen Augen täuschen lassen. Sie hatte diesen falschen Eindruck mit einigen knappen, scharfen Sätzen aber schnell zurechtgerückt. Menkhoff hatte sie nach einem kurzen Moment der Überraschung angelächelt und gewusst, dass er sich mit ihr gut verstehen würde.
    Nun saß Jutta Reithöfer mit übereinandergeschlagenen Beinen neben ihm und wippte nervös mit dem Fuß, so dass ihr blonder Pferdeschwanz im Rhythmus mitschwang. Hinter ihr hatte sich KHK Udo Riedel niedergelassen, ein großer, stämmiger Mittvierziger mit immer leicht geröteter, glänzender Haut und geradezu maskenhaften Gesichtszügen, an denen nur in den seltensten Fällen eine Gemütsregung abzulesen war.
    Menkhoff hatte sich im Laufe der neun Monate, die seit seiner Versetzung von Aachen nach Köln vergangen waren, gut eingelebt und kam mit den meisten seiner neuen Kollegen gut aus. Ausnahmen bildeten eben jener Udo Riedel und sein ständiger Partner, Oberkommissar Guido Borens, der äußerlich das genaue Gegenteil Riedels darstellte. Er war erst Anfang vierzig, aber sein kleiner, dürrer Körper und die grau schimmernde Haut, die sich dünn über die eingefallenen Wangen und die hervorstehenden Knochen legte, ließen ihn krank und älter erscheinen. Wenn Riedel und Borens nebeneinander standen, erinnerten sie Menkhoff an Pat und Patachon, das dänische Komikerduo aus der Stummfilmzeit.
    Borens hockte neben Riedel und tuschelte angeregt mit ihm. Menkhoff erinnerte sich an seinen ersten Tag in Köln, als er Riedel gegenüberstand, nachdem er sich mit den meisten seiner neuen Kolleginnen und Kollegen bekannt gemacht und von allen ein paar freundliche Worte zum Einstand bekommen hatte. Riedel hatte ihn mit seinen dunklen Augen angestarrt und gesagt: »Wir haben hier schon einiges von Ihnen gehört, Menkhoff, und auch wenn die Kollegen Sie freundlich anlachen, ich sage, was ich denke. Wir sind nicht begeistert davon, jemanden in der Truppe zu haben, der Beweismittel manipuliert und denkt, er kann sich alles erlauben, weil er der Superermittler ist. Was immer Sie ausgerechnet nach Köln getrieben hat – Sie sollten wissen, dass es hier anders läuft.«
    Menkhoff hatte damals dem Impuls widerstanden, dem Kerl zu sagen, was er davon hielt, angeblafft zu werden, noch bevor er die Möglichkeit hatte, ein Wort zu sagen. Er hatte an die vielen Stunden gedacht, die er mit Dr. Winkelmann verbracht hatte, dem Aachener Polizeipsychologen, der ihm eine cholerische Persönlichkeit attestiert und ihm viele Schwierigkeiten prophezeit hatte, wenn er das nicht in den Griff bekam. An Schwierigkeiten hatte es zu der Zeit weiß Gott nicht gemangelt.
    Also hatte Menkhoff nur genickt und sich abgewandt, um seinen Schreibtisch einzuräumen. Als der Ärger in ihm sich verzogen hatte, war er stolz auf sich gewesen. Mit der Zeit hatten sowohl Riedel als auch er gelernt, aneinander vorbeizukommen, oder, wenn es gar nicht anders ging, notgedrungen zusammenzuarbeiten, auch wenn sie nie Freunde werden würden. Nun aber würde eine neue Situation entstehen, und Menkhoff war gespannt, wie Riedel darauf reagierte, wenn er erfuhr, was der Chef allen gleich eröffnen würde.
    Brosius kam in den Raum, ging mit schnellen Schritten an den Stuhlreihen vorbei und legte die Unterlagen, die er mitgebracht hatte, auf dem Schreibtisch ab. Das leise Gemurmel verstummte, der Kollege, der sich mit dem Laptop beschäftigt hatte, sagte leise ein paar Worte und zeigte dabei auf den Beamer, dann setzte er sich auf den Stuhl neben Jutta Reithöfer.
    »Alle da?«, fragte Brosius mit schnellem Blick über die Stuhlreihen. »Sieht so aus, fangen wir also an.« Mit einem Mausklick projizierte der Beamer ein übergroßes Foto der toten Frau auf die Wand. Es stammte vom Fundort und zeigte den geschundenen Körper in der geöffneten Holzkiste, die auf dem Waldboden direkt neben dem Loch stand, aus dem sie ausgegraben worden war.
    »Inge Glöckner, fünfunddreißig Jahre alt, recht vermögend, wohnt zusammen mit ihrem Mann in Hahnwald. Sie war vor drei Tagen abends mit einer Freundin zum Essen verabredet und hat sich von ihr gegen halb zwölf verabschiedet. Als ihr Mann vorgestern Morgen wach wurde, war das Bett neben ihm leer. Nach etlichen Telefonaten hat er sie dann am
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