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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller
Autoren: Arno Strobel
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Name. Wie konnte das nur sein, ausgerechnet sie.
    Inge war im Gremberger Wäldchen gefunden worden, hatte in dem Artikel gestanden. Das lag auf der anderen Rheinseite, einige Kilometer von ihrem Haus hier in Marienburg entfernt. Aber es war Köln. Mitten in ihrer Heimatstadt hatte jemand Inge bei lebendigem Leib begraben, so dass sie qualvoll erstickt war. Inge … Eva beugte sich wieder über die Zeitung, aber sie konnte nicht weiterlesen. Die Erinnerungen überrannten sie. An Inge, an das Gefühl, in einem Sarg eingesperrt zu sein. Zu furchtbar war der Gedanke, dass sie genau das geträumt hatte, was ausgerechnet Inge tatsächlich zugestoßen war. Wie war das nur möglich?

8
    Der Türgong ließ Eva aufschrecken. Hastig stand sie auf und ging mit unsicheren Schritten zur Haustür. Als sie sie öffnete, lächelte Wiebke sie an und breitete die Arme aus. »Da bin ich.«
    »Wiebke … Ist dein Termin ausgefallen? Sagtest du nicht, du brauchst mindestens eine dreiviertel Stunde, bis du hier sein kannst. Ist es denn … Ach, ich bin ganz durcheinander.«
    Das Lächeln in Wiebkes Gesicht veränderte sich nur leicht. »Eine Dreiviertelstunde, stimmt, und das ist jetzt genau …«, sie hob den Arm und warf einen Blick auf die sportliche weiße Uhr an ihrem Handgelenk, »… vierzig Minuten her. Ich habe mich extra für dich beeilt.«
    Vierzig Minuten sollte ihr Telefonat her sein? Eva hätte geschworen, dass höchstens zehn Minuten verstrichen waren, seit sie den Telefonhörer weggelegt hatte. Sie musste tief in Gedanken versunken gewesen sein. Sie bemerkte Wiebkes fragenden Blick und machte einen Schritt zur Seite. »Bitte entschuldige, komm doch rein. Ich … ich habe nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist.«
    Wiebke winkte ab und ging an ihr vorbei. »Ach, das kenne ich, das passiert mir auch häufig, wenn ich beschäftigt bin.« Ohne auf Eva zu warten schlug sie den Weg zur Küche ein. Dort saßen sie sich bei ihren Besuchen meist an dem kleinen Tisch gegenüber, tranken Kaffee oder Cappuccino, unterhielten sich und lachten häufig. Das waren seltene Momente, die Eva liebte, weil sie sich dabei unbeschwert fühlte wie ein Teenager. Wiebke war der einzige Mensch, mit dem Eva herumalbern und von Herzen lachen konnte.
    Als sie sich nun gemeinsam an den Tisch setzten und Wiebkes Blick dabei zuerst auf die aufgeschlagene Zeitung mit den handgeschriebenen Worten am Rand fiel, und sich dann fragend auf Eva richtete, war ihr allerdings nicht nach Lachen zumute.
    »Ich weiß nicht, wer das dahin geschrieben hat«, sagte sie leise. »Das stand schon dort, als ich die Zeitung reingeholt habe.«
    Wiebke zog das Blatt näher zu sich heran. »Ich habe den Artikel heute Morgen auch schon gelesen. Eine ganz furchtbare Sache. Aber was soll das bedeuten –
wach endlich auf
? Wer verkritzelt denn eine fremde Zeitung? Da hat sich doch jemand einen Scherz erlaubt. Der Zusteller vielleicht?«
    Eva stand auf, ging zur Kaffeemaschine und nahm zwei frische Tassen von der Wärmplatte. »Das glaube ich nicht.« Sie zögerte einen Moment, dann gab sie sich einen Ruck. »Ich habe das geträumt, Wiebke, genau das. Und jetzt schreibt jemand so was in meine Zeitung und unterstreicht die Überschrift.«
    Wiebkes Augen wurden groß. »Du hast geträumt, dass dir jemand etwas in die Zeitung schreibt?«
    »Nein, ich habe geträumt, dass ich in einem Sarg liege und nicht raus kann. Du weißt schon, lebendig begraben. Und ich weiß nicht einmal, ob das alles tatsächlich nur ein Traum war, oder …«
    Wiebke runzelte die Stirn. »Oder was?«
    Eva drückte den Knopf an der Kaffeemaschine. »Gleich, erst muss ich dir etwas anderes sagen.« Als das Mahlwerk mit seiner geräuschvollen Arbeit fertig und auch die zweite Tasse mit frischem Kaffee gefüllt war, stellte Eva sie auf dem Tisch ab, setzte sich Wiebke gegenüber und sah sie an. »Diese Frau, die lebendig begraben worden ist, Inge Glöckner … sie ist … sie war meine Halbschwester.«
    Wiebke riss die Augen auf. »Was? Deine … aber … ich wusste gar nicht, dass du eine Halbschwester hast. Und
sie
ist diese Frau? Gott, wie furchtbar. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Schon gut. Wir hatten schon sehr lange keinen Kontakt mehr, unser Verhältnis war nie besonders gut. Sie ist für mich eher wie eine Fremde. Ich habe mich nur sehr erschrocken, als ich plötzlich ihren Namen in dem Artikel gelesen habe.«
    Wiebke nickte. »Ich verstehe. Aber das ist doch trotzdem ganz
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