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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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schlecht unterdrückter Verzweiflung in seine Stimme. »Hören Sie mich?«
    »Hören kann ich Sie gut, Mister Truckle.«
    »Bitte versuchen Sie keine Fangschaltung«, bat Timothy, »dann bricht das Gespräch sofort zusammen, Sie verstehen? Ich gebe auf. Sie können Timothy Truckle haben. Mit Haut und Haaren. Sind Sie noch interessiert?«
    »Ja. Obwohl Sie es sich etwas früher hätten überlegen sollen; Ihr Preis ist inzwischen mächtig gesunken.«
    »Finden Sie zehn Millionen wenig?« erwiderte Timothy mit gequälter Stimme.
    »Meine Bedingungen sind heute nicht mehr so günstig –«
    »Ich verlange nur, daß Sie meinen Kopf retten. Und wenn Sie mich Silvester nach Washington bringen, sollen Sie die zehn Millionen bekommen, Sie persönlich. Ist das ein Angebot?«
    »Wie erreiche ich Sie?«
    »Ich erwarte Sie jeweils um zwölf Uhr auf der Toilette des Zentralflughafens, morgen in Kansas City, übermorgen in Indianapolis und am ersten Weihnachtstag in Pittsburg. Pünktlich auf die Minute. High noon, passend, nicht wahr? Kommen Sie allein! Ich werde Sie eher entdecken als Sie mich, und ich habe den Rayvolver schußbereit in der Hand. Ende.«
    So, dachte Timothy, das müßte vorerst reichen, um die Meute vom »Nebraska« fernzuhalten. Dann entschloß er sich, noch die Bachstelze anzurufen. Deborrah Johnson fiel das Kinn herunter, als sie Timothys Stimme erkannte; sie starrte verdattert in den Apparat.
    »Wollen Sie Schneewittchen noch haben?« fragte Timothy. »Natürlich will ich das, Ti –«
    »Keine Namen«, unterbrach Timothy barsch. »Ich kann zur Zeit ja nicht in meine Wohnung, und ich habe Angst, daß jemand dort eindringt und die Sonic mitgehen läßt. Sie können doch jederzeit in mein Appartement.«
    »Wissen Sie nicht, was passiert ist?«
    »Keine Ahnung, Debby. Ich habe nur ein Transportable bei mir, damit kann ich hier die Ortssendungen von Chicago nicht empfangen, und die ICC –« Timothy schwieg betreten. Hoffentlich merkte die Bachstelze den Lapsus nicht.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?« fragte sie eifrig. »Ich stehe auch jetzt zu Ihnen. Sagen Sie mir, wo ich Sie abholen kann, ich bringe Sie in Sicherheit.« Sie lächelte gewinnend, doch ihre Hängebäckchen zuckten verräterisch.
    »Danke, Debby! Ich wußte, auf Sie kann ich mich verlassen. Aber im Augenblick fühle ich mich sicherer hier in –« Er tat, als habe er noch im letzten Augenblick den Namen verschluckt. »Ich melde mich, wenn es nötig wird.«
    »Nicht zu spät, damit ich –« Das Gespräch wurde unterbrochen. Also hat sie doch eine Fangschaltung versucht, dachte Timothy. Ja, das ist wahre Freundschaft.
    6.
    Der Videosprecher brachte gerade den Nachrichtenüberblick: Empfang beim Präsidenten, ein Flugzeugzusammenstoß über Nevada, Vulkanausbruch in den Laramie Mountains, Banküberfälle in Boston und Milwaukee, Massenmord in Kentucky, Blackout in Ohio ... Timothy blickte verwirrt zur Uhr.
    »Nun unsere Sondersendung vom Spiel des Jahres«, sagte der Moderator. »Das heutige Lebenszeichen des Wildes kam aus Jefferson, Missouri. Gestern hat Timothy Truckle hier noch seelenruhig zehntausend Dollar abgehoben, heute nachmittag trat er als einer der sieben Zwerge der Weihnachts-Show in der ›Concert Hall‹ auf. Als ein Jagdkommando die Darsteller zur Demaskierung zwang, verschwand er, und während der Verfolgungsjagd blockierte er die Signalanlagen, so daß es zu einem totalen Verkehrschaos kam. Wir schalten um nach Jefferson City.«
    Also haben sie meine Bankgeschäfte schon geschluckt, dachte Timothy vergnügt. Auch Hearne? Da war doch eben etwas in den Nachrichten gewesen. Er rief bei der ICC an und wurde sofort mit dem Moderator verbunden. »Hier Truckle«, erklärte er. »Sie werden verstehen, warum ich Ihnen mein Bild nicht gebe. Ich muß Sie berichtigen: Mein heutiges Lebenszeichen war nicht das Verkehrschaos in Jefferson, sondern der Vulkanausbruch in den Laramie Mountains; ein Bildbericht ist unterwegs zu Ihnen. Ende.« Er konnte verfolgen, wie der Moderator verzweifelt versuchte, der Verbindung nachzugehen. »Sie haben es selbst gehört«, sagte der Moderator dann in die Kamera, »Sie haben soeben Timothy Truckle persönlich – und live – vernommen. Wahrlich, ein kaltblütiger Bursche! Neben mir sitzt Mister Stagecake, der Chef des Kommandos vier. Was sagen Sie, Mister Stagecake?«
    »Ich halte das für einen Ablenkungsversuch«, erklärte Stagecake lächelnd, er machte den Eindruck eines ausgefuchsten Technikers,
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