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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango
Autoren: Gill Lewis
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Fünfzehn-Meilen-Trip ins Naturreservat gefolgt.
    Mum machte für alle Dorfbewohner Tee und bald bekam das Ganze etwas von einer Frühmorgenparty.
    Robs Dad klopfte mir auf die Schulter. »Der Fischadler auf eurem Land ist auch unser Geheimnis. Für so was halten wir alle zusammen.«
    »Wie haben die alle davon erfahren?«, fragte ich.
    »Bis heute wusste das niemand«, entgegnete Robs Dad. »Aber Mr McNair hat heute früh die Journalisten ankommen sehen. Er hat einen Reporter beobachtet, der in Richtung See aufbrach, und gleich vermutet, dass dort oben ein Adlerhorst ist. McNair hat’s Mrs Betty in der Poststelle gesagt und die hat’s allen weitererzählt. Deshalb sind wir alle hierhergekommen. Wir wollten verhindern, dass die Reporter auf eurem Land herumschnüffeln. Wir haben ihnen gesagt, dass ihr bei uns seid.«
    »Das war knapp«, sagte Rob.
    Euan sah blass aus. »Wir haben es fast nicht geschafft.«
    »Wie konnte er das wissen?«, fragte ich. »Wie konnte Mr McNair was von den Fischadlern auf unserem Land wissen?«
    Mum stellte eine Tasse Tee neben mich auf den Tisch und setzte sich. »Er hat eine Schachtel mit Ionas Sachen gefunden, mit ihren Zeichnungen und Bildern. Und er hat sich an die Erzählungen seines Vaters erinnert, nach denen im Tal früher auch Fischadler genistet haben. Ich nehme an, er hat eins und eins zusammengezählt.«
    Robs Mum kam in den Saal und brachte Eier mit Speck. »Da kann ich ja gleich für euch alle Frühstück machen«, sagte sie. »Ihr seid eh schon spät dran mit der Schule. Ich glaub, da könnt ihr auch ’ne halbe Stunde länger hierbleiben.«
    Als wir unser Frühstück verputzt hatten, hielt ein Wagen vor dem Bürgerhaus. Der große Reporter, dem ich schon vorher begegnet war, kam durch die Tür.
    Mum räumte den Ketchup und die Flaschen mit brauner Sauce weg. »Leider müssen jetzt alle zur Schule«, sagte sie.
    Der Mann zog sein Handy hervor und scrollte seine Meldungen durch. »Ich muss nur ein paar Dinge mit Callum klären. Nichts weiter.«
    »Er hat nicht viel Zeit, also beeilen Sie sich.« Mum zog den Mantel über und nahm ihre Handtasche.
    Der Mann lächelte sie an. »Ich brauche nur die Spendenkontonummer für Jeneba. Unsere Nachrichtenredaktion hat bereits Spendengelder für ihre Operation in Großbritannien erhalten.«
    Mum setzte sich und umklammerte ihre Handtasche. »Von wie viel Geld reden wir hier?«
    Der Reporter scrollte noch einmal seine Meldungen. »Also, die Nachricht wurde erst vor einer Stunde gesendet, aber die Spendensumme bewegt sich schon in der Region um zehntausend Pfund.«
    Ich verschluckte fast meinen Speck. »Zehntausend?«
    »Yup«, bestätigte der Mann. Er blätterte ein drittes Mal die Mitteilungen durch. »Oh, und hier ist ein orthopädischer Chirurg aus London, ein totaler Vogelliebhaber. Er bietet an, Jeneba kostenlos zu operieren.«

Kapitel 38
    Im Lauf des Tages und in den Folgetagen kamen noch mehr Gelder zusammen. Menschen aus aller Welt spendeten, aus Kanada, aus Japan, Frankreich und Amerika. Eine der Zeitungen wollte für die Unkosten von einem Koordinator aufkommen, der für das Hilfsprojekt verantwortlich war und Jenebas Reise nach England organisierte.
    Alles geschah so schnell. Das Ganze lag nicht mehr in unseren Händen und entzog sich unserer Kontrolle. Es gab Fotos von Jeneba im Krankenhausbett in Gambia, es gab Fotos vom Dorf und vom Fluss. Zeitschriften und Zeitungen veränderten in ihren Artikeln meine Worte und die Geschichte. Plötzlich war Jeneba die Freundin aller, im Besitz der Öffentlichkeit. Ich freute mich für sie. Aber gleichzeitig fühlte ich, dass ich sie verloren hatte. Jeneba hatte auf keine meiner E-Mails mehr geantwortet. Ich musste über die Zeitungen erfahren, was geschehen war.
    »Du musst dich gedulden«, versuchte Mum mich zu beruhigen. »Wahrscheinlich fühlt sie sich ähnlich wie du. Plötzlich kümmern sich alle um ihr Leben. Denk dran, sie ist krank.«
    Also wartete ich. Und ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Jeneba schickte mir eine E-Mail:

    Von: Jeneba Kah
Gesendet: 1. Dezember, 13:30 WEZ

    Betreff: Wie Iris fliegen

    Hallo Callum,
tut mir leid, dass ich nicht geschrieben habe. Es hat lange gedauert, die Entzündung in meinem Bein zu stoppen. Aber jetzt bin ich bereit für die Reise. Ich konnte es nicht glauben, als mir Dr. Jawara mitgeteilt hat, ich würde zur Operation nach Großbritannien fliegen. Ich kann Deinen Dorfbewohnern nicht genug dafür danken, dass sie mir geholfen
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