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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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zwischen Tambora und Marree ein Dingo über den Weg läuft?«, wollte Tara wissen.
    »Verdammt gut«, erwiderte Victoria trocken, und die Frauen lachten, bis ihnen die Tränen über die Wangen rannen.
    Als Tara sich endlich wieder gefasst hatte, bat sie Lottie, ihr zu erzählen, wie sie Moyna Conway überzeugt hatte, ohne die Kinder abzureisen. »Bis ich nicht weiß, warum sie ihre Meinung geändert hat, werde ich immer fürchten, dass sie zurückkommt.«
    Lottie merkte, dass Victoria sie forschend ansah. »Um ehrlich zu sein, Tara, habe ich versucht, ihr Angst einzujagen, indem ich ihr sagte, sie könne dort draußen verloren gehen und nie gefunden werden.«
    »Ja, das könnte passieren, und es ist mit auch durch den Kopf gegangen«, meinte Victoria.
    Verlegen fuhr Lottie fort: »Ich habe ihr auch erzählt, einige der Aborigines seien ... Kannibalen.«
    Victoria erschrak. »Lottie!«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass das genügt, um Moyna Conway Angst einzujagen«, meinte Elsa. »Sie kam mir nicht vor, als gerate sie leicht in Panik.«
    »Schon richtig, Elsa«, erwiderte Lottie, »aber kaum dass ich ihr von den Aborigines erzählt hatte, tauchten am Fenster wie gerufen drei Furcht einflößende Gestalten auf, die uns drohend anstarrten.«
    »Wie bitte?«, sagte Victoria. »Das musst du dir eingebildet haben, Lottie. Hier gibt es keine Furcht einflößenden Aborigines, von Kannibalen ganz zu schweigen.«
    »Ich weiß.« Lottie lachte leise. »Es waren Nugget, Bluey und Charlie. Ihr hättet sie sehen sollen – sie waren in voller Kriegsbemalung, und Nugget trug sogar einen Speer bei sich. Mir ist fast das Herz stehen geblieben, bis ich sie erkannte. Danach hatte ich Mühe, mir das Lachen zu verbeißen.«
    »Was um Himmels willen haben sie da draußen gemacht?«, wollte Victoria wissen.
    »Ich habe absolut keine Idee, aber der Zeitpunkt war brillant gewählt. Moyna haben sie jedenfalls in Angst und Schrecken versetzt.« In diesem Augenblick kam Nerida kichernd ins Wohnzimmer gelaufen.
    »Lass mich raten«, meinte Victoria. »Du hast gerade Nugget, Charlie und Bluey gesehen.«
    Nerida nickte, immer noch kichernd. »Sie sehen so ... komisch aus, Missus!«
    »Ich gehe kurz hinaus und frage sie, was sie vorhatten.« Victoria verließ den Raum. Als sie gleich darauf wiederkam, lachte auch sie. »Es scheint, als hätte Jack Nugget und den anderen von Moyna erzählt, und sie dachten, sie sei eine Regierungsbeamtin, die ihn und Hannah mitnehmen wollte. Sie wussten nicht, was sie tun sollten, also haben sie ihre Kriegsbemalung aufgelegt und beschlossen, ihr Angst zu machen.« Wieder musste sie lachen. »Zum Glück hat sie Charlies Füße nicht gesehen – er hatte noch seine Stiefel an.« Sie schüttelte den Kopf. »Er kann nicht barfuß gehen – man sollte nicht glauben, dass ein so großer Mensch unter den Füßen so zarte Haut hat –, aber bei ihm ist es so.«
    Alle lachten.
    »Ich kann nicht glauben, dass sie das getan haben, Tante Victoria!«, meinte Tara überwältigt.
    »Sie hängen sehr an den Kindern, Tara. Sie tun immer so, als ob sie harte Kerle seien, aber unter ihrer rauen Schale steckt ein weicher Kern. Ich habe Bluey schon weinen sehen, wenn er ein Lamm schlachten musste.«
    Tara hatte sich noch nie von so vielen Menschen geliebt gefühlt – doch sie musste wieder an Moyna denken. »Was passiert, wenn Moyna mit der Polizei wiederkommt?«
    »Das wird sie nicht, Tara«, meinte Lottie beruhigend.
    »Wie können wir da sicher sein?«
    »Weil ich ihre angegriffenen Nerven dazu ausgenutzt habe, sie eine Erklärung unterschreiben zu lassen, in der sie auf ihre Rechte als gesetzlicher Vormund der Kinder verzichtet.«
    »Oh Lottie, du bist wundervoll!« Tara dankte Lottie mit einer herzlichen Umarmung.
    »Am besten legst du die Erklärung an einen sicheren Ort!«, meinte Lottie verlegen.
    »Das tue ich!« Tara starrte auf das Blatt Papier, als könne sie kaum glauben, dass es echt war. »Vielleicht sollte ich sie einrahmen!«
    »Wo sind eigentlich die Mädchen, Victoria? Es wird Zeit, dasswir in die Stadt zurückfahren. Ich hoffe, ich kann Rex dazu bringen, herzukommen und uns abzuholen.«
    »Sie sind mit Sorrel oben.«
    »Ihr könnt jetzt aber noch nicht gehen«, protestierte Tara. »Das hier«, sie wedelte übermütig mit Moynas Erklärung in der Luft herum, »ist ein Grund zum Feiern!«
    »Tara hat Recht, Lottie. Außerdem bezweifle ich, dass Rex heute noch herkommt – wahrscheinlich tut er es auch morgen noch
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