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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel
Autoren: Christopher Pike
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Gebäudes zuzuhalten, das ich nicht kenne. Eine Holzschranke senkt sich herab, um mir die Einfahrt zu verwehren, aber ich halte nicht an, um das grüne Knöpfchen zu drücken und ein Ticket zu lösen. Tut die Herde meiner Verfolger auch nicht. Wir lassen uns durch das Hindernis nicht aufhalten. Mir springt ein Hinweisschild für einen Aufzug ins Auge, und ich trete voll auf die Bremse. Knapp neben der Türe kommen wir zum Stillstand. Wir springen heraus und drücken den Knopf. Während wir auf den Aufzug nach oben warten, lasse ich noch einmal Blei auf unsere Verfolger regnen. Es gibt erneut Tote. Ich habe Joel angelogen. Ich zähle sie nämlich doch: drei Männer und eine Frau bekommen Kugeln ins Gesicht. Ich bin eine sehr gute Schützin.
Der Aufzug kommt, und wir hasten hinein.
Ich drücke auf den obersten Knopf. Nummer neunundzwanzig.
»Können sie den Aufzug von unten her lahmlegen?« frage ich, während ich nachlade.
»Ja. Aber um rauszufinden, wie, brauchen sie ein paar Minuten.« Er zuckt mit den Schultern. »Aber das spielt doch alles keine Rolle. Sie werden eine Armee um das Gebäude herum postieren. Wir sind in der Falle.«
»Du irrst dich«, sage ich.
Auf der Dachetage steigen wir aus. Hier befinden sich die teueren Suiten. Anwaltskanzleien, plastische Chirurgen und Anlageberater. Aber die Immobilienpreise in Los Angeles sind überteuert, und so stehen eine Reihe der Büros leer. Ich trete die Tür des nächstgelegenen ein, gehe an der großen Fensterfront entlang und nehme die angrenzenden Gebäude in Augenschein. Ich muß über die Straße und ein paar Gebäude hinüber, um zum nächsten Wolkenkratzer zu gelangen, der einen Landeplatz auf dem Dach hat. Verdammt: Warum bin ich kein märchenhafter Film-Vampir und kann fliegen?
Immerhin kann ich in einem einzigen Satz über Gebäude springen.
Joel tritt neben mich. Unter uns versammeln sich die Vertreter von Recht und Ordnung. Zwei weitere Helikopter sind am Nachthimmel erschienen. Ihre gleißenden Scheinwerfer streichen über die Fassaden der umliegenden Gebäude.
»Mit dem Aufzug werden sie nicht hochkommen«, sagt Joel. »Sie kommen erst dann, wenn sie uns oben wie unten umzingelt haben.« Er machte eine Pause. »Was tun wir jetzt?«
» Ich werde einen neuen olympischen Rekord aufstellen.« Ich deute auf das Gebäude gegenüber. Sein Dach liegt von uns aus betrachtet nur drei Stockwerke tiefer. »Ich werde rüberspringen.«
Er ist schwer beeindruckt. »Das ist weit. Schaffst du das wirklich?«
»Mit Anlauf schon. In ein paar Minuten komme ich zurück, in einem Helikopter. Ich lande hier auf dem Dach. Warte auf mich.«
»Und wenn du das Dach da drüben verfehlst?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ganz schön langer Weg nach unten.«
»Würdest du den Sturz überleben?«
»Wohl schon. Aber ich brauchte Zeit zum Gesundwerden.«
»Komm nicht zurück«, meint Joel. »Klau den Helikopter und hau ab.«
»Kommt nicht in Frage.«
Er klingt ernst.
»Es sind schon zu viele Menschen gestorben. Selbst wenn wir hier wegkommen, kann ich nicht leben mit dem Gedanken an diese Schuld. All die Toten…«
Ich werde ungeduldig. »Kapierst du nicht, wie gefährlich du für die menschliche Rasse bist? Selbst noch als Toter. Sie könnten dir Blut abnehmen, es Tieren injizieren oder sich selbst – genau wie Eddie es getan hat. Und nachdem sie gesehen haben, wozu wir imstande sind, werden sie das auch tun wollen. Glaub mir, ich töte heute abend nur deshalb, damit die Welt morgen in Sicherheit aufwachen kann.«
»Ist das wirklich wahr, Sita? Du würdest sterben, um damit all diese Männer und Frauen zu retten?«
Ich wende mich ab. »Ich würde sterben, um dich zu retten.«
Seine Stimme ist weich. »Was hast du geopfert, um mich am Leben zu halten?«
Wenn ich könnte, würde ich weinen. »Das habe ich dir doch gesagt.«
»Ich habe es nicht begriffen.«
»Macht nichts. Es ist geschehen.« Ich drehe mich wieder zu ihm hin. »Wir haben später noch Zeit, darüber zu reden.«
Er faßt meine Haare an; kleine Glassplitter fallen zu Boden. »Du vermißt ihn.«
»Ja.«
»Als ich zusehen mußte, wie er starb, wußte ich noch nicht, wieviel er dir bedeutete.«
Ein trauriges Lächeln gleitet über mein Gesicht. »Man weiß nichts über jemanden – erst wenn er oder sie stirbt.«
»Ich kann seine Stelle nicht einnehmen.«
Ich nicke schwach. »Das weiß ich.« Schließlich schüttele ich den Kopf. »Ich muß los.«
Er will mich umarmen. »Das hier ist vielleicht unser Abschied.«
»Noch ist
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