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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod
Autoren: Jason Dark
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zugingen.
    »Bin ich auch nicht«, gab Harry zu. »Denn so zu handeln, ist nicht ihre Art.«
    »War der Mörder schneller?«, fragte ich nur.
    Harry blieb stehen. »Hör auf, John, das will ich nicht hoffen.«
    »Wir können es auch nicht wegdiskutieren.«
    »Leider.« Harry ging als Erster durch die Glastür in das Theater. »Auch wenn Ulrike Dorn und ich nicht eben Freunde waren, als Fachfrau ist sie nicht schlecht. Sie muss längst einen Verdacht geschöpft haben. Möglicherweise noch vor uns.«
    »Und könnte sich dabei zu weit vorgewagt haben«, sagte ich.
    »Das befürchte ich auch.«
    Dass wir zu spät gekommen waren und die Vorstellung bereits begonnen hatte, war daran zu erkennen, dass uns im recht geräumigen Foyer niemand entgegenkam. Es warteten auch keine Besucher mehr. Sie alle hatten den Zuschauerraum betreten. Zwei Frauen an der Garderobe langweilten sich ebenfalls und schauten uns etwas verwundert an, weil wir jetzt erst erschienen waren.
    Wie es um mich herum aussah, nahm ich nicht weiter wahr. Mir war es wichtig, den Zugang zum Zuschauerraum zu finden. Auch wenn kein Platz mehr frei war, würden wir dort hineingehen. Das hatte ich mit Harry so abgesprochen. In der Pause wollten wie dann eingreifen.
    Es war gar nicht so leicht, in den Zuschauerraum zu gelangen. Ein wichtig aussehender Mensch hielt uns auf, verlangte zunächst mal die Karten zu sehen und sprach dann davon, dass die Vorstellung schon längst begonnen hatte.
    Harry zeigte ihm einen sehr dienstlich aussehenden Ausweis, was den Kontrolleur beeindruckte. Erst Sekunden später konnte er etwas sagen. Das tat er allerdings im Flüsterton.
    »Ihre Kollegin habe ich auch getroffen. Sie fragte mich nach dem Weg zu den Garderoben.«
    »Wann war das?«, flüsterte ich. »Vor Beginn der Vorstellung.«
    »Ist sie hingegangen?«
    »Ich denke schon.«
    Die nächste Frage stellte Harry. »Haben Sie sie danach wiedergesehen?«
    »Nein, nicht. Sie wollte sich wohl mit Richard Kohler treffen, der ist jetzt auf der Bühne.«
    »Wie lange läuft das Stück schon.«
    Der Mann blickte auf seine Uhr und rechnete kurz nach. »Eine Viertelstunde ist schon vorbei. Das Stück läuft.«
    »Ist es ausverkauft?«
    »Beinahe.«
    Wir bedankten uns. Der Mann zog leise die Tür zum Zuschauerraum auf, damit wir das Halbdunkel dort betreten konnten. Unser Blick zur Bühne war frei. Dort lief das Geschehen ab, dort war es auch heller. Unser Eintreten hatte niemand bemerkt. Die Gesichter der Zuschauer waren der Bühne zugewandt, die nicht die Größe eines der bekannten Theater zeigte. Aber ihre Maße reichten aus für dieses gruselige Kammerspiel, besetzt mit nur zwei Akteuren.
    Mir fiel der Titel wieder ein. »Der Mann, der seine Seele verkaufte.« Faust modern, adaptiert in diese Zeit, wobei das im ersten Moment nicht so aussah, denn das Bühnenbild wirkte auf mich relativ zeitlos.
    Es sollte wohl ein Zimmer darstellen, in dem eine breite Liege stand, auf der ein Mensch mehr saß als lag. Im Hintergrund war noch ein Fenster zu sehen, durch das rötlich-gelbes Licht schimmerte. Es reichte gerade aus, um das Bett zu erfassen, den Mann darauf und auch die Gestalt, die hochaufgerichtet vor dem Fenster stand und ihm den Rücken zudrehte. Wer wollte und genug Fantasie hatte, konnte dieses seltsame Licht auch als Feuer der Hölle ansehen.
    Vor uns malten sich die Köpfe der Zuschauer ab. Es war recht schwer für uns, einen noch freien Platz zu finden. Wir dachten daran stehen zu bleiben, als mich Harry anstieß. Als ich mich drehte, deutete er auf die letzte Reihe.
    Da gab es tatsächlich noch zwei freie Plätze sogar am Rand. Wir würden von hier schnell wegkommen. Wir ließen uns nieder.
    »Dann bin ich mal gespannt«, flüsterte Harry. Genau das war ich auch...
    ***
    Richard Kohler hatte dem Auftritt entgegengefiebert. Er war in seinem Element, denn an diesem Abend wollte er seine Zeichen setzen. Da würde er den Schnitt machen und den Menschen hier zeigen, mit wem sie es wirklich zu tun hatten. Er würde seine Nacht mit einem Mord auf der Bühne beweisen. Die Kraft der echten Hölle freilassen und den Typen beweisen, wozu ein Mensch in der Lage ist, wenn er sich mit den Mächten der Finsternis verbündet hat.
    Chris Bücker kannte seinen Part. Er stammte aus dieser Stadt und war so etwas wie ein Lokalmatador. Er kannte sich aus, er war beliebt und bekam zumeist den größten Beifall.
    Das alles störte Kohler nicht. Er zog sein Spiel durch. Er war der eigentliche Herr. Er
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