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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ich versuchte stattdessen krampfhaft, mir etwas einfallen zu lassen, wie ich meine Haut retten konnte.
    Das Messer in meiner Tasche lag zwischen meinem Bein und dem Fußboden. Ich konnte es ziehen. Aber selbst mit der Waffe in der Hand, welche Chance hätte ich schon gegen solch ein Ungeheuer? Er würde mich mit Sicherheit erwischen, sobald ich unter dem Bett hervorzukrabbeln versuchte.
    Ich konnte nur abwarten, lautlos beten und hoffen, er würde gehen, ohne mich zu entdecken.
    Ich sah zum Kamin und rechnete mir meine Chancen aus, durch das geschlossene Fenster auf den Hinterhof zu springen, als ein Stück Fleisch zu Boden fiel. Es landete mit einem klatschenden Geräusch genau vor meinen Augen. Es war ein triefender roter Hügel mit einer Warze an der Spitze.
    Als ich erkannte, was es war, wurde mir schwindelig. Mein Mund füllte sich mit Speichel, so wie es immer ist, wenn man sich übergeben muss. Bei jedem Blinzeln flackerten blaue Lichter vor meinen Augen. Ich kniff die Augen zu, schluckte und versuchte mir einzureden, ich wäre ganz woanders.
    Ich fing mit der Vorstellung an, ich säße zu Hause gemütlich im Sessel, Huckleberry Finns Abenteuer in der Hand. Nach und nach verwandelte ich mich langsam in Huck höchstpersönlich. Ich war mit Jim auf dem Floß, trieb bei Nacht den Mississippi hinunter, räkelte mich auf dem Deck und starrte in einen Himmel voller Sterne. Alles war still und friedlich, und ich fühlte mich einfach großartig. Ich wollte auf immer und ewig diesen Fluss entlangtreiben.

    Ich muss ohnmächtig geworden sein.
    Als ich wieder zu mir kam, ging der Ripper gerade zum Kamin. Er zog Hose und Schuhe an. Dann trat er zur Seite, wo ich ihn nicht mehr sehen konnte, da meine Schulter im Weg war. Ich hörte Kleidung rascheln und hoffte, es würde bedeuten, dass er seinen Mantel anzog.
    Leder quietschte. Das Geräusch erinnerte mich daran, dass allgemein angenommen wurde, der Ripper trüge eine Tasche bei sich, vielleicht eine Arzttasche, in der er sein Messer oder Skalpell aufbewahrte und die er zum Transport der Eingeweide seiner Opfer benutzte.
    Er kam zum Bett zurück und blieb stehen, nahe genug, dass ich seine Schuhe hätte berühren können. Den folgenden furchtbaren Geräuschen nach packte er ein Stück von Mary in seine Tasche.
    Wieder wurde mir übel. Meine Ohren rauschten. Ich sah die blauen Blitze. Aber ich beherrschte mich.
    Und endlich ging er zur Tür, öffnete sie und ließ einen kalten Luftzug hinein, der meinen nackten Rücken erschauern und das Kaminfeuer auflodern ließ.
    Die Tür wurde zugezogen.
    Ich blieb in meinem Versteck.
    Was dann kam, war merkwürdig.
    Er schloss die Tür ab. Er langte nicht durch das Fenster, um den Riegel vorzuschieben, er benutzte von außen einen Schlüssel. Ich hörte, wie sich der Schlüssel ins Loch bohrte, dann ein lautes Klacken und schließlich, wie der Schlüssel abgezogen wurde.
    Hatte er den Schlüssel bei Mary gefunden? Aber wenn es ihrer war, warum hat sie ihn nicht benutzt, statt durch das Fenster nach dem Riegel zu greifen?

    Ich fragte mich, warum ich mein Hirn überhaupt mit dieser Herumrätselei plagte. Der Ripper war verschwunden, das war die Hauptsache.
    Ich dachte daran, noch eine Weile abzuwarten, um sicherzugehen, dass er nicht zurückkam. Aber noch mehr als das wollte ich das Zimmer und alles, was darin geschehen war, hinter mir lassen.
    Ich kroch unter dem Bett hervor und rutschte auf dem blutigen Boden aus. Als ich endlich aufrecht dastand, beging ich den Fehler, mich umzudrehen.
    Dort lag Mary.
    Verstümmelt wie sie war, hatte sie nur noch wenig Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen. Es war ein schrecklicher Anblick. Eine genaue Beschreibung erspare ich Ihnen und mir, denn die würde Ihnen vermutlich derartig Abscheu einflößen, dass Sie das Buch sofort niederlegten. Überdies könnte ich es nicht reinen Gewissens verantworten, derartige Bilder in Ihren Kopf zu schicken. Meine Absicht ist, Sie mit der Erzählung meiner abenteuerlichen Geschichte zu unterhalten, statt Ihr Gemüt zu verfinstern oder Sie gar in Hysterie verfallen zu lassen.
    Lassen wir es dabei bewenden, dass das, was der Ripper von Mary übrig gelassen hatte, nicht mehr nach Mann oder Frau aussah. Sie hatte kein Gesicht mehr.
    Ich sah länger hin, als es für mich gut gewesen wäre, hauptsächlich, weil es eine Zeit lang dauerte, bis ich begriffen hatte, was da eigentlich auf dem Bett lag. Dann musste ich würgen und wandte den Blick ab. Leider in die

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