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Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
Autoren: Janet Chapman
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Michael konnte nur hoffen, dass der alte Krieger endlich seinen Frieden gefunden hatte.
    »Papa, du bist heute in merkwürdiger Stimmung«, sagte Robbie von der Tür her. »Tante Grace sagt, ich soll darüber reden, wenn mir etwas Sorgen macht. Reden macht alles leichter.« Er trat ein, seinen prall gepackten Rucksack auf dem Rücken, und sah mit besorgten grauen Augen zu Michael auf. »Du könntest mir von deinem Traum erzählen, das hilft vielleicht.«
    Michael legte sein Schwert auf den Polstersessel und steckte Robbies Schwert in die an seinen Rucksack angenähte Scheide, wobei er darauf achtete, dass der Griff ihn beim Gehen nicht behindern konnte. Er strich Robbie übers Haar und hob lächelnd das Kinn des Jungen an.
    »Ich träumte, ich stünde auf dem TarStone und hielte dich in den Armen, während wir vor acht Jahren deiner Mutter Lebewohl sagten«, erklärte er. Die halbe Wahrheit war seiner Meinung nach immer noch besser als eine Lüge. »Sicher war die geplante Bergwanderung der Grund dafür, dass ich von Mary geträumt habe.«
    Robbie schlang die Arme um Michaels Mitte und drückte ihn fest an sich. »Wir müssen ja nicht gehen, Papa.«
    »Doch, wir gehen«, sagte Michael leise und erwiderte die Umarmung. »Wir beide sollten Marys Lieblingsplatz aufsuchen.«
    »Nein, Papa.« Robbie trat zurück und blickte zu Michael auf. »Mamas Lieblingsplatz war in deinen Armen.«
    Michael, der das Gefühl hatte, ein Vorschlaghammer wäre auf seiner Brust gelandet, drückte Robbie an sich, damit der Junge nicht sehen konnte, wie sehr ihn dessen Worte getroffen hatten.
    »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten, Papa?«, fragte Robbie in sein Hemd hinein.
    »Ja.«
    »Ich habe ein neues Lieblingstier.«
    »Was für eins?«
    »Eine Schneeeule.«
    Michael sah seinen Sohn an und zog eine Braue hoch. »Und seit wann hast du dieses gefährliche Tier schon?«
    »Sie kam im Januar, an meinem Geburtstag zu mir.«
    »Sie?«
    Robbie, dem Michaels Besorgnis entging, nickte. »Ich nenne sie Mary«, flüsterte er.
    Wieder traf ihn der Vorschlaghammer, diesmal so heftig, dass es ihn fast umwarf. »Mary? Du hast ein Tier nach deiner Mutter benannt?«
    »Ja.« Robbie nickte. »Ich wünschte mir zum Geburtstag ganz fest meine Mutter und bekam stattdessen die Eule. Deshalb habe ich sie Mary getauft.«
    Michael trat beiseite und griff nach seinem Schwert. Langsam versuchte er diese Neuigkeit zu verdauen und sich in die Fantasie eines Achtjährigen einzufühlen.
    »Warum habe ich diese Eule nie gesehen?«, fragte er und sah Robbie wieder an. »Wo triffst du dich mit deiner Freundin?«
    Robbie zeigte aus dem Ostfenster der Bibliothek. »Dort. Auf dem TarStone. Wenn ich auf meinem Pony reite, fliegt sie mir gern nach.« Jetzt war sein Geheimnis gelüftet, und Robbie überschlug sich beinahe, um die ganze Geschichte loszuwerden. »Sie gleitet mit leisen Flügelschlägen wie der Wind durch den Wald, Papa. Und sie ist eine gute Jägerin. Die Hasen, die sie schlägt, teilt sie mit mir.« Robbie verzog sein Gesicht. »Aber Mary frisst die Hasen nicht, auch wenn ich sie brate.«
    Michael wich einen Schritt zurück, mehr beeindruckt als besorgt. Seit Grace ihm vor achteinhalb Jahren seinen Sohn in die Arme gelegt hatte, hatten er und Robbie diese Wälder durchstreift, hatten gecampt, geangelt, gejagt und ihre Mahlzeiten über offenem Feuer zubereitet. Er hatte nicht gewusst, dass sein Sohn seit geraumer Zeit die Gewohnheit hatte, sich sein Essen selbst zu machen, und ebenso wenig, dass er sich eine Schneeeule als Haustier zugelegt hatte.
    Michael schob Robbie zur Küche. »Hast du dein Messer dabei?«, fragte er. Auf das Thema Schneeeule wollte er sich erst ausführlicher einlassen, wenn sie unterwegs zum Gipfel waren.
    Sein Sohn griff in die Tasche und zog ein Klappmesser heraus, das er Michael entgegenhielt. »Wann kann ich ein großes haben wie du?«, fragte er.
    »Wenn ich der Meinung bin, dass du es haben solltest.«
    »Ich könnte eines mit gerader Klinge haben und es in meinen Stiefel stecken, so wie du.«
    »Nein, das kannst du nicht. Ein Klappmesser ist sicherer«, belehrte Michael ihn, griff in seine Tasche und zog sein eigenes Messer heraus. »Das in meinem Stiefel ist eine Waffe. Messer, die man in der Tasche trägt, sind Werkzeuge.«
    »Und ein Krieger braucht nicht mal ein Messer, um in der Wildnis zu überleben«, leierte Robbie herunter und steckte sein Messer zurück in die Tasche, als sie durch die Küche hinaus auf die Veranda
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