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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor
Autoren: Suzette Haden Elgin
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uninteressantes Gekreisch.
    „Ich will jetzt zuhören“, dachte Mark mich an. „Sei jetzt ruhig, dann wirst du auch bald etwas vernehmen. Sie sind nicht mehr weit weg.“
    Ich lauschte so angestrengt ich konnte, bis mein Kopf rauschte, aber ich hörte nichts außer den schnellen Gedankenblitzen der Erwachsenen. Sie denken nicht einzelne Worte wie ich, sondern Bilderkombinationen, die die anderen unmittelbar verstehen, und Jan meint, daß ich mich eines Tages auch so werde unterhalten können. (Oder auch nicht, weil sich die normale Psi-Fähigkeit mehr auf Einzelworte beschränkt, und ich bin nun einmal nicht ungewöhnlich begabt, damit muß ich mich allmählich abfinden.)
    Endlich, als ich schon befürchtet hatte, sie würden nie bei uns anlangen, spürte ich sie, wie sie sich der Grenze meiner Reichweite näherten, und dann traten sie zur Tür herein und es überfiel mich wie ein Gewitter.
    Verschwommen vernahm ich Patricks Schrei: „Hör damit auf, Anne-Charlotte! Hör sofort auf! Schau, was du mit den Kindern anstellst!“ Aber ich konnte nicht eigentlich auf seine Worte achten, ich ertrank in etwas Schwarzem und Klebrigem, und brüllende Ungeheuer schossen in meinem Kopf wie Sandstürme herum, und jemand stieß mich, stieß mich nach unten, tief in die Schwärze, und die Schwärze toste und faßte mit kralligen Fingern nach mir – an mehr kann ich mich nicht erinnern, weil ich ohnmächtig wurde.
    Als ich wieder erwachte, lag ich draußen im Gras, wohin sie mich getragen hatten, und jemand hatte mir die geschnitzte Halskette in die Hand gedrückt. Patrick saß neben mir und schaute geduldig und erschöpft und liebevoll auf mich herab, und er lächelte, als ich die Augen aufschlug.
    „Ich habe mich sehr ungeschickt angestellt“, sagte ich reumütig. (Das war auch dumm, denn ich bin schon zu groß, um mich von Anne-Charlottes dramatischen Ausbrüchen aus den Schuhen kippen zu lassen, noch dazu, wo ich das Theater schon früher gehört hatte.)
    „Das finde ich nicht“, beruhigte er mich. „Anne-Charlotte ist sehr stark und ihre Ausstrahlungen werden immer kräftiger.“
    „Etwas stimmt mit ihr nicht, oder?“
    Er antwortete lange nicht. Ich spürte seine liebevollen Gedanken und seine große Betrübnis.
    „Ja“, sagte er schließlich. „Etwas ist bei ihr sehr in Unordnung geraten. Sie leidet an einer Krankheit, die schon fast von den Galaxien verbannt ist, Dank sei dem Licht, und ich dachte nicht, ich würde ihr noch einmal begegnen.“
    „Wie heißt die Krankheit, Patrick?“
    „Geistesgestörtheit, Liebes. Irrsinn.“
    „Oh, ja, richtig. Davon habe ich gehört, ich meine in Büchern gelesen.“
    „Jedenfalls befürchte ich, daß es sich so verhält. Auf eine Weise kann das noch ein Segen sein.“
    Ich war schockiert.
    „Wie meinst du das, Patrick?“ fragte ich.
    „Weil wir dann vielleicht ihr Leben retten können, Tessa. Wenn sie verrückt war, als sie das Baby bekam und es zu verstecken versuchte, dann kann man sie nicht wegen Hochverrats anklagen.“
    „Ach so. Aber was würden sie dann mit ihr machen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte, ich hätte darauf eine Antwort, Tessa, aber ich weiß es nicht. Ich muß mich erkundigen.“
    „Und dann müssen wir uns alle zusammensetzen und beraten?“
    „Richtig.“
    Er erhob sich und ließ eine Kaktusblüte auf meine Brust herniedersegeln.
    „Bleib noch einen Augenblick liegen“, riet er. „Und wenn du dich besser fühlst, kommst du wieder herein. Wir haben unsere Gedankenstürmerin für eine Weile zur Ruhe gelegt.“
    Und das ist das Ende der heutigen Ereignisse. Jedenfalls bis jetzt.

 
V
     
    A KTENZEICHEN : 374.10.b, Abteilung 1114
    BETRIFFT : Q-Faktor-Abnorme
    VON : Nysse Falconer, Leiterin der Kinderstation Kommunipathen-Krippe,
    G ALAKZENTRUM , Block 11
    AN : Kommunipathen-Kontrollausschuß, Galaktischer Rat, G ALAKZENTRUM , Block 14
    D ATUM : Viermai 3018
    1) Gegenstand dieses Berichts ist das gegenwärtig in der Kinderstation der Kommunipathen-Krippe in Pfle ge befindliche Baby, Tochter der Q-Faktor-Abnormen Anne-Charlotte (Mitglied der Makluniten-Traube namens Chrysanthemenbrück auf Planet 34.922.107, volkstümlich Iris genannt). In Übereinstimmung mit der Makluniten-Sitte, nachzuschlagen in den Makluniten-Texten Band 1, Abschnitt 14, Absatz 4, hat das Kind noch keinen Namen und wird im Nachfolgenden Versuchsbaby genannt.
    2) Ich nehme Bezug auf die Geschichte der Q-Faktor-Abnormen Anne-Charlotte,
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