Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
wie sie darauf reagieren würde. Er führte das Gespräch ja nicht auf diese hinhaltende Weise, um sie zu ärgern, sondern weil er prüfen wollte, ob das Bild, das er sich von ihr gemacht hatte, stimmte; und dazu glaubte er berechtigt und verpflichtet zu sein.
    Eileen entdeckte den Widerspruch in Uwes Äußerungen.
    „Also hast du schon eine Meinung? Es ist gar nicht so, daß du noch Zeit brauchtest?“
    „Ja“, sagte Uwe, und er dachte: Mal sehen, wie sie mich dazu zwingt, meine Meinung zu sagen.
    Eileen tat das auf eine so einfache Weise, daß Uwe überrascht war.
    Sie fragte: „Ist diese Meinung so kompliziert zu formulieren, daß ich sie nicht zuverlässig überbringen könnte?“
    Uwe lachte laut. „Also damit du zufrieden bist: Meinen Segen habt ihr!“



Eileen schwieg einen Moment. Sie empfand die Bedeutsamkeit dieses Augenblicks; gerade deshalb wohl antwortete sie keck: „Etwas anderes hätte auch gar nicht zu dem Bild gepaßt, das ich mir von dir gemacht habe!“

    Nach genau sechsunddreißig Stunden und dreißig Minuten bekamen Erika und Eileen zum erstenmal direkte Funkverbindung mit der TERRA. Stürme hatten sie durchgeschüttelt, die Glieder waren lahm vom langen Sitzen bei ungenügender Gymnastik, weil der enge Führungsstand in der mittleren, etwas höher liegenden Sonde – gewissermaßen die Brücke – wenig Bewegungsmöglichkeiten bot, aber der Katamaran hatte standgehalten, sie waren bald da, und als sie die Stimmen der Freunde hörten, glänzten ihre Augen. Stunde um Stunde suchten sie nun nach einer Durchfahrt durch das vorgelagerte Korallenriff, aber nirgends war in der riesigen Barriere, die sich über Hunderte von Kilometern längs der Küste hinzog, eine Lücke zu entdecken.
    Der Barriere vorgelagert waren verschiedene Atolle, zum Teil bewachsen mit nie gesehener Vegetation, und Erika suchte schließlich eins davon aus und steuerte den Katamaran in die Lagune.
    Die TERRA wurde benachrichtigt, nach Michaels Meinung bestand die Möglichkeit, sie dorthin zu fliegen, und während Eileen an Bord blieb, um Peilzeichen zu geben, schwamm Erika an Land.
    Die dünne Leine, die sie hinter sich hergezogen hatte und mit der später eine stabile Verbindung hergestellt werden sollte, wollte sie um eine der niedrigen, buschähnlichen Pflanzen schlingen, die überall auf dem Sand wuchsen. Da spürte sie plötzlich, wie ihr rechter Arm festgehalten wurde, und dann bekam sie einen leichten elektrischen Schlag.
    Sie riß den Arm hoch, es war gar nicht schwer, und sah, daß ganze Büschel von den fadenartigen Blättern der Pflanze um ihren Unterarm gewunden waren. Mit Leichtigkeit konnte sie sie abschütteln.
    Eine fleischfressende Pflanze! Also mußte es hier so etwas wie Insekten geben? Oder befand sie sich vielleicht bei Flut unter Wasser und hatte sich an eine Art Doppelleben gewöhnt? Sollte Mara das klären, wenn sie hier ankam – für Erika galt es zunächst erst einmal, auf Überraschungen aller Art gefaßt zu sein.
    Aber Überraschungen kommen ja in der Regel nicht dann, wenn man mit ihnen rechnet. Ohne irgendwelche Zwischenfälle fand sie einen geeigneten Landeplatz für die TERRA, zog die Geräte zur Prüfung der Bodenfestigkeit herüber, vertäute den Katamaran und legte mit Eileen gemeinsam den Transportsteg für die Robotmaschinen aus.
    „Einen Augenblick, die TERRA ruft!“ sagte Eileen. Nach einer Weile meldete sie sich wieder über Helmfunk. „Sie sagen, daß in ein bis zwei Stunden ein schwerer Sturm zu erwarten sei. Ob du mit deinen Robotern eine Rille für die TERRA ausheben kannst? In einer halben Stunde sind sie hier.“
    „Das muß zu schaffen sein!“ antwortete Erika und machte sich sofort ans Werk.
    Als die Bodenrinne fertig war, markierte sie Anfang und Ende mit Leuchtpatronen und zog sich mit ihren Maschinen an Bord das Katamarans zurück.
    „Alles fertig“, meldete sie. „Wann kommt ihr?“
    „Wir sind gleich da“, antwortete Michael. „Wie ist euer Schiff gebaut, könnt ihr damit tauchen?“
    „Nein, das nicht, aber wir können so viel Ballast aufnehmen, daß die beiden Schwimmkörper unter Wasser sind und der mittlere flach auf dem Wasser liegt.“
    „Seid ihr dann manövrierfähig?“
    „Nein.“
    „Dann müßt ihr wieder auslaufen“, sagte Michael. „Wir haben ja nun schon Erfahrungen mit Stürmen. Es gibt keine Garantie, daß das Atoll genügend Schutz für euch bietet.“
    „Gut“, sagte Erika schweren Herzens. „Ich habe die Endpunkte der Rille mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher