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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser
Autoren: Herbie Brennan
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Ihrem Hutschmuck. Und jetzt kommt der raffinierte Teil. Sobald Sie den designierten Kaiser töten wollen, müssen Sie bloß einen Pfeil von Ihrem Hut nehmen – um Sie herum werden meine Leute sein, so dass es niemandem auffallen wird –, Sie müssen also bloß einen Pfeil von Ihrem Hut nehmen, ihn in das Blasrohr schieben und kräftig hindurchpusten.«
    »Kräftig hindurchpusten, Eure Lordschaft?«
    »Kräftig hindurchpusten, Jasper. Ihre Lungenkraft ist es, die den Pfeil zu jeder Person fliegen lässt, auf die Sie zielen!« Er sah Chalkhill mit glitzernden Augen an.
    Chalkhill sah auf das Rohr, dann auf die Schachtel mit Pfeilen. Er sah wieder Hairstreak an und ein wohliger Schauer durchlief ihn. »Wie angenehm… primitiv«, sagte er.
    Hairstreak nickte. »Primitiv, aber wirkungsvoll. Unser junger Freund Pyrgus wird die Verletzung kaum bemerken. Vielleicht hält er sie für einen Insektenstich. Drei Minuten später setzt die Lähmung ein, weitere vier Minuten später ist er tot – reichlich Zeit für Ihren unauffälligen Rückzug, meinen Sie nicht auch?«
    Chalkhill ließ sich den Plan durch den Kopf gehen. Auch wenn er es nie irgendjemandem gegenüber aussprechen würde, Hairstreak war ein gemeiner, hinterhältiger Kerl. Aber diesmal schien er keine geheimen Ziele zu verfolgen. Oder irgendwelche Fehler eingebaut zu haben. Höchstens einen vielleicht…
    »Eure Lordschaft – « Er zögerte. »Ich glaube, es gibt da noch ein winzig kleines Problem…«
    Hairstreak funkelte ihn an. »Und das wäre?«
    »Sir, Ihr müsst Euch bewusst sein, dass ich nicht mehr das bin, was man einen verdeckten Agenten nennen könnte. Ich meine, die versuchte Entführung der Kaiserlichen Prinzessin war eine absolut großartige Idee, aber es hatte leider auch zur Folge, dass damit ein für alle Mal meine Geheimidentität als Euer, äh, Meisterspion enthüllt worden ist.« Und dass man mich in dieses scheußliche, verstunkene Gefängnis geworfen hat, dachte er, aber das brachte er jetzt wohl besser nicht auf den Tisch. Er beugte sich eifrig vor. »Womit ich sagen will, Sir, dass man mein Gesicht jetzt kennt. Ich habe jetzt einen gewissen… Ruf. Ich fürchte, der Kaiserliche Sicherheitsdienst lässt mich nicht auch nur einen Fuß in die Kathedrale setzen.«
    »Ach so«, sagte Hairstreak. Er grinste ebenso schief wie boshaft. »Sie denken, ich hätte das nicht bedacht? Sie denken, ich hätte etwas dermaßen Augenfälliges nicht bedacht?«
    »Nein, Sir. Ganz gewiss nicht. Ich wollte damit nicht im Geringsten andeuten – «
    Aber Hairstreak ignorierte ihn. »Das ist überhaupt das Beste an diesem Plan: Denn verstehen Sie, mein lieber Jasper, ich werde der Krönung gar nicht beiwohnen.«
    »Nicht?« Chalkhill hatte keine Ahnung, was das nun wieder sollte. »Aber… erwartet man das denn nicht von Euch?«
    »Natürlich erwartet man das von mir, Sie Schwachkopf! Aus politischen Gründen geboten ist es auch. Und darum habe ich mir einen speziellen Illusionszauber anfertigen lassen.«
    »Illusionszauber?«, wiederholte Chalkhill.
    »Sie gehen als Lord Hairstreak«, sagte Hairstreak. Er lächelte breit. »Ich sagte doch bereits, dass meine Leute um Sie herum sein werden. Als Ihre Leibwächter.«
     

Zwölf
     
    W enn ein Purpurkaiser starb, verlangte die Überlieferung, dass sein Leichnam bis zur Krönung seines Nachfolgers in Amtstracht unter einem Stasiszauber in der Kathedrale aufgebahrt wurde. Vier uniformierte Mitglieder der Kaiserlichen Leibgarde standen Statuen gleich an den Ecken der Bahre, während die getreuen Untertanen unter Tränen vorbeidefilierten, um ihrem Kaiser die letzte Ehre zu erweisen.
    Aber der kürzlich verstorbene Kaiser Apatura Iris hatte bei seiner Ermordung einen Großteil seines Gesichts eingebüßt und sämtliche Wiederherstellungszauber hatten nicht gewirkt. Also war der Leichnam in der palasteigenen Gruft in Stasis versetzt worden und die Totenpriester hatten ihm stündlich den Trost ihrer Gebete gespendet.
    »So sah es hier aus, als ich gekommen bin«, sagte Thorn kläglich.
    Sie starrten auf die leere Bahre. Es gab keinerlei Anzeichen von Vandalismus oder von Beschädigung – nur war der Leichnam nicht mehr da. Blue fragte: »Wer hat die letzten Gebete gesprochen? Vor Ihnen?«
    »Bruder Sinapis.« Thorn zögerte. »Hoheit, ich habe mit ihm gesprochen. Als er gegangen ist, war noch alles in Ordnung.«
    »Die Wachen?« Vor dem Eingang zur Gruft standen Wachen, in Galauniform.
    »Sie haben nichts gesehen,
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