Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser
Autoren: Herbie Brennan
Vom Netzwerk:
Chalkhill. Er rümpfte die Nase, dann fügte er hinzu: »Von der Gefängniskost einmal abgesehen.«
    »Da dürften Sie anderes gewohnt sein«, sagte Cossus mitfühlend. Er entließ Dingy mit einer lapidaren Handbewegung. »Danke für Ihren kleinen Botendienst, Harold.«
    Dingy bedachte ihn mit einem Blick, unter dem Gras vertrocknet wäre, stapfte aber brummelnd davon. Cossus nahm Chalkhill in einer ungewohnt freundschaftlichen Geste beim Arm. »Also, Jasper, Seine Lordschaft möchte Sie vertraulich sprechen. Er erwartet Sie im kleinen Besprechungszimmer.«
    Beim kleinen Besprechungszimmer handelte es sich um ein von Bücherregalen gesäumtes Büro, das mit siebenlagigen Geheimhaltungszaubern dauergesichert war und in dem es nach altem Leder roch. Chalkhill war erst zweimal hier drin gewesen – das eine Mal, als er in Lord Hairstreaks Dienste getreten war, das andere Mal, als Hairstreak ihn beauftragt hatte, Holly Blue zu entführen, die Kaiserliche Prinzessin.
    Cossus verabschiedete sich bei der Tür. »Ist nur für Ihre Ohren bestimmt«, flüsterte er munter. Dann, überraschend: »Viel Glück.«
    Lord Hairstreak starrte forschend aus dem Fenster, wandte sich aber prompt um, als Chalkhill eintrat. »Setzen Sie sich«, sagte er scharf. Er war ein kleiner, zierlicher Mann und wie immer in schwarzen Samt gekleidet.
    Chalkhill setzte sich. Entgegen seiner Behauptung, dass sie Busenfreunde seien, fürchtete er sich vor Black Hairstreak gewaltig. Dieser Mann war die Rücksichtslosigkeit in Person. Chalkhill faltete die Hände im Schoß und wartete. Hinter Hairstreak konnte er durch das Fenster sehen, worauf der Blick Seiner Lordschaft gefallen war: Wie sein Diener von dem Haniel gefressen wurde.
    »Sie haben mich hängen lassen, Jasper«, sagte Hairstreak ruhig. »Sie haben es zugelassen, dass dieses dumme Kind Ihnen eine Nase dreht.«
    Chalkhill überlief ein Frösteln. Das »dumme Kind« war natürlich Prinzessin Blue, die ihm kürzlich eindeutig über gewesen war. Er öffnete den Mund, um die eine oder andere Entschuldigung vorzubringen, schloss ihn aber gleich wieder. Es war besser, wenn man das Reden Lord Hairstreak überließ.
    »Einen so unfähigen Schwachkopf wie Sie sollte man im Gefängnis verrotten lassen«, fauchte Hairstreak wütend. »Ihr Versagen kommt mich teuer zu stehen.«
    Mit enormer Willenskraft verhinderte Chalkhill, dass er zu zittern anfing. Durchaus möglich, dass Hairstreak ihn nur hierher hatte bringen lassen, um ihn zu Tode zu foltern; trotzdem neigte Chalkhill eher dazu, Dingys Versicherung zu glauben, dass es um einen neuen Auftrag ging. Oder war das nur Wunschdenken? Würde Hairstreak ihm einen neuen Auftrag anvertrauen, nachdem er den letzten verpatzt hatte? Draußen vor dem Fenster schwang der Haniel sich mit den Überresten des Dieners in die Lüfte. Aus fünf Metern Höhe fiel der bezopfte Kopf hinab und rollte unter einen Rosenstrauch.
    Auf einmal veränderte sich Black Hairstreaks Haltung. Er drückte den Rücken durch und sah zu den Bücherregalen hinüber. Chalkhill folgte seinem Blick. Seine Lordschaft betrachtete anscheinend die siebenundzwanzigbändige Ausgabe von Maculinias Träume vom Großreich.
    Hairstreak sagte: »Ich habe beschlossen, Ihnen eine Gelegenheit zu geben, die Scharte wieder auszuwetzen.«
    »Vielen Dank, Lord Hairstreak.«
    »Danken Sie mir nicht. Die Mission ist gefährlich.«
    »Jawohl, Lord Hairstreak.«
    »Ein Versagen bedeutet Ihren Tod.«
    »Jawohl, Lord Hairstreak.«
    »Aber Sie werden diesmal nicht versagen, nicht wahr, Jasper?«
    »Nein, Lord Hairstreak.«
    »Gut, Jasper, sehr schön. Wissen Sie etwas über die Mission, die ich für Sie habe?«
    Chalkhill leckte sich die Lippen. »Euer – « Er zögerte. Wie zum Teufel lautete Dingys Titel? Er zermarterte sich das Gehirn, aber es wollte ihm nicht einfallen. »Euer, äh, Mann erwähnte, dass Ihr womöglich, äh, vermeiden wollt, dass der junge Pyrgus Malvae gekrönt wird.«
    Hairstreak fuhr herum, ein Funkeln in den Augen. »Ich will, dass der junge Pyrgus Malvae stirbt – das will ich! Ich will, dass er ermordet wird. Ich will ein Exempel an ihm statuieren, Chalkhill. Ich will, dass er vor aller Leute Augen stirbt, auf grausame Weise. Ich will, dass es im Moment seines größten Triumphes geschieht, bei seiner Inthronisation, kurz bevor der Archimandrake ihn krönt. Ich will, dass alle Welt weiß, was aus denen wird, die sich gegen Lord Hairstreak stellen – und ihm seine kostbaren Vögel stehlen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher