Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der programmierte Mensch

Der programmierte Mensch

Titel: Der programmierte Mensch
Autoren: Jean und Jeff Sutton
Vom Netzwerk:
und blinzelte in das bläulichweiße Licht, das durch die vergitterten Fenster strömte und war sekundenlang verwirrt durch dessen Farbe.
    Heraska! Der Name formte sich in seinem Geist. Er befand sich in einer Unterkunft in der Hauptstadt Heraska, Planet Zagar, vierter Planet der blauweißen Sonne Wega.
    Wann war er hierhergekommen? Gestern. Er erinnerte sich an die Reise von Korth an Bord eines Blockadebrechers der Zumanischen Geheimdienstes, an die heimliche Landung und an die Außenbezirke der Stadt. All dies kam wieder und rückte an Ort und Stelle wie die Riegel einer Kontrolluhr. Heraska. Er mußte sich mit … treffen …
    Er trat ans Fenster und schaute hinaus. Die Sonne, blauweiß und seltsam groß, stand hoch, und er nahm an, daß es fast Mittag war. Er mußte den größten Teil des Tages verschlafen haben. Die Szene war seltsam und doch irgendwie vertraut. Menschen, Geschäfte, zahllose Fahrzeuge – alle Welten waren gleich, schloß er. Alle Welten, alle Regierungen, alle Völker. Das einzig Veränderliche waren Emotionen, Bräuche, Leichtgläubigkeit, Vertrauen. Seine Aufgabe war, dieses Muster zu erhalten, den Status quo zu sichern. Um dies durchzuführen, mußte er Kontakt mit den Agenten des Prinzen Li-Hu aufnehmen. Und laufen! Laufen, laufen, laufen … Das Wort hallte wie ein Schrei durch seinen Geist. So fühlte er beispielsweise einen tieferen Gedanken, eine vorbeugende Stimme in irgendeinem fernen Teil seines Geistes, nicht auf die Stimme zu achten, dann war der Gedanke vorüber wie ein flüchtiger Schatten. Laufen, laufen, laufen … Das Wort hämmerte in seinem Gehirn, er blickte über die Straße und merkte, daß er Hunger hatte. Seit wann hatte er nichts mehr gegessen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Die Vergangenheit war in dem gleißenden Licht untergegangen, das, auf seine Augen gerichtet, ihn bis in den Kern hinein verbrannt hatte. Das Licht und die Stimme: »Gehen Sie nicht aus, wenn Sie nicht müssen.« Die Warnung kam ungerufen, ebenso wie alle seine Gedanken ungerufen kamen.
    Er sah sich im Zimmer um, entdeckte einen Kommunikator und bestellte ein Frühstück. Als es gebracht wurde, aß er herzhaft, wobei all die Störungen und seltsamen Gefühle von früher verschwanden. Er war Myron Terle – der Myron Terle –, und er diente Dr. G. Nun hatte er eine derart schwerwiegende Mission zu erfüllen, daß er für eine Zeit seiner Persönlichkeit beraubt worden war und nur auf die Worte reagierte, die hinter dem Licht hervorgedrungen waren. Dr. G. sagte, zum Erfolg seiner Mission. Trotzdem behielt er ein leeres Gefühl, als ob ein lebenswichtiger Teil seines Ichs fehlte. Ein Körper ohne Seele, dachte er. So würde sich ein solcher Körper fühlen.
    Nach dem Essen duschte er und zog sich an, setzte den merkwürdigen breitkrempigen Hut auf und zog die farbigen Sandalen an, die die Männer Heraskas trugen, wenn die blauweiße Sonne ihre sommerliche Hitze ausstrahlte. Er stieg in die Halle hinunter, ging geradewegs hinaus und bog nach links, wie ihn sein Sinn leitete. Er war keine hundert Yards gegangen, als er zu einer Flugwagenvermietung kam.
    Er trat ein und wählte ein Modell, das weder zu phantastisch noch zu alt war, ein neutrales Fahrzeug, dachte er. Selbst die Farbe war neutral in Heraska – ein schimmerndes Blau.
    Eine Zeitlang kreuzte er langsam über den breiten Straßen und gedrängt vollen Nebengassen der Stadt, unbeschwert durch die Aufgabe, die er zu erledigen hatte. Er hatte an fremden Städten stets seine Freude gehabt. Heraska war fremd und doch nicht fremd. Obwohl er bis gestern den Planeten Zagar niemals vorher gesehen hatte, war die Szene, die sich unter ihm ausbreitete, wie eine spukhafte Erinnerung. So wußte er zum Beispiel, in welcher Richtung das Meer lag, ohne es gesehen zu haben, er kannte den Namen des Berggipfels, der sich zu seiner Linken erhob – Mount Subi. Das stimmte, die Stimme hatte es erwähnt. Als die Geometrie der Stadt fest in seinem Gehirn verankert war, keuzte er tiefer und hielt nach Anzeichen Ausschau, die die größeren Hotels markierten.
    In den Außenbezirken der Stadt, an einem schimmernd blauen See – dem Aralsee, der Name klang in seinem Gedächtnis wie der ferne Ton einer Flöte – fand er einen Bau, der genau zu den Beschreibungen paßte. Er ragte mehr als tausend Fuß über den Strand und wies sich als Empire Hotel aus, und das Gedächtnis sagte ihm, daß es sich um einen wohlbekannten Urlaubssitz handelte.
    Er kehrte um, lieferte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher